Dreifacher DDR-Meister Michael Freudenberg ist 70 geworden

MOTORSPORT Sachsenring-Sieger ist auch als Fast-Meistermacher von Dirk Heidolf in der Region fest verankert

Sachsenring. 

Sachsenring. Mit Michael Freudenberg feiert heute ein erfolgreicher Ex-Motorrad-Rennfahrer und heute ebenso erfolgreicher Teamchef seinen 70. Geburtstag, der auch mit dem Sachsenring eng verbunden ist - Michael Freudenberg. Zum einen feierte er als Hauptkontrahent des damaligen Hohenstein-Ernstthalers Uwe Wächtler auf dem alten Sachsenring in der Klasse bis 250 ccm Einzylinder Lizenz zwei Siege, 1987 und 1989. Zudem ist er als Teamchef der Fast-Meistermacher von Dirk Heidolf in der IDM.

Erst vier, dann zwei Räder

Dabei feiert der am 8. Oktober 1954 geborene Michael Freudenberg aus Bischofswerda in diesem Jahr sogar gleich zwei Jubiläen - zum einen sein 70. Wiegenfest und zum anderen 50 Jahre Rennsport, denn 1974 begann er seine aktive Karriere. Allerdings nicht auf zwei, sondern auf vier Rädern, denn 1974 schwang er sich erstmals in ein 250-ccm-Eigenbau-Kart. 1976 erfolgte sein Umstieg auf zwei Räder. Zunächst musste eine 125er-MZ herhalten, die damals für DDR-Rennfahrer üblich war. Nach der Aufgabe des Straßenrennsports bei MZ war es damals nicht einfach, an konkurrenzfähiges Material zu gelangen. Dafür wuchs der Hang zu mehr Eigeninitiative.

Durchbruch 1985

Anfangs hielten sich Michaels Freudenbergs Erfolge mit meist technisch unterlegenem Material in Grenzen, doch 1985 gelang ihm in der Klasse bis 250 ccm Einzylinder Lizenz mit dem Vize-Meistertitel der Durchbruch. Die DDR-Top-Kategorie war die Zweizylinder-Kategorie, in der Yamaha-, Rotax- oder ähnliche Fabrikate aus westlicher Produktion in Eigenbau-Rahmen oder gleich ganze Production-Racer eingesetzt wurden. Michael Freudenberg war jedenfalls weit oben angekommen, als er 1987, 1988 und 1989 bei den Einzylinder-Motorrädern drei DDR-Meister-Titel in Folge gewann und auch bei den Rennen um den "Pokal für Frieden und Freundschaft" gegen die Ostbock-Elite eine gute Figur machte.

 

Privater Neustart und zum Rennsport-Comeback genötigt

Nach dem politischen Umsturz 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 standen zunächst der Broterwerb und oft die berufliche Neuorientierung ganz oben auf der Agenda der DDR-Bürger. Da blieb nur bei wenigen Zeit und Geld für den Rennsport. Nach langen Überlegungen gründete Freudenberg schließlich eine Fahrschule, die später mit einem Motorrad- und Autocenter erweitert wurde. Als dann ein junger Mann aus der Region Rennfahrer werden wollte und Michael Freudenberg um Rat und Unterstützung bat, kam der Stein erneut ins Rollen.

 

Eigenes Racing-Team seit 1996

1996 gründete er ein eigenes Racing-Team. Den ersten größeren nationalen Erfolg feierte das Racing Team Freudenberg im Millenniumsjahr 2000, als Dirk Heidolf Deutscher Vize-Meister bei den 250-er wurde. 2001 wiederholte "Heidi" diesen Erfolg. Für die ersten Titelgewinne sorgte Michaels Sohn Carsten persönlich, indem er 2001 und 2002 den damaligen MZ-Cup gewann. Für den nächsten Vize-Titel des Teams sorgte 2006 der Schweizer Dominique Aegerter, der die IDM 125 auf dem zweiten Gesamtrang abschloss.

 

Größter Team-Erfolg 2013

2010 ging es dann fürs Freudenberg Racing Team national ganz nach oben. So wurde Luca Grünwald Deutscher 125er-Meister vor seinem Teamkollegen Toni Finsterbusch. Getoppt wurde dies zwei Jahre später, als im Übergangsjahr Florian Alt in der IDM 125 und Luca Grünwald in der IDM Moto3 Deutsche Meister wurden. Den größten Team-Erfolg feierte man 2013, als der Tscheche Karel Hanika Moto3-Europameister werden konnte. Aber auch der achte Platz von Luca Grünwald als Wild-Card-Fahrer beim Sachsenring-Grand-Prix 2012 "... war ein sensationelles Erlebnis für uns", hält Michael Freudenberg rückblickend fest.

 

National ganz oben angekommen

Weitere nationale Titel hagelte es dann 2015, als Tim Georgi und Jonas Geitner IDM-Champions in den Klassen Moto3 Standard bzw. Moto3 GP wurden. 2017 wiederholte Tim Georgi seinen Titelgewinn in einer Moto3-Kategorie, die nach der Aufgabe des offiziellen Deutschen Meisterschaftsstatus allerdings ADAC Northern Europe Cup hieß. Dieser endete bekanntlich und sehr zum Nachteil des potenziellen deutschen GP-Nachwuchses in einer Sackgasse.

 

Auf die internationale Bühne

In der IDM wurde damals die 300er-Serien-Klasse installiert, vorerst noch nicht als offizielle Meisterschaft. Dennoch wurde sie durch Jan-Ole Jähnig von einem Freudenberg-KTM-Piloten gewonnen. Danach wagte man sich immer mehr und mit größerem Aufwand auf die internationale Bühne. So sorgte wiederum Luca Grünwald 2018 im Rennen der Supersport-300-WM in Assen für den ersten WM-Sieg der Teamgeschichte. Die Saison schloss die Waldkraiburger Allzweckwaffe auf dem vierten WM-Rang ab.

 

Auch mit Serien-Rennmotorrädern erfolgreich

Nachdem Max Enderlein 2018 und 2019 in der IDM Supersport sowie Lennox Lehmann 2020 und 2021 in der IDM Supersport 300 für weitere nationale Titel gesorgt hatten, gehörte das Jahr 2023 wieder zu den international erfolgreicheren. Lennox Lehmann schenkte dem sächsischen Rennstall von Michael und seinem heute 52-jährigen Sohn Carsten im Trocken-/Regen-Rennen in Most einen weiteren Sieg in der 300er-Weltmeisterschaft. Dirk Geiger führte die WM zeitweise an und wurde am Ende WM-Vierter.

 

Finale Ende Oktober in Jerez de la Frontera

In diesem Jahr gehen in der Supersport-300-WM der niederländische Titelverteidiger Jeffrey Buis und Phillip Tonn für das Team Freudenberg KTM - Paligo Racing auf Punktejagd. Vor dem Finale vom 18. bis 20. Oktober im spanischen Jerez de la Frontera rangieren Buis und Tonn auf den Tabellenplätzen fünf und 20. In der IDM gingen die ersten drei Plätze an den Dänen Oliver Svendsen, den weiteren Niederländer Ruben Bijman sowie Phillip Tonn. Bis vor ein paar Jahren streifte Michael Freudenberg selbst von Zeit zu Zeit das Renndress über. Dazu bedurfte es allerdings triftige Gründe, wie zum Beispiel die Jubiläumsveranstaltungen anlässlich 70 und 75 Jahre Sachsenring 1997 bzw. 2022.



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