Internationales Problem: Der Regionalkreislauf beschäftigt die Abfallverwerter in Plauen und Litauen

Umweltschutz 21 hochkarätige Vertreter der Abfallzweckverbände Litauens waren Gast der M&S Umweltprojekt GmbH in Plauen

Plauen. 

Plauen. Mikroplastik, Wohlstandsmüll, Schrott. In den Abfallkreislauf gelangen immer mehr umweltfeindliche Stoffe. Es ist das große Thema der Zukunft. Und die Diskussion darüber ist international. Wie wollen wir morgen leben? "Wenn wir uns mit dieser Frage heute nicht beschäftigen, sehen wir später mal alt aus", glaubt Žilvinas Šilgalis. Der Direktor des Abfallwirtschaftszentrums der Region Šiauliai war extra nach Plauen, Guben und Forst gefahren, um sich selbst ein Bild zu machen, wie die Entsorgung in Deutschland läuft. "Das waren drei sehr spannende Tage", resümierte der Litauer, der seine Erkenntnisse mit zurück in die Partnerstadt von Plauen nahm.

Abfallzweckverbände Litauens tauschen sich mit Vogtländern aus

21 hochkarätige Vertreter der Abfallzweckverbände Litauens hatten sich in der Vogtlandmetropole über die Entsorgung und Verwertung sowie das vogtländische Abfallgebührensystem informiert. Prof. Dr. Bernd Märtner begrüßte die Delegation in der Spitzenstadt im Namen der M&S Umweltprojekt GmbH. "Es ist nicht so, dass die Litauer nach Deutschland kommen, um von uns abzuschauen. Vieles läuft in Litauen jetzt schon besser, als bei uns. Unsere regelmäßigen Treffen dienen dem gemeinsamen Austausch untereinander", stellte Prof. Dr. Bernd Märtner voran.

Bis zu 170 Bürger entsorgen in der Klopstockstraße täglich bei der KEV ihre Altstoffe

Die Litauer hatten bereits das Deponieschließungsprojekt in Guben angesehen. "Die Kompostherstellung im Spree-Neiße-Landkreis war nicht weniger spannend und beim Besuch im Recyclinghof in Forst stellten die Gäste ebenso viele Fragen", freute sich Diplom-Ingenieur Kai Löffler, der die Tochterfirma M&S Umweltprojekt Baltic UAB in Šiauliai leitet. Als M&S-Repräsentantin Litauens dolmetschte Sonata Aleksandravičienė auch den Besuch des M&S-Labors in Plauen. Bis zu 170 Bürger entsorgen in der Klopstockstraße täglich bei der KEV ihre Altstoffe. Die Kreisentsorgung Vogtland (KEV) in Plauen ist ein ganz normaler Wertstoffhof. Hier kommt es gerade zu einem großen Umbruch. Denn es dürfen keine Abfälle mehr auf Deponien gelangen, die verwertet werden können. Matthias Künzel ist Wertstoffhofmitarbeiter in der KEV: "Die Mülltrennung wird immer wichtiger! Wir unterscheiden jetzt zwischen Abfällen, die in die Verwertung gehen und Abfällen zur endgültigen Beseitigung."

Feuer, Explosionen, giftige Gase: Gefährliche chemische Reaktionen auf Deponien ein Problem

Dabei ist jede Menge Wissen vonnöten. "Geraten auf einer Deponie bestimmte Stoffe aneinander, kommt es mitunter zu gefährlichen, chemischen Reaktionen. Dann kann es zu Feuer oder Explosionen kommen und es können auch giftige Gase entstehen", weiß Prof. Dr. Bernd Märtner. Der Unternehmer aus Plauen führte die Delegation auch zur Plauener Abfallentsorgung (AEP), wo Geschäftsführerin Elke Martin Auskunft gab. Im Anschluss an diese hochinteressanten, praktischen Vororttermine ging es in den theoretischen Teil.

620 Kilogramm Siedlungsabfall produziert jeder Bürger pro Jahr

Der Wirtschaftsdezernent Lars Beck vom Vogtlandkreis hatte sich extra Zeit genommen und referierte in der M&S-Firmenzentrale in der Pfortenstraße. In dieser Arbeitsberatung ging es um das Sortierverhalten und die 620 Kilogramm Siedlungsabfall pro Kopf, die jeder Deutsche pro Jahr produziert. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass in Europa junge Familien die größten Müllverursacher sind. Das ist also in Litauen nicht anders wie in Deutschland. "Und durch die fortschreitende Globalisierung sitzen wir gewissermaßen alle in einem Boot, müssen jedoch gleichzeitig darauf achten, dass wir wieder viel deutlicher unseren Regionalmarkt vor der eigenen Haustüre in Augenschein nehmen und dort Kreisläufe schaffen", betonte Lars Beck.

Das Vogtland hat keine Müllverwertungsanlage mehr

Die große Herausforderung wird es sein, die kommunale Aufgabe der Abfallentsorgung mit der Privatwirtschaft unter marktwirtschaftlichen Bedingungen zusammenzuführen. Das Vogtland hat seine bisherige Müllverwertungsanlage geschlossen. Zuletzt waren die Verluste so groß, dass es keine andere Möglichkeit gab. Seitdem wird der Müll vom Vogtland aus nach Boxberg, Leuna, Bernburg und Leipzig transportiert. Das kostet unglaublich viel Geld und auch Ressourcen. Es ist zudem die umweltschädlichste Lösung. "Wenn wir unseren Müll in andere Regionen schaffen, landet dort auch die Wertschöpfung. Die Ressourcen im Vogtland zurück in den Kreislauf führen, das muss das Ziel aller Beteiligten im Sinne der Umwelt sein", findet Prof. Dr. Bernd Märtner.

Textilabfälle mit Beschichtung, eingebauten Minibatterien sowie Metall- und Plastikeinsätzen weiteres Problem

Übrigens gibt es durchaus auch Erfolge. Denn es landet immer weniger Abfall in der Restmülltonne. Zum Beispiel müssen die Hersteller ihre Verpackungen zurücknehmen. Ein Problem sind Textilabfälle. Sie dürfen in Deutschland schon seit längerem nicht mehr deponiert werden und dies ist auch in Litauen ebenfalls verboten. Aber die stoffliche Verwertung wird durch die Beschichtung, eingebaute Minibatterien sowie Metall- und Plastikeinsätze im Textilgewebe immer schwieriger. Deshalb werden in Europa immer mehr Alttextilien verbrannt. Ab 1. Januar 2025 ist in Deutschland der öffentlich rechtliche Entsorger (im Vogtland die KEV) für die Sammlung von Alttextilien rechtlich verbindlich verantwortlich. Moderne Funktionskleidung verrottet deutlich langsamer, weil sie wasserabweisend beschichtet und der synthetische Anteil immer größer wird. Das belastet die Umwelt enorm. Es müssen unbedingt Lösungen gefunden werden, wie solche Textilien verwertet werden, ohne die Umwelt zu belasten.

Das nächste Treffen gibt es in Litauen

Extrem gestiegen ist der Verwaltungsaufwand. Auch zu diesem Thema wurde sich ausgetauscht. Oberbürgermeister Steffen Zenner traf die Gäste aus Litauen nach der Vorstellung des vogtländisches Abfallgebührensystems. Das Stadtoberhaupt freut sich "sehr darüber, dass wir als Partnerstadt mit Šiauliai nicht nur im politischen Sinne oder im sportlichen Bereich Zusammenkünfte erleben. Diese Partnerschaft hat Dank Bernd Märtner auch einen wirtschaftlichen Hintergrund und das beschert uns international wertvolle Kontakte." Das nächste Treffen gibt es in Litauen. "Und natürlich werden wir auch wieder nach Deutschland kommen", kündigte der Direktor des Abfallwirtschaftszentrums der Region Šiauliai, Žilvinas Šilgalis an.

 



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