Gößnitz. Das Leben ist bunt, und das wird jedes Jahr in Gößnitz beim Open Air gefeiert. Mit viel, viel Musik, dabei einem ausgesuchten Bandmix und mancher Überraschung, mit Genuss, mit Freundlichkeit der Besucher untereinander und mit viel Freiheit auf dem grünen Festivalgelände an der Pleiße. Letztere war für viele der Gäste auch schon mal eine willkommene Abkühlung bei den sommerlichen Temperaturen. Oder man besuchte das Freibad und die Eisfabrik in Gößnitz.
Das schwarze Shirt überwiegt
Freilich überwiegt beim Kleidungsstil der jungen und älteren Gäste das schwarze Shirt, oft mit Namen von Musikbands versehen. Aber es gibt immer auch Farbtupfer: Indianer und Winkinger, ein blau-weiß gestreift angezogenes Baby, Bummelmütze, Mönchskutte und eine Frau mit gelbem Pfeil auf dem Kopf - ganz nach dem Motto: "Seht, hier bin ich." Robert Schmidt aus Kirchberg saß gemütlich mit seinem metallenen, selbst gebauten "Vierbeiner" auf der Wiese. "Das ist ein reinrassiger Mischling, voriges Jahr hier geboren." Klar musste dieser erneut mit nach Gößnitz kommen...
Kein typisches Mainstream-Genre
Es ist die Musik verschiedener Genres, immer abseits jeglichen Mainstreams, welche die Fans jedes Alters anlockt und vereint. Zum bereits 31. Open Air hatte der Verein Initiative für Musik & Kultur Gößnitz e.V. (IMUKG) das Festival auf die Beine gestellt, und wieder gab es Neues zu erleben. Bands, die man sonst im weiten Umkreis nicht zu hören bekommt. Da wäre "Universum 25" mit Vertretern namhafter Bands wie etwa Michael Robert Rhein von "In Extremo", Rupert Keplinger von "Eisbrecher" und Gunnar Schroeder von "Dritte Wahl", die sich für dieses Musikprojekt zusammengefunden haben. Zukunftsweisend und gesellschaftskritisch klangen auch ihre Songs: "Das ist die neue Zeit" oder "Doch jetzt ist es genug". Dazu eine Coverversion von Rio Reiser und "Ton Steine Scherben" mit dem Song "Der Traum ist aus." "Das Lied ist 51 Jahre alt und immer noch aktuell", sagte Michael Robert Rhein. "Weil die Menschen nichts lernen." Damit meinte er die Kriege, die immer wieder von den Menschen ausgehen. Im Song heißt es: "Es gab keine Waffen und keine Kriege mehr. Das war das Paradies. Der Traum ist aus." Der Frontmann von "In Extremo", in Leinefeld in Thüringen aufgewachsen, erinnerte auch mit einem Song von 1984, als er Musik zu machen begann an seine erste Band "Nr.13", die in der DDR verboten wurde.
Headliner
Headliner am späten Freitagabend war "Dritte Wahl" aus Rostock, die sich dem Punk verschrieben haben und auf ironische Weise die Gesellschaft kritisieren und ihre Botschaften verpacken. Besonders Christian Lindner von der FDP bekommt stets sein Fett ab. Und so heißt es im Song: "Du hättest wohl gern' nen gerechteren Lohn. Das regelt der Markt" oder "Die Rente ist sicher, auch wenn sie nicht reicht. Das regelt der Markt". Bissig auch der Song "Panama", in dem es heißt: "Von Februar bis Januar versteck ich meine Knete da. Sie wird dort einfach unsichtbar, oh, wie schön ist Panama."
Crowdsurfing
Zuvor standen mit ihrem tiefdunklem Sound "Heldmaschine" aus Koblenz erstmals in Gößnitz auf der Bühne. "Mit dir will ich untergeh'n", klang es theatralisch im lauen Abendschein. Beim Crowdsurfing kam Sänger René Alauff dem Publikum ganz nah. Bei Fiddlers Green und ihrem Irish Speedfolk flogen bunte Ballons umher. Und "Ich möchte wie ein Löwe sein" ließen die Jungs von "Harpyie"aus Westphalen mit ihrem melodischem Folkmetal erklingen.
Internationale Bands
Der Samstag gestaltete sich international. Etwa mit "Pendejo", eine Heavy-Rock-Band aus den Niederlanden mit spanischem Gesang. Die Finnen von "The 69 Eyes" kamen mit ihrem düsteren, atmosphärischen Sound und ihrer Mystik bestens an. "Moonspell", eine portugiesische Metal-Band, die im eigenen Land so bekannt ist, dass sie eine eigene 1-Euro-Briefmarke bekam, wurde von vielen erwartet und gefeiert. Höhepunkt war schließlich Eluveitie, eine schweizerische Folk-Metal-Band, die dem späten Samstagabend mit ihrer keltischer Musik eine ganz besondere Atmosphäre verlieh. Dudelsack, Harfe, Hurdy-Gurdy und Flöten erklangen neben den Gitarren und rauem Gesang. So ließ sich das Open Air genießen. Wer nach Mitternacht noch durchhielt, konnte die Metaller von Ohrenfeindt aus Hamburg erleben.
LXO eröffnet
Die Nachwuchsband "LXO" aus Leipzig hatte am Freitag das Open Air eröffnet. Wenngleich schon nicht wenige Besucher einige Tage vorher ihre Zelte aufbauten, um einen guten Platz mit guter Sicht oder weniger nah an der Bühne - ganz nach Wunsch - zu ergattern. Am Donnerstagabend sorgte bereits die Band Rocksack für den musikalischen Auftakt und stimmte die Kleinstadt auf den dreitägigen Ausnahmezustand ein.
Rammstein einst auf Bühne
Wer einen Blick zurück auf 30 Open-Air-Jahre in Gößnitz werfen wollte, konnte beim Anblick der gesamten Plakate, die Henry Mersiowsky vom IMUKG-Verein aufgehängt hatte, ins Staunen kommen. Denn 1994 stand bereits "Rammstein" auf der Gößnitzer Bühne, 1997 war "Dritte Wahl" da und 1993 war das Plakat noch handgeschrieben und gemalt.