Greiz. Bier - Hopfen und Malz, Gott erhalt's. Das sagt man so schön, wenn es um Bier geht. Der Tradition des Bierbrauens in Greiz widmet sich die derzeitige Sonderausstellung im Unteren Schloss der Stadt. Erörtert werden der historische Hintergrund, die heilsame Wirkung des Hopfens und die Gefahr des Malzens. "Und wir stellen die Firmengeschichten der Greizer Brauereien, besonders die der Vereinsbrauerei Greiz, dar", sagt Museumsdirektor Rainer Koch. "Das Biertrinken stellen wir auch als rituelle Handlung, Bezug nehmend auf die Schleifkannen der Greizer Zünfte, vor."
Vier Brauhäuser gab es in Greiz
In Greiz gab es einst zeitweise vier Brauhäuser: zwei herrschaftliche Brauhäuser und zwei städtische Brauhäuser. "Auf einem Stadtplan aus dem Jahre 1744 sind das Obergreizer Brauhaus, das Untergreizer Brauhaus sowie zwei nebeneinanderliegende städtische Brauhäuser an der Rückseite des Rathauses nachweisbar", erklärt Koch. Über zweihundert Jahre später hatte Greiz drei große Brauereien: die Feldschlösschenbrauerei, die Göltzschtalbrauerei und die Vereinsbrauerei.
Neue qualitative Maßstäbe
"Vor über 150 Jahren gründeten der Fabrikant Karl Gottlieb Weber, der Kaufmann Karl Anton Merz und der Privatier Anton Zenner die Vereinsbrauerei Greiz", so der Museumsdirektor. Schon 1874 konnte das erste Bier zur Verkostung gereicht werden. Der moderne Eiskeller, der mit Natureis aus dem nahegelegenen Eisteich versorgt wurde, ermöglichte die ganzjährige Herstellung untergäriger Biere. "Die Dampfmaschinenanlage reflektierte die Zeichen der Zeit - die moderne Zeit stand im Zeichen der Dampfkraft. Durch die Modernisierung des Bierbrauens und die eingesetzte neue Technik wurden neue qualitative Maßstäbe gesetzt -die gestiegenen Ansprüche veränderten das traditionelle Handwerk des Bierbrauens zunehmend. Folglich war es nur eine logische Folge, dass das städtische Brauhaus seine Pforten schließen musste." 1886 wurde daraus eine Aktiengesellschaft - die Vereinsbrauerei AG Greiz - gebildet. Dies galt als eine finanzielle Voraussetzung für weitere Modernisierungen, die die Brauerei über Jahrzehnte prägten und erfolgreich in das beginnende 20. Jahrhundert trugen.
Sauerkraut und Rübenschnitzel anstatt Bier
Durch den Ersten Weltkrieg wurde die Bierproduktion zuerst stark eingeschränkt, dann reduziert und schließlich völlig eingestellt. Stattdessen wurde in den Gärbottichen Sauerkraut angesetzt sowie die für diese Hungerszeit typischen Rübenschnitzel hergestellt, erklärt der Museumsdirektor. "1922 wurde die Göltzschtalbrauerei aufgekauft. 1923 war das Jahr der Hyperinflation - eine Zeit geprägt von wirtschaftlichen Depressionen, der massiven Geldentwertung, der Massenarbeitslosigkeit und der daraus resultierenden Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. Das alltägliche Leben in Deutschland zur Zeit des Zweiten Weltkrieges, wird häufig durch das berüchtigte Dünnbier der Kriegszeit illustriert, denn bei Zeitzeugen ist dies eine sehr lebendige Erinnerung."
Zurück zum qualitativ hochwertigem Produkt
Nach 1945 fand auch das Greizer Bier nur langsam zu einem qualitativ hochwertigen Produkt zurück. Die Vereinsbrauerei wurde ein VEB (Volkseigener Betrieb) und Mitglied der "Vereinigung Ostthüringer Brauereien". Die DDR war oftmals von einer Mangelwirtschaft geprägt. "Das Bemühen der Brauereien, trotzdem gute Produkte zu produzieren, war da, aber das Malz wurde oftmals mit Gerstenrohfrucht oder Reis vermischt, was natürlich zu Lasten der geschmacklichen Qualität ging", führt Koch aus. 1972 erfolgte die Übernahme der Feldschlösschenbrauerei Greiz durch die Vereinsbrauerei. Es wurde in dieser Zeit planwirtschaftlich modernisiert, sodass der Brauereistandort Greiz 1991 durch die Rettung vor dem Konkurs durch die Tucher AG Nürnberg erhalten werden konnte. In den darauffolgenden Jahren wurden dringend notwendige Investitionen und Modernisierungen realisiert. "Es folgten Eigentümerwechsel, die der Greizer Brauerei fast das Ende beschert hätten. Hätte es den damaligen Geschäftsführer Thomas Schäfer nicht gegeben, der 2010 die Greizer Brauerei kaufte, wäre die Jahrhunderte währende Brautradition in Greiz beendet gewesen."
Sonderschau noch bis Oktober erleben
Die Sonderschau ist bis zum 15. Oktober immer dienstags bis sonntags, jeweils von 10 bis 17 Uhr zu besichtigen.
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