Warum wir uns nach Konzerten leer fühlen können

Post-Konzert-Depression Tolle Musik und noch bessere Gesellschaft: Aber erklingt der letzte Ton, überkommt manchen Menschen ein Gefühl der Leere. Warum ist das so, und was kann man dagegen tun?

Gelsenkirchen. 

Taylor Swifts "Eras Tour" sorgt bei vielen Fans für unvergessliche Momente. Doch manch einer oder eine erlebt nach dem Konzert eine emotionale Leere. Dahinter steckt das Phänomen der sogenannten Post-Konzert-Depression (engl. PCD). Dabei handelt es sich um eine Verstimmung, die - wie der Name schon sagt – nach einem Konzert oder dem Ende einer Serie auftreten kann. Manchmal kann diese Niedergeschlagenheit bis zu mehrere Wochen anhalten.

Die Medienwissenschaftlerin Sophie Einwächter befasst sich mit Fankultur und erklärt das so: Bis zu 15 Jahre hätten Fans von Taylor Swift den Werdegang des Superstars verfolgt und sie zum Vorbild genommen, sagt Einwächter. Ein Konzert könne ein sinnstiftendes Ereignis für Swifts Anhänger sein und Glückshormone freisetzen. Laut Einwächter ist für Hardcore-Fans ein Konzert vergleichbar mit einer legalen Droge. Wenn die Euphorie nachlässt, kommt es zum Tief: "Wir können nicht permanent euphorisiert sein. Und bei vielen führt das dann zu einem Gefühl der Leere." 

Gute Laune beibehalten

Einwächter vermutet: Wer stark gefordert ist, hat weniger Zeit, sich leer zu fühlen. Deshalb leiden Fans, die mitten im eigenen Leben stehen und zum Beispiel im Arbeitsleben gut eingebunden sind, weniger unter einem Leeregefühl nach Konzerten. Sie empfiehlt denjenigen, die an PCD leiden, sich mit anderen Fans in Verbindung zu setzen und Aufnahmen der Konzerte anzusehen. 

Es sei auch hilfreich, sich vorzeitig darauf vorzubereiten, was man nach dem Konzert machen möchte und sich zu verabreden: "Wenn man weiß, das könnte eine Phase sein, in der es mir besser tut, mit Leuten über meine Erlebnisse zu sprechen oder mir gemeinsam mit denen anzuschauen, was ich alles für Aufnahmen gemacht habe."

Abschiednehmen und Trauern

Die Gründe für PCD können vielfältig sein. Einer ist laut Sophie Einwächter die lange Vorlaufzeit. Fans bereiteten sich oft Wochen oder Monate auf ein Ereignis vor, planen Outfits, studieren Songs ein. Nach dem Konzert fällt die alltägliche Beschäftigung weg. Und dann sei es auch eine Art des Abschiednehmens und des Trauerns um eine Lebensphase, die jetzt vorbei ist. Sie beobachtet auch: Manche Fans investieren spontan noch einmal viel Geld, um weitere Konzerte besuchen zu können. Auf Dauer ließe sich der Abschied so aber nur aufschieben.

Wichtig: Eine Post-Konzert-Depression ist nicht gleichzusetzen mit einer klinischen depressiven Erkrankung. Auch die Fans selber würden immer deutlich machen, dass sie diesen Begriff in Anführungsstrichen verwenden, weil ihnen das klar sei, so Einwächter. Und auch nicht jeder, der ein Konzert besucht, fällt anschließend in ein Loch. Es gebe auch Menschen, die sich danach im Gegenteil sogar motiviert und viel besser fühlten.



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