Überblick: Die wichtigsten Fakten zur Corona-Impfung

Update für den Herbst In Deutschland ist ein neuer angepasster Impfstoff gegen Corona verfügbar. Wer sollte sich die Auffrischung holen? Und wovor schützt sie? Wir bringen Sie auf den aktuellen Stand.

Berlin. 

Viele sind gegen Corona geimpft, eine Auffrischung braucht längst nicht jeder. In diesem Ratgeber erfahren Sie alles, was Sie jetzt zur Corona-Impfung wissen müssen.

Wer sollte seine Corona-Impfung auffrischen lassen?

Die meisten Menschen in Deutschland sind inzwischen mehrfach gegen Corona geimpft und haben zum überwiegenden Teil mehrere Infektionen mit dem Virus Sars-Cov-2 durchgemacht.

Dadurch haben sie eine "hybride Immunität" erworben, die gut vor schweren Krankheitsverläufen schützt, betont die Ständige Impfkommission (Stiko). Die meisten Infektionen verlaufen mild.

Gesunde Erwachsene unter 60 brauchen deshalb keine jährliche Auffrischung der Impfung. Auch gesunden Schwangeren rät die Stiko nicht zu einer weiteren Impfdosis.

Empfohlen wird die Auffrischung im Herbst für folgende Gruppen:

  • Menschen ab 60 Jahren
  • Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen
  • Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen
  • Pflege- und Gesundheitspersonal
  • Angehörige von Risikopatienten, bei denen nach einer Impfung keine schützende Immunantwort zu erwarten ist

Für immungesunde Menschen aus diesen Risikogruppen gilt wiederum: Wer sich im laufenden Jahr schon mit dem Coronavirus infiziert hat, braucht im Herbst keine Auffrischung der Impfung, so die Stiko.

Oft ist man sich nicht sicher, ob man Corona hatte oder nur eine Erkältung. Viele Menschen testen sich nicht mehr.

Carsten Watzl, der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie (DGfI), betont: Eine zusätzliche Impfung ist dann trotzdem nicht gefährlich – höchstens umsonst.

Grunderkrankungen mit höherem Risiko für einen schweren Verlauf:

  • chronische Erkrankungen der Atmungsorgane wie COPD
  • chronische Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie koronare Herzerkrankung sowie der Leber und Niere
  • Diabetes mellitus und anderen Stoffwechselerkrankungen
  • Adipositas (Übergewicht)
  • Erkrankungen des zentralen Nervensystems wie chronische neurologische Erkrankungen, Demenz oder eine geistige Behinderung sowie psychiatrische oder zerebrovaskuläre Erkrankungen
  • Trisomie 21 (Down-Syndrom)
  • angeborene oder erworbene Immundefizienz
  • aktive neoplastische Krankheiten

Watzl empfiehlt die Auffrischung für Menschen aus Risikogruppen ab Oktober und bis spätestens Anfang November.

Wer sollte generell gegen Corona geimpft sein?

Menschen ab 18 Jahre sollten über eine Basisimmunität verfügen. Das bedeutet drei Antigenkontakte mit dem Erreger – einer davon sollte laut Stiko eine Impfung sein. Es ist aber ungewöhnlich, wenn jemand noch nicht drei Kontakte mit dem Virus hatte.

Gesunden Säuglingen, Kindern und Jugendlichen wird nicht mehr zu einer Covid-19-Impfung geraten. Der Grund: Menschen unter 18 Jahren haben nur ein sehr geringes Risiko für einen schweren Verlauf.

Was bringt die Corona-Impfung?

Das unveränderte Ziel der Covid-19-Impfung ist laut Stiko, schwere Krankheitsverläufe, Krankenhausaufenthalte und den Tod sowie Langzeitfolgen in der gesamten Bevölkerung zu reduzieren. Vor allem schwere Erkrankungen sollen verhindert werden.

Watzl verweist hier auf eine Studie aus Dänemark. Demnach konnte durch die Auffrischungsimpfung im letzten Winter das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt um 70 Prozent verhindern werden.

Mit der Impfung sei man besser geschützt als ohne, sagt Watzl.

Welche Impfstoffe gibt es - und welche sind empfehlenswert?

Die folgenden Corona-Impfstoffe sind derzeit in Deutschland zugelassen:

  • "Comirnaty" von Biontech/Pfizer (mRNA-Impfstoff)
  • "Spikevax" von Moderna (mRNA-Impfstoff)
  • "Bimervax" von Hipra aus Spanien (proteinbasierter Impfstoff)
  • "Nuvaxovid" von Novavax (proteinbasierter Impfstoff)

Der Impfstoff "Vaxzevria" von Astra Zeneca wird schon länger nicht mehr verwendet. Auf Wunsch des Herstellers wurde die Zulassung aus kommerziellen Gründen in der EU beendet. Das gleiche gilt für den Impfstoff von Valneva und "VidPrevtyn Beta" von Sanofi.

Ein Grund: In der Praxis spielen nur noch die mRNA-Impfstoffe eine Rolle. "Wir verwenden fast ausschließlich mRNA-Impfstoffe. Die Daten zeigen, dass sie am besten schützen", sagt Watzl.

Der Hersteller Biontech/Pfizer hat einen weiterentwickelten Impfstoff ausgeliefert, der an die zuletzt zirkulierende Virusvariante JN.1 angepasst ist. Der Impfstoff steht für die Auffrischungen des Impfschutzes im Herbst zur Verfügung.

Zwar haben auch Moderna und Novavax angepasste Impfstoffe entwickelt. "Aber die Hersteller bringen sie hier wahrscheinlich nicht auf den Markt", sagt Watzl.

Watzl beschreibt den Grund wie folgt: Die EU hat Biontech/Pfizer im vergangenen Herbst zu wenig Impfdosen abgenommen, die schon bezahlt waren. Die bestehenden Dosen werden daher auf fünf Jahre gestreckt und kosten die Krankenkassen kein Geld. Die Ärzte sind verpflichtet, das günstigste Präparat zu verschreiben. Für den Stoff von Moderna und Novavax müssen sie zahlen – also verimpfen sie Biontech.

Wer sich mit dem Moderna- oder Novavax-Impfstoff boostern lassen möchte, dürfte es laut Watzl schwer haben.

Schützt die Auffrischung der Impfung vor weiteren Infektionen?

Nicht zuverlässig und nicht auf Dauer.

Die Auffrischungsimpfung biete zu 80 Prozent vorübergehenden Schutz vor neuen Infektionen, sagt Watzl. Das zeigt eine Auswertung von Studien, die in der Fachzeitschrift "The Lancet" erschienen ist.

"Spätestens nach einem Jahr sinkt der Schutz wieder."

Welche Nebenwirkungen kann eine Corona-Impfung haben?

Eins vorweg: Grundsätzlich ist es normal, dass bei einer Impfung Impfreaktionen und Nebenwirkungen auftreten können. 

Das gilt nicht nur für die Corona-Impfstoffe. So sagt auch Watzl: "Die Impfungen haben Nebenwirkungen - aber wir kennen sie."

Generell muss man unterscheiden zwischen:

1. Impfreaktionen

"Die können ein bis zwei Tage nach der Impfung auftreten, wie bei der Grippeimpfung", erklärt Watzl.

Am häufigsten wird über Schmerzen an der Einstichstelle berichtet. "Das ist nichts Schlimmes und geht nach ein bis zwei Tagen wieder weg." Auch bei der vierten oder fünften Impfung könne das noch auftreten.

"Es handelt sich nicht um eine Nebenwirkung. Das Immunsystem reagiert einfach auf die Impfung. Das betrifft ungefähr die Hälfte aller geimpften Menschen.

Bei manchen treten auch Kopf- und Gliederschmerzen auf.

2. Impfnebenwirkungen

Sie sind von reinen Impfreaktionen zu unterscheiden. Bei den mRNA-Impfstoffen gibt es dem Immunologen zufolge folgende Nebenwirkungen, die nachgewiesen wurden:

  • Allergische Reaktion: Tritt in weniger als 1 von 100 000 Fällen auf. "Das ist meist recht glimpflich", ordnet Watzl ein.
  • Herz- oder Herzbeutelentzündung: Sie betrifft eher Jüngere und eher Männer. "Die allermeisten Fälle sind auch hier nicht schwer."
  • Lymphknotenschwellung: Manchmal schmerzhaft, aber meist harmlos.

Gut zu wissen: Menschen können nach einer Impfung auch zufällig erkranken - und nehmen eventuell an, das habe etwas mit der Impfung zu tun. "Nur weil jemand drei Wochen nach der Impfung eine Erkrankung bekommt, hat das erst einmal nicht unbedingt zwangsläufig etwas mit der Impfung zu tun", sagt Watzl.

Alles, was als Nebenwirkung der Impfung auftreten kann, kann auch bei einer Corona-Infektion selbst auftreten - und zwar noch häufiger. "Das Risiko durch eine Infektion ist immer höher zu bewerten als durch die Impfung", sagt Virologe Björn Meyer von der Universität Magdeburg.

Fazit: Sich aus Angst vor den Nebenwirkungen nicht impfen zu lassen, ist irrational. Denn die Erkrankung ist gefährlicher.

Kann mich eine Impfung auch krank machen?

In sehr seltenen Fällen können länger anhaltende Krankheitssymptome auftreten. Das wird offiziell Long Covid nach Impfung genannt. Häufig wird auch noch vom Post-Vac-Syndrom gesprochen.

"In seiner Ausprägung, Intensität und Symptomatik ist es nicht wirklich von Long Covid zu unterscheiden", sagt Prof. Bernhard Schieffer vom Universitätsklinikum Marburg und einer der wenigen Experten für das Post-Vac-Syndrom.

"Es kann sich um eine schwerwiegende Erkrankung handeln, die allerdings sehr selten ist", sagt Schieffer. Die Häufigkeit liegt bei 0,02 Prozent – das entspricht 2 von 1000 Menschen.

Zum Vergleich: Das Risiko von Long Covid liegt auch bei mildem Krankheitsverlauf je nach Bevölkerungsgruppe bei 10 bis 20 Prozent, betont Schieffer.

In seiner vollen Manifestation zeigten sich beim Post-Vac-Syndrom unter anderem, Gefäßveränderungen, Gerinnungsprobleme und Auswirkungen auf den Stoffwechsel.

"Man kann nur darüber spekulieren, was Post-Vac auslöst", sagt der Experte, der in Marburg die Spezialambulanz für Menschen mit Post-Vac-Syndrom leitet.

"Wir werden mit Anfragen überhäuft", sagt Schieffer. Was allerdings nicht bedeutet, dass jeder, der sich mit einem vermuteten Impfschaden meldet, auch tatsächlich einen solchen hat.

Schieffer zufolge sieht die Verteilung der Patientinnen und Patienten so aus:

  • Etwa 10 Prozent haben tatsächlich das Post-Vac-Syndrom.
  • Mehr als die Hälfte (60 Prozent) hat eigentlich Long Covid.
  • Etwa 30 Prozent haben eine andere Begleiterkrankung oder auch Nebenwirkungen von Eigentherapien.

"Wir haben das gesamte Spektrum: Patienten, die still leiden, aber offensichtlich Nebenwirkungen der Impfung haben, die man aber gut behandeln kann", berichtet Schieffer. "Wir haben Schwerstkranke mit Gerinnungsproblemen und Gefäßverschlüssen. Aber auch viele Patienten mit anderen Grunderkrankungen, die alles auf die Impfung projizieren. Zur Enttäuschung einzelner müssen wir dann eine Überweisung an den Rheumatologen oder Neurologen ausstellen."

In der Therapie kommt das ganze Repertoire zum Einsatz, das auch bei Patienten mit Long Covid zur Verfügung steht - vor allem bekannte Medikamente mit relativ niedrigen Nebenwirkungen, die Statine.

Derzeit arbeitet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) an einer Liste mit Medikamenten, die für Long-Covid-Patienten auch außerhalb der Zulassung ("off-label") verordnet und erstattet werden können.

Der Experte betont: "Post-Vac ist kein Grund, der gegen die Impfung spricht. Hier muss man aufpassen, nicht in die Ecke der Schwurbler und Impfgegner gestellt zu werden. Keiner von uns will den Impfstoff diskreditieren. Wir sind froh, dass wir ihn haben."

Aber man müsse trotzdem herausfinden, warum sich die Post-Vac-Symptome bei manchen Menschen entwickelten.

Fazit: Sich aus Angst vor dem Post-Vac-Syndrom nicht impfen zu lassen, ist ebenfalls irrational. Denn die Corona-Erkrankung ist deutlich gefährlicher.

Wie lange schützt mich die Impfung?

Dazu gibt es noch keine endgültigen Erkenntnisse.

"Wir wissen, dass der Schutz vor einer schweren Erkrankung auch nach einem Jahr noch sehr hoch ist", sagt Watzl. Man weiß aber noch nicht, wie lange er genau anhält.

Hinzu kommt, dass sich das Coronavirus ständig verändert. Auch deshalb sei die Auffrischung für Risikopatienten empfehlenswert, erklärt der Immunologe.

Gesunde Menschen unter 60 Jahren sind mit der Grundimmunisierung weiter gut geschützt.

Wie läuft die Impfung ab - und was brauche ich dafür?

Impfen lassen können Sie sich unter anderem bei Ihrem Hausarzt. Sie brauchen dafür nur zwei Dinge:

  • den Personalausweis
  • den Impfausweis

"Falls Sie den Impfausweis nicht finden können, ist das aber auch kein Problem. Dann bekommen Sie einen neuen", sagt Watzl.

Wann kann ich mich nicht gegen Corona impfen lassen?

Aus medizinischer Sicht spricht nur äußerst selten etwas gegen eine Corona-Impfung. "Der einzige ernsthafte Ausschluss ist eine bekannte Allergie gegen den Impfstoff und eine sehr seltene Erkrankung, die Kapillarlecksyndrom heißt", erklärt Watzl. Diese Krankheit ist unter anderem durch das Auftreten von Ödemen gekennzeichnet.

Bei bestimmten Autoimmunerkrankungen könne die Impfung einen Schub auslösen, so der Experte – wie jede andere Impfung auch. "Aber das kann bei der Infektion mit Corona genauso passieren."

Kann ich mich impfen lassen, wenn ich akut erkrankt bin?

Das sollte man vermeiden, aber es ist auch nicht unbedingt schlimm.

"Man sollte sich immer nur impfen lassen, wenn man gesund ist", rät Watzl. "Deshalb fragt der Arzt in der Regel nach. Das hat den Hintergrund, dass man das Immunsystem bei einer Erkrankung nicht weiter durch eine Impfung belasten möchte."

Es kann passieren, dass sich ein Mensch mit einer symptomlosen und somit unbemerkten Infektion trotzdem impfen lässt. Hier gibt Watzl Entwarnung: "Das Immunsystem kommt damit klar. Es ist nicht schlimm, wenn ich da noch drauf impfe."

Wer gerade eine Infektion durchgemacht hat und davon weiß, sollte laut Stiko aber sechs Monate mit der nächsten Impfung warten.

Der Hintergrund: "Der Körper bildet Gedächtniszellen, die mit der Zeit immer besser werden", erklärt Watzl. "Dieser Prozess dauert. Und man möchte, dass er abgeschlossen ist, bevor man noch einmal geimpft wird. So holt man das Beste aus der Impfung heraus."

Brauche ich die Impfung überhaupt, wenn ich genesen bin?

Manche Menschen gehen davon aus, dass eine alleinige Infektion mit Sars-Cov-2 sie künftig ausreichend schützt - und eine Impfung nicht mehr nötig ist. Experten sehen das kritisch.

Zwar könne eine Infektion eine Impfdosis ersetzen, so Watzl. Wichtig sei aber ein dreimaliger Antigenkontakt – also zum Beispiel zweimal durch die Impfung und einmal durch eine Infektion.

Man habe nach zweifacher Infektion wahrscheinlich auch einen guten Schutz vor einer schweren Erkrankung mit Corona, schätzt der Experte. Und diesen Schutz werde man sich regelmäßig durch weitere Infektionen auffrischen - auch ohne Impfung.

Aber: "Das dauert halt länger und ist gefährlicher", sagt Watzl. Den zuverlässigen Schutz vor der Erkrankung bietet die Impfung.



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