7 verblüffende Fakten über Brot, die Sie kennen sollten

Von Vielfalt und Gold Die Deutschen haben das Brot nicht erfunden, aber backen so viele verschiedene Sorten wie kein anderes Land. Ihr beliebtestes Brot ist angesichts dessen eine Überraschung.

Nürnberg/Berlin. 

Seit der Steinzeit ist es ein Grundnahrungsmittel, heute manchmal Luxusgut, und es zählt zum immateriellen Welterbe der Unesco. Besonders die Deutschen lieben ihr Brot. Grund genug für einen Faktencheck.

1. Fast jeder Mensch in Deutschland isst Brot

1,62 Millionen Tonnen Brot und Backwaren kauften die deutschen Haushalte im Jahr 2023. Das hat die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) ermittelt.

Pro Haushalt in Deutschland waren das 40,7 Kilo.

Darüber wie viel davon tatsächlich gegessen wurde, geben die GfK-Daten für den Brotmarkt keine Auskunft.

Doch dass fast jeder Mensch in Deutschland Brot isst, darf als belegt gelten: Bei 97,6 Prozent lag die Käuferreichweite von Brot. Das geht aus den Zahlen der GfK hervor, die sich auf Daten des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks bezieht.

Das heißt: Von 1000 Haushalten kauften im Jahr 2023 nur 24 kein Brot. 976 Haushalte taten dies mindestens einmal.

Laut Statistischem Bundesamt liegt die Produktionsmenge an frischem Brot und frischen Brötchen in Deutschland deutlich höher als in allen anderen EU-Ländern: Im Jahr 2023 waren es 5,1 Millionen Tonnen. Davon wird viel in andere Länder exportiert.

2. Deutschland ist Brotweltmeister

Dampfkammerbrot, Schüttelbrot oder das beliebte Weizenmischbrot – nirgendwo sonst gibt es so viele Brotsorten wie hierzulande.

Deutschland ist Brotweltmeister: "Kein anderes Land bietet eine solche Vielfalt", heißt es beim Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. Deshalb wurde die deutsche Brotkultur 2014 von der deutschen Unesco-Kommission ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Eine genaue Statistik führt ein Verein, der sich der Qualitätskontrolle von handwerklich hergestellten Backwaren verschrieben hat: das Deutsche Brotinstitut.

Das Brotregister ist die weltweit erste Einrichtung dieser Art. Demnach stellen die Bäckerinnen und Bäcker in Deutschland jeden Tag mehr als 3000 verschiedene Brotspezialitäten her. Sie können ihre Kreationen online ins Register eintragen. Fachleute prüfen, bei welchen Produkten es sich wirklich um eigene Sorten handelt.

Eine kleine Auswahl von konventionell bis ausgefallen:

  • einfache Roggen- und Weizenbrote
  • salzreduzierte und Diätbrote
  • "Aronia-Wallnuss-Brot"
  • "Bierkruste"
  • "Peperoni-Paprika-Stange"
  • "Rotkohl-Röstzwiebelbrot"

3. Das beliebteste Brot hat einen schlechten Ruf

Brotkäufer in Deutschland haben eine riesige Auswahl. Zumindest theoretisch. Denn die meisten Spezialitäten gibt es nur regional zu kaufen. Praktisch ist die Auswahl begrenzt.

Und auch beim Konsum zeigt sich: Einige wenige Brotsorten bestimmen den Gesamtmarkt - und die zeichnen sich offenbar nicht gerade durch die Kreativität und Experimentierfreude ihrer Macher aus.

Das beliebteste Brot in Deutschland ist - das Toastbrot.

Laut dem aktuellen "Brotkorb der Deutschen", der auf GfK-Zahlen basierend den Brotverbrauch nach Sorten angibt, wird hierzulande am meisten Toast konsumiert. Das zeigt die Rangliste von 2023:

  1. Toastbrot (28,3 Prozent)
  2. Mischbrot (24,9 Prozent)
  3. Brote mit Körnern und Saaten (13,4 Prozent)
  4. Vollkorn- und Schwarzbrot (9,1 Prozent)
  5. Weizenbrot (8,5 Prozent)
  6. Roggenbrot (4,8 Prozent)
  7. Dinkelbrot (4,2 Prozent)

Auf sonstige Sorten entfallen 6,8 Prozent.

4. Wie sich Brot, Brötchen und feine Backwaren unterscheiden

Nicht nur für seine Brotvielfalt ist Deutschland bekannt - sondern auch für seine Brötchen. Dass die Menschen sonntags beim Bäcker für Kaiser- und Sternsemmel sowie Schrippen und Wecken bis vor die Ladentür anstehen, gehört zum gewohnten Bild.

Doch wo zieht die Fachwelt die Grenze zwischen Brot und Brötchen?

In der Auslage beim Bäcker finden sich manchmal ziemlich große Ciabatta-Brötchen, die beim Volumen mit Schwarzbroten konkurrieren.

Die Trennlinie definiert das Deutsche Lebensmittelbuch unter anderem beim Gewicht: Demnach dürfen Kleingebäcke, zu denen Brötchen zählen, höchstens 250 Gramm wiegen. Alles andere nennt sich Brot.

Dafür muss laut Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) aber noch eine weitere Bedingung erfüllt sein: Der Gehalt von Fett und Zucker darf zusammen nicht bei mehr als einem Zehntel liegen - bezogen auf den Anteil an Getreide.

"Ansonsten spricht man von feinen Backwaren", sagt Bernd Kütscher, ehrenamtliches Mitglied der Deutschen Lebensmittelbuch-Kommission.

5. Das älteste Brot der Welt kommt aus Jordanien

Als Archäologen aus Dänemark und England 2018 verkohlte Teigreste in einer Feuerstelle in Jordanien fanden, mag das unspektakulär ausgesehen haben. Tatsächlich war das aber eine Sensation.

Was die Forscher entdeckt hatten, waren die Überbleibsel eines steinzeitlichen Fladenbrots - die ältesten Brotreste, die jemals gefunden wurden: 14 000 Jahre alt. So schildert es das Deutsche Bäckerhandwerk.

Bei der Analyse der verkohlten Krümel schlossen die Forscher: Die Jäger und Sammler in Jordanien müssen das Korn gedroschen und das Mehl aus Vorformen von Getreide wie Gerste, Einkorn oder Hafer gesiebt haben. Den Teig haben sie auf heißen Steinen gebacken.

Bislang war die Wissenschaft davon ausgegangen, dass die Menschen erst Brot gebacken haben, als sie sesshaft wurden und anfingen, Getreide anzubauen - also vor etwa 10 000 Jahren.

Für Daniel Schneider steht fest: "Die Menschen wurden wegen des Brotes sesshaft", sagt der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Bäckerhandwerk.

Demnach gab es bis vor 6000 Jahren nur Fladenbrote – bis die Ägypter die erste Hochkultur des Brotes hervorbrachten: Sie erfanden die Teigsäuerung und ließen Brot in Backtöpfen aufgehen. Und sie erfanden die ersten Backöfen. Seitdem kenne die Menschheit auch Brotlaibe, erklärt das Deutsche Brotinstitut.

6. Ein Quadratmeter Acker bringt drei Weizenbrote

Im Land der Brotweltmeister kursieren einige kuriose Statistiken rund um das beliebte Lebensmittel. So hat das Brotinstitut ermittelt, wie viele Weizenkörner eine Landwirtin oder ein Landwirt ernten muss, damit es für ein 500-Gramm-Weizenbrot reicht: etwa 5500.

Ausgehend davon, dass ein Quadratmeter Acker etwa 16 000 Weizenkörner hervorbringt, heißt das für unser Modellbrot: Es benötigt ein Drittel eines Quadratmeters.

So betrachtet ist Roggen etwas weniger effizient, der Ertrag ist geringer. Das Getreide für ein 500-Gramm-Roggenbrot benötigt ungefähr einen halben Quadratmeter Acker.

7. Das teuerste Brot der Welt ist vergoldet

Allein das Trinkgeld, das der Fahrer des Lieferwagens mit Brot an Bord einmal erhielt, war fürstlich: 500 Euro.

Die Bestellung belief sich über elf Laibe eines mit Gold und Silber veredelten Brotes aus der Bäckerei Pan Piña aus dem spanischen Dorf Algatocín in der Nähe von Marbella. Die sagte von sich, das teuerste Brot der Welt zu backen - zum Preis von 10 750 Euro.

Dafür erhielt die zahlungskräftige Kundschaft einen edel schimmernden, etwa ein Kilo schweren Brotlaib. Folgende Zutaten steckten unter anderem in dem lange gegärten Teig:

  • von Hand gewonnenes Steinsalz
  • Bio-Quinoa-Mehl
  • dehydrierter Kaviar
  • Wasser aus dem Algatocín-Gebirge

Hört sich gut an! Aber erst die "Hauptzutat" ließ den Preis annähernd plausibel erscheinen: Pulver und feine Flocken der beiden Edelmetalle. Einen besonderen Geschmack verleihen Gold und Silber dem Brot allerdings nicht. Geliefert hat Pan Piña die exklusive Ware etwa in die Vereinigten Arabischen Emirate, nach China und in die USA.

Eines der teuersten Brote der Welt backt auch Robert Didier - und zwar in seiner Orchard Pigs Bakery in Wrexham, North Wales. Für seinen "Royal Bloomer" greift der Bäcker nicht nur auf Sauerteig zurück. Er stellt sich auch Champagner und Gold zurecht.

Ein Gramm Gold in 24 Karat fügt Didier einem Kilo Brot hinzu. Nach einer langen Gehzeit und dem Backvorgang "glänzt das Gold leicht, wenn man das Brot durchschneidet", wie der Bäcker erklärt.

Kostenpunkt: 250 britische Pfund (knapp 300 Euro).

Hinzukommt das Porto, falls die Käuferin oder der Käufer das Brot nicht selbst beim Meister abholt. Damit kostet der "Royal Bloomer" 60 Mal mehr als das Standard-Sauerteigbrot, das Didier für vier Pfund (rund 4,75 Euro) über die Ladentheke reicht.



  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion