"Freiheit" in der Sprache der Singhalesen hat sich Lisa aus Limbach-Oberfrohna in den Nacken tätowieren lassen - eines von mehr als 60 Tattoos, die ihren gesamten Körper zieren. Dass die 24-Jährige tatsächlich eine Verteidigerin der Freiheit ist, sieht man ihr auf den ersten Blick nicht an. Doch in ihrem Job tauscht sie das Kleid gegen die Uniform der Bundeswehr. Lisa ist nämlich Panzergrenadier mit einer Spezialausbildung als Richtschützin. Nach zwei Jahren Pause kehrt sie im April in ihre Einheit am küstennahen Standort in Mecklenburg-Vorpommern zurück. "Ich hatte schon immer ein Faible für schwere Maschinen. Auch mit Waffen hatte ich während meiner Ausbildung keine Berührungsängste - mit Menschen schon eher", lacht die zierliche Frau, die für ihre Arbeit bei der Bundeswehr zahlreiche Tests bestehen musste. Ein trainierter Körper und ein starker Geist seien Grundvoraussetzungen für den Job bei den Kameraden. "Als Frau kommt noch hinzu, dass man sich in der vermeintlichen Männerdomäne erst einmal behaupten muss. Aber das ist mir ganz gut gelungen", schmunzelt Lisa.
Ein Speicher für Erfahrungen und Eindrücke
Zugegeben, die Tattoos auf ihrem Körper erzählen recht wenig über ihren Job auf dem Schützenpanzer "Marder". Einzig eine Katze mit Pistole und die darunter stehende Nummer ihres Bataillons lassen Platz für Interpretationen. "Das Tattoo erinnert mich an unsere Bataillonskatze, eine Streunerin, die von meinen Kollegen kurzerhand ‚General Mietz‘ getauft wurde", erzählt sie und sagt selbstkritisch: "Heute würde ich für das Tattoo vielleicht eine andere Stelle meines Körpers wählen." Generell haben ihre Motive eine Erinnerungsfunktion. Sie speichern Erfahrungen oder Eindrücke einer bestimmten Zeit in ihrem Leben. "Das ist vergleichbar mit einem Foto- oder Stickeralbum, mit dem ich irgendwann auf mein Leben zurückblicke."
Die Sucht nach Veränderung
Die Motivwahl treffe sie oft spontan. Ein Kompass auf ihrem Knie steht für ihre Reiseleidenschaft, zahlreiche maritime Motive zeigen ihre Verbindung zum Meer und die Aphrodite auf ihrem Oberschenkel unterstreicht ihre Begeisterung für klassische Kunst. Im Gegensatz dazu weist die Sphinx auf ihrer Brust in Richtung Zukunft: "Sie steht für die Verbindung zwischen organischem Leben und synthetischer Zukunft. Und sie ist Ausdruck dafür, dass wir trotz des Fortschritts und aller Selbstoptimierung unsere Menschlichkeit bewahren sollten." Kaum zu glauben, dass ihre Tattoo-Karriere erst vor drei Jahren so richtig Fahrt aufnahm. "Das wird schnell zur Sucht - eine Sucht nach Veränderung", erklärt Lisa.
80 Prozent selbst gestochen
"Die meisten Tattoos steche ich selbst", erwähnt sie fast nebenbei und schätzt, dass 80 Prozent ihrer Motive in Eigenregie entstanden sind. "Ich zeichne schon, seitdem ich einen Stift halten kann. Das Tätowieren habe ich dann ein Jahr lang in einem Studio gelernt und irgendwann wurde eine eigene Maschine dafür angeschafft." Es gebe wenig Stellen, die sie nicht erreicht. "Tape und regelmäßige Yoga-Stunden machen's möglich", lacht Lisa. Wie es ist, sich selbst die Nadel zu setzen? "Nicht viel anders als bei einem Tätowierer. Mal mehr, mal weniger schmerzhaft - je nach Körperstelle." Und wenn ihr ein Motiv nicht mehr gefällt, dann wird es auch mal überarbeitet. "Ich verändere mich schließlich auch im Laufe meines Lebens."
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