An diesem Wochenende vom 17. bis 19. Oktober feiert Freiberg den Einzug des Stadtarchivs in das historische Herderhaus.
Kleine Bergparade am Donnerstag
Mit einer kleiner Bergparade wurde am Donnerstag um 17 Uhr die letzte Umzugskiste feierlich aus dem Rathaus in das neue Stadtarchiv gebracht. Viele Freiberger nutzten die Gelegenheit, den Umzug zu begleiten. Oberbürgermeister Sven Krüger, die Stadtarchivarin Dr. Ines Lorenz, Oberbürgermeister a.D. Bernd Erwin Schramm, der Vorsitzende der Historischen Freiberger Berg- und Hüttenknappschaft (HFBHK) e.V. Heiko Götze und Mitglieder der Knappschaft begleiteten das historische Ereignis. Erstmalig kann das gesamte städtische Archivgut unter besten Lagerungsbedingungen aufbewahrt und auch Funktionsräume für die Bearbeitung der historischen Unterlagen sowie moderne Arbeitsplätze für Mitarbeiter des Archivs geschaffen werden. Auch das Lagerklima, speziell Temperatur und Luftfeuchte können im neuen Freiberger Stadtarchiv für das gesamte Archivgut optimiert werden.
Historisches
Erstmals erwähnt als "archiva publica" 1487 hat sich die Aufbewahrung zeitgeschichtlicher Dokumente, Bücher und Aufzeichnungen für zukünftige Generationen immer notwendiger gemacht. Nach der Rekonstruktion des Stadtarchivs zum Ende der DDR-Zeit sollte es planmäßig für 100 Jahre aufnahmefähig sein, was jedoch bereits 1995 nicht mehr gewährleistet war. Deshalb wurden Depots, wie zum Beispiel 400 Quadratmeter Räumlichkeiten im DBI, am Petriplatz 7 und der Akademiestraße 7 angemietet. Seitdem der Stadtrat 2016 beschlossen hat, das Herderhaus als neuen Standort des Archivs zu sanieren, arbeiten die Mitarbeiter des Archivs an der Sichtung, Katalogisierung, Digitalisierung und Aufbereitung des gesamten Archivgutes.
Größenordnungen
Seit 2016 wurde geplant. Zunächst mussten die Größenordnungen des benötigten Platzes für das gesamte Archivgut in den aktuellen Depots ermittelt werden. Im Rathaus befand sich altes Aktenmaterial auf zwei Etagen, am Petriplatz lagerten Verwaltungsakten und der gesamte Nachlass von Heinrich Douffet, Ehrenbürger von Freiberg und verdienstvoller Sammler und Bewahrer von Freibergs historischem, teilweise noch unverpacktem Kulturgut. Im Museum war die Altertums-Bibliothek untergebracht, was hohe Anforderungen an die wissenschaftliche Katalogisierung stellte, da vieles noch in Latein geschrieben wurde, sowie die Fotothek des Museums. Freiberg verwaltet und archiviert auch wissenschaftliche Buchbestände von Rechtsanwalt Alexis Täschner und Johann Carl Gotthelf Rochlitzer, verdienstvolle Bürger der Stadt und Sammler und Verwalter historischen Kulturgutes.
Viele Sammlungen im Archiv
Auch die etwa 20.000 Objekte umfassende städtische Kartensammlung, die bis 1554 zurückreicht und alle Freiberger Zeitungen ab 1800, Einwohnerkarteien von 1952 bis 1990, 5.000 historische Bildpostkarten und vieles mehr wurde in das neue Archiv integriert. Alles in allem sind 5.000 lfm an Unterlagen und unikalem Archivgut für den Umzug vorbereitet und umgezogen worden. Der Platz jeder Umzugskiste im neuen Archiv musste vorher festgelegt und die Bestände einer systematischen Aneinanderreihung unterzogen werden, ein immenser organisatorischer und rechnerischer Aufwand. Bei der Platzplanung wurde darauf geachtet, dass jeder Themenbereich im neuen Archiv nur zu etwa 70% ausgelastet wurde, um Erweiterungsmöglichkeiten zu haben.
Wie können Bürgerinnen und Bürger die Archivgüter einsehen?
Das städtische Archiv hat geöffnet: Di 10-18 Uhr, Mi und Do 10-16 Uhr. An zwei PC-Arbeitsplätzen kann jeder Besucher selbst recherchieren nach seinen Interessensgebieten. Zirka 100.000 Datensätze sind frei recherchierbar. Zu allen speziellen Themen ist ein Antrag auf Benutzergenehmigung auszufüllen, wo Thema, Zweck und Ziel der Recherche, das Thema und der Zeitraum angegeben werden sollten. Dann können die Archivare die Unterlagen heraussuchen und zur Einsicht zu einem vereinbarten Termin zur Verfügung stellen. Dabei sind Kopien und auch Fotografien möglich. Das Eröffnungsprogramm bot außerdem interessante Vorträge von Dr. Ines Lorenz, der Stadtarchivarin und Sandro Neubert, Leiter des Hochbau- und Liegenschaftsamtes an, was die Freiberger ausgiebig nutzten. Frau Dr. Lorenz freut sich auf die Zeit nach der Eröffnung und hofft, dass dieses schöne neue Archiv ausgiebig besucht und genutzt wird.