Vom Pionierblasorchester zur Institution im Erzgebirge: Musikanten feiern 60-jähriges Bestehen

Geschichte 1964 fing bei den Meinersdorfer Musikanten alles an

Meinersdorf. 

Meinersdorf. Die Meinersdorfer Musikanten feiern einen runden Geburtstag - auf 60 Jahren schaut das Orchester zurück. Das bietet Anlass für ein Jubiläumskonzert, dass am 19. Oktober in der Noveon Arena in Burkhardtsdorf 15 Uhr beginnen wird.

Ein Blick in die Vergangenheit

Der Musikverein Meinersdorf ist im Jahre 1964 als Pionierorchester von Joachim May, der Musiklehrer an der Oberschule war, gegründet worden. Angefangen hat man mit sechs Schülern und in den ersten zehn Jahren des Bestehens ist man auf 30 Mitglieder angewachsen. Wie Christoph Uhlmann, Vorstandsvorsitzender der Meinersdorfer Musikanten erzählt, wurde das Pionierblasorchester 1971 Mitglied des Bezirksmusikkorps der FDJ Karl-Marx-Stadt, war ein Jahr später erstmalig "Hervorragendes Volkskunstkollektiv" und 1973 waren die Meinersdorfer Teilnehmer bei den X. Weltfestspielen der Jugend in Berlin. "Später, konkret im Januar 1975 haben sich alle Orchestermitglieder, die keine Schüler mehr waren zusammengefunden und zusätzlich ein Erwachsenen-Orchester gegründet. Also gab es dann zwei Orchester parallel, die sich aber gegenseitig unterstützt haben", erzählt Uhlmann, der selbst 1971 ins Orchester aufgenommen worden ist. Schon ein Jahr zuvor hatte er angefangen Klarinette zu spielen: "Mein erster großer Auftritt waren die Weltfestspiele 1973 in Berlin. Das waren für uns tolle Erlebnisse." Die Meinersdorfer Musikanten beschreibt Uhlmann so: "Wir sind ein Orchester, das ein gemischtes Programm anbietet. Begonnen bei traditioneller Blasmusik über Marsch, Polka bis hin zu Walzer."

 

Breite Palette zu bieten

Mittlerweile gibt es selbst Big Band Sound von den Meinersdorfern: "Wir können uns nicht, beispielsweise mit der Big Band von Stollberg vergleichen, aber wir bieten eine breite Palette mit Gesang und Moderation, also ein vollwertiges Programm." Die Meinersdorfer Musikanten haben übers Jahr hinweg regelmäßig Auftritte. Im Musikverein zählt man aktuell 27 Aktive, 31 fördernde Mitglieder und zwei Ehrenmitglieder. Bei Auftritten sind die Meinersdorfer in der Regel mit 15 bis 20 Musikern unterwegs. Was dem Orchester fehlt, so Uhlmann, ist Musikernachwuchs: "Den meisten Nachwuchs, den wir gewonnen haben, sind unsere eigenen Kinder gewesen, die wir dann zur Musikausbildung geschickt haben."

 

Musikanten spielen bei verschiedenen Anlässen in der Region

Die Meinersdorfer Musikanten haben im Jahr zwischen 20 und 25 Auftritte und die vorwiegend regional. "Seit vorigen Jahren auch wieder am Geyrischen Teich, wo wir vor der Wende öfter Auftritte hatten", erzählt der Vorstandsvorsitzende Christoph Uhlmann: "Da sind wir sehr froh drüber, auch weil es dort Spaß macht zu spielen." Über den Erzgebirgskreis waren die Meinersdorfer auch schon in Brüssel zum Weihnachtsmarkt und auch regional gestalten sie bei Weihnachtsmärkten das Bühnenprogramm mit - unter anderem auch jedes Jahr in Thalheim.

Zum 60-Jährigen gibt es keine Festveranstaltung, sondern das Jubiläumskonzert am 19. Oktober in Burkhardtsdorf. "Früher haben wir immer im September das Dorffest gefeiert, was wir gemeinsam mit dem Jugendclub ausgestaltet haben mit Umzug und allem Drum und Dran. Doch 2019 sind wir vom Vereinshaus am Bahnhof in die ehemalige Schule umgezogen, wo wir jetzt einen eigenen Probenraum und Lagermöglichkeiten haben", so Uhlmann. Das Dorffest gibt es heute nicht mehr. Christoph Uhlmann führt das Orchester seit 41 Jahren: "Zur Musik gekommen bin ich durch die Schule. Meine Mutter war Musiklehrerin und hat einen Chor geleitet. Bei uns in der Familie waren alle musikalisch. Bei mir dreht sich bis heute viel um die Musik in der Freizeit." Persönlich mag Christoph Uhlmann den Big Band Sound sehr gerne: "Früher gab es keine Saxophone, doch ich hatte schon immer Interesse daran. Vor zehn Jahren habe ich dann angefangen, das Instrument zu spielen."

 

Musiktradition reicht in Meinersdorf weit zurück

In Meinersdorf spielt Musik in der Geschichte schon lange eine Rolle. In Vereinsprotokollen finden Ende des 19. Jahrhunderts Feierlichkeiten einer "hiesige Meinersdorfer Kapelle" Erwähnung, die "flotte Märsche" gespielt hat. Im Jahre 1904 wurde der Konzertina-Verein gegründet. Die Mitglieder haben aber nicht nur die Konzertina zu Unterhaltung und Tanz gespielt, sondern auch Blasinstrumente. So ist der Verein auch als Blasorchester aufgetreten. Jener Konzertina-Verein und der Volkschor Meinersdorf haben viele Jahre erheblich zum kulturellen Leben im Ort beigetragen. Das kulturelle Leben erlangte in der Zeit des Faschismus, ganz besonders in der Zeit des Zweiten Weltkrieges, einen Tiefpunkt. Der Neubeginn nach dem Krieg war äußerst schwierig. Die Mitglieder des Konzertina-Vereins kamen 1946/47 wieder zusammen und sind aber nur noch als Blasorchester aufgetreten. Sie spielten unter anderem zu Schul- und Heimatfesten des Ortes zur Unterhaltung und zum Tanz auf. Da sich der Verein nicht um Nachwuchs gekümmert hat, war ein Fortbestehen irgendwann nicht mehr möglich und so hatten die Musiker zum Schul- und Heimatfest 1956 den letzten Auftritt. Erst mit der Gründung des Pionierblasorchesters am 20. Oktober 1964 hat die Blasmusik im Ort einen neuen Aufschwung erlebt. Diese Tradition halten die Meinersdorfer Musikanten bis heute aufrecht.



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