Linkin Park ohne Chester Bennington? Das schien lange unvorstellbar. Sieben Jahre nach dem Tod des früheren Sängers wagen die US-Rocker nun aber doch einen Neustart - mit einer Frau am Mikro! "The Emptiness Machine" heißt eine gerade veröffentlichte Comeback-Single. Sie ist laut, mitreißend und klingt für viele Fans nach dem Beginn einer neuen Ära. Neues und Hörenswertes gibt es außerdem von Paris Hilton, die nach vielen Jahren mal wieder singt, und dem früheren Pink-Floyd-Star David Gilmour.
Linkin Park - The Emptiness Machine
Über Linkin Park sprechen, das war in den letzten Jahren immer auch ein Blick in die Vergangenheit. Mit dem tragischen Tod von Sänger Chester Bennington 2017 schien auch das Ende der Band zwangsläufig besiegelt. Aber jetzt gibt es plötzlich doch wieder eine Zukunft: Linkin Park wagen einen echten Neustart - und zwar, große Überraschung, mit einer Frau am Mikrofon. Darauf, dass im Umfeld der Rockgruppe irgendetwas Größeres passieren würde, hatte zuletzt schon ein Countdown in den Sozialen Medien hingewiesen.
"Emily Armstrong", das ist seit der Nacht von Donnerstag auf Freitag einer der meistgesuchten Namen bei Google. Jahrgang 1986, geboren in Los Angeles, war die Blondine mit der Power-Stimme bis zuletzt nur Insidern bekannt. Armstrong gehörte unter anderem zur Gründungsformation der Band Dead Sara, vor einigen Jahren lieferte sie auch mal Backing Vocals für das Hole-Album "Nobody's Daughter". Jetzt ist sie die Neue bei Linkin Park, als Frontfrau steht sie fortan neben Mike Shinoda ganz vorne auf der Bühne.
Wie Linkin Park mit Emily Armstrong klingen, davon können sich Fans dank der Comeback-Single "The Emptiness Machine" bereits einen ersten Eindruck verschaffen. Tenor der ersten Reaktionen: super, bitte mehr davon! Und ja, da kommt mehr. Schon in Kürze startet eine neue Tour (mit einem Konzert in Hamburg noch im September 2024). Auch die Arbeiten an einem vollwertigen Album mit Emily Armstrong sollen bereits weit vorangeschritten sein: Die Veröffentlichung von "From Zero", der ersten neuen Linkin-Park-Platte seit 2017 ("One More Light"), ist für 15. November geplant.
Paris Hilton - Infinite Icon
Das größte Musik-Highlight des Jahres? Fragte man bei Paris Hilton nach, dann wäre es höchstwahrscheinlich: das neue Album von Paris Hilton, Dummerchen! Das einstige It-Girl hat es ja schon einmal getan, 2006 mit "Paris". Die Platte war kommerziell ein solider Erfolg, landete in den US-Charts auf Platz sechs (Platz 18 in Deutschland), und mit der Single "Stars Are Blind" war sogar ein richtiger Hit dabei. 18 Jahre später legt die Queen of Selbstvermarktung mit einem zweiten Album nach.
"Infinite Icon" nennt die unendlich Ikonische ihr neues Werk. "Ich habe wirklich mein ganzes Herz und meine Seele in dieses zweite Album gesteckt", versichert Hilton. Schon das Cover ist spektakulär, ein Photoshop-Wunderwerk mit der Sängerin als gottgleicher Gestalt in einem futuristischen Sci-Fi-Setting. Dazu passt auch die Musik, ein effektreicher Mix aus Dance- und Electropop - modern und hochwertig produziert, aber auch ziemlich austauschbar.
Paris Hilton singt von Selbstvertrauen, Selbstfindung und Selbstliebe, zudem geht es um toxische Beziehungen ("Chasin'") und Heilung. Mit "I'm Free", einem der persönlichsten Titel dieses Albums, verarbeitet die 43-Jährige Missbrauchserfahrungen aus ihrer Jugend, von denen sie zuletzt schon öffentlich erzählt hatte. Rina Sawayama unterstützt in besagter Single als Gastsängerin, darüber hinaus sind auch Beiträge von Meghan Trainor, Megan Thee Stallion, Maria Becerra und Sia auf "Infinite Icon" zu hören.
David Gilmour - Luck And Strange
Die Bedeutung des späten Roger Waters: Da kann man einmal tief Luft holen, viel sagen, mit hochrotem Kopf endlos streiten - und am Ende redet wahrscheinlich niemand mehr über Musik. Mit kontroversen politischen Äußerungen manövrierte sich der einstige Kopf von Pink Floyd zuletzt immer mehr in die Position der Reizfigur, bei der es nur noch sekundär um die Kunst zu gehen scheint. Ganz anders sein ehemaliger Bandkollege und langjähriger Intimfeind David Gilmour, der mit "Luck And Strange" mal wieder ein neues Album aufgenommen hat. Da muss man nicht viel reden und es gibt auch nichts zu streiten. Da kann man einfach nur zuhören.
Einfach nur zuhören, genießen und zwischendurch ein bisschen von der guten alten Zeit träumen, als Pink Floyd die großartigste Band der Welt war. Klar, das ist lange her, und dieser einzigartige Prog-Rock-Sound von damals, er kommt so auch nicht wieder. David Gilmour weiß das. Inzwischen hat der 78-Jährige einen relativ entspannten Umgang mit dem eigenen übergroßen Vermächtnis gefunden. Aber ein bisschen von dem alten Zauber ist noch da. Von beidem, einem angenehmen Understatement des Alters und der weiterhin großen kreativen Wucht, zeugt "Luck And Strange" überdeutlich.
Eine Frau singt von Hoffnung und Vergänglichkeit, von Engeln und Geistern, dazu zupft jemand die Harfe. Weit über drei Minuten geht das so, bis man merkt (aber dann schlagartig): Das ist David-Gilmour-Musik! Genau dann nämlich, wenn in "Between Two Points" dieses unverkennbare Gitarren-Solo einsetzt. "Luck And Strange" ist Gilmours erstes Soloalbum seit neun Jahren ("Rattle That Lock"), und natürlich lässt er es sich nicht nehmen, selbst die entscheidenden Akzente zu setzen. Aber dazwischen nimmt er sich selbst immer wieder zurück und lässt der größeren Sache zuliebe andere glänzen. Seine Tochter Romany zum Beispiel, die mehrere Gesangsparts übernimmt (die meisten Texte stammen von Gilmours Ehefrau Polly Samson). Wenig Ego, viel Kunst: Wer anspruchsvolle Rockmusik schätzt, den wird diese Platte sehr glücklich machen.