Wie eine Westsächsin auf humorvolle Art und Weise für ihre Heimat wirbt

INTERVIEW "Sachsen-Muddi" Kristina vom Dorf startet als Autorin und auf Instagram durch

Crimmitschau/OT Langenreinsdorf. 

Crimmitschau/OT Langenreinsdorf. "Kristina vom Dorf" nennt sich die sympathische Frau, die auf Instagram mit dem Account "diesachsenverstehen" innerhalb weniger Monate knapp 50.000 Follower aufgebaut hat. Sie kommt aus dem kleinen Ort Langenreinsdorf, welcher inzwischen zur Stadt Crimmitschau gehört und ist ein "waschechtes Dorfmädchen", wie sie selbst sagt. Dass ihre schulische Laufbahn alles andere als optimal lief und sie so unter anderem dreimal die zehnte Klasse besuchen musste, hinderte sie jedoch nicht daran, ein Medienstudium in Mittweida erfolgreich zu absolvieren und als Journalistin zu arbeiten. Bei der redaktionellen Tätigkeit lernte sie ihren Mann kennen, durch dessen berufliche Situation mehrere Umzüge nötig wurden. Durch Auslandsaufenthalte in Dänemark und Zypern entstand so ein Blog und Kristina begann schließlich, Bücher zu schreiben. So entstand auch ihr neues Werk "Made in Sachsen". BLICK.de-Redaktionsleiter Marcus Hansel sprach mit ihr über ihre Beweggründe und den Erfolg.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Videos auf Instagram zu stellen? Gab es dafür einen bestimmten Auslöser?

Meinen Account "diesachsenverstehen" haben ich damals ins Leben gerufen, als ich damit anfing für mein Buch "Made in Sachsen" zu recherchieren. Ich habe sieben Jahre im Ausland gelebt und war gerade erst wieder ein paar Wochen zurück in Deutschland, als ich begann, das Buch zu schreiben. Mein Gedanke war: Wie erreiche ich möglichst viele Sachsen, um mich mit ihnen auszutauschen und zu erfahren, ob Sachsen und seine Bewohner noch so sind wie damals in meiner Jugend.Dann habe ich eine Fränkin entdeckt, die Dialektvideos gemacht hat und dachte mir: Das wird auch mit Sächsisch funktionieren. Ehrlicherweise lief es dann allerdings viel besser, als ich es mir jemals hätte erträumen können.

Verarbeitest du dabei auch persönliche Erlebnisse in den Reels?

In den Videos verarbeitet ich ganz viele Kindheitserinnerungen und auch meinen eigenen Kampf mit meiner Herkunft und meinem Dialekt. Als ich mit Mitte 20 beim Fernsehen gearbeitet habe, wollte ich unbedingt Hochdeutsch sprechen. Ich war sogar beim Logopäden und bei der Spracherziehung, um mir mein Sächsisch abzutrainieren. Ich will nicht spoilern, aber, es hat nicht geklappt (lacht). Deshalb erkennen sich so viele Leute in meinen Videos wieder. Sie denken an ihre Kindheit oder ihre Erfahrungen, die sie zum Beispiel als Sachse in anderen Bundesländer gemacht haben. Und dann beginnen sie sich auszutauschen. Es ist unglaublich, wie viele Kommentare es unter meinen Videos gibt.

Welche Rolle spielte der sächsische Dialekt in deiner Jugend?

Ich habe meine komplette Kindheit und Jugend in Sachsen verbracht und musst mir deshalb niemals Gedanken wegen meines sächsischen Dialekts machen. Alle haben so gesprochen. Erst später, als ich in Stuttgart gelebt habe, kam dieses Thema ab und zu auf. Mich hat das aber nie interessiert, die Schwaben sitzen da ja bekanntlich selbst im Glashaus (lacht)."

 

Welche sächsischen Worte sollte jeder Deutsche (und vielleicht sogar jeder Mensch auf der Welt) kennen - und warum?

"Ditschen (Übersetzung: eintauchen), digschn (eingeschnappt sein) und euja (Übersetzung: doch)" sind meiner Meinung nach Worte, die unbedingt in den Duden gehören.

 

Was geht in einem vor, wenn man realisiert, innerhalb kürzester Zeit plötzlich knapp 50.000 Follower auf Instagram zu haben? Wirst du auch im Alltag auf deinen Insta-Kanal angesprochen?

Ganz ehrlich? Man wird betriebsblind und das ist auch schwer zu fassen. Wenn man sich beispielsweise die 50.000 Menschen in einem Fußballstadion vorstellt und dann sind das alles Follower von dir, das ist doch irre! Ich weiß noch, dass die 10.000-er Marke für mich eine gigantische Sache war. Da ist mir bewusst geworden, dass da etwas Großes passiert. Als es dann über 30.000 Menschen waren, hatte ich innerhalb einer Woche eine Begegnung in Leipzig und in Zwickau, wo ich auf der Straße erkannt und angesprochen wurde - das war krass. Ein besserer Wort finde ich dafür nicht. Witzigerweise hat sich meine "Sachsen-Muddi" zu so einer Kultfigur entwickelt, dass ich auch von vielen mit dieser Bezeichnung angesprochen werde."

Wie sieht deine Planung für 2024 aus? Dürfen sich die Fans vielleicht auf etwas freuen, was es so noch nicht gibt bisher?

"Ich hatte im November und Dezember insgesamt neun Lesungen in Sachsen, jetzt möchte ich gern deutschlandweit lesen. Im Januar bin ich auf der Reisemesse in Zwickau, im Februar in Dresden, im März mehrfach in Leipzig - erfreulicherweise auch auf der Buchmesse. Und dazwischen stehen Berlin, Frankfurt, Stuttgart und München auf meiner Wunschliste. Mein Ziel ist es ja vor allem den "Nicht-Sachsen" etwas von uns Sachsen zu erzählen und ihnen dabei unseren schönen Dialekt etwas näher zu bringen. "Und, es gibt eine Idee, die mich nicht mehr loslässt: Made in Sachsen Teil 2. Die Lesungen, TV-Auftritte, Gespräche mit meinen Followern und meine Reisen durch Sachsen geben mir so viel, dass ich mir sicher bin, dass ich auch ein weiteren Sachsenbuch damit füllen kann."



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