Rennfahrerlegende Hans-Dieter Keßler ist 80

Motorsport Thüringer ist einer der erfolgreichsten Sachsenring-Akteure

Sachsenring. 

Sachsenring. Mit sechs Rennsiegen auf dem Sachsenring belegt Hans-Dieter Keßler gleichauf mit seinem alten Trabi-Widersacher Klaus Schumann und dem Motorrad-Idol Jim Redman Rang fünf der ewigen Bestenliste. Mehr Siege haben auf der legendären Berg- und Talbahn vor den Toren Hohenstein-Ernstthals nur die Zweirad-Protagonisten Giacomo Agostini und Marc Marquez (je 11) sowie Janos Drapal (10) und Mike Hailwood (9). Heute feiert der wandlungsfähige Künstler am Volant seinen 80. Geburtstag. Wandlungsfähig deshalb, weil Hans-Dieter Keßler zu Zeiten des selbst isolierten Ostblock-Rennsports der 1970er- und 1980er-Jahre vom Renntrabi angefangen über den Renntourenwagen mit 1.300 Kubik bis zum Formelrennwagen im Wesentlichen alles gefahren ist, was es gab.

 

Machdemonstration bei den Rennpappen

 

Am 15. Januar 1942 erblickte also Hans-Dieter Keßler das Licht der Welt. Das war im thüringischen Trusetal, wo er bis heute lebt.

Im Umfeld des MC Kali Merkers, der Thüringer Motocross-Hochburg schlechthin, aufgewachsen, versuchte auch er sich zunächst auf zwei Rädern. Über den Rallye-Sport kam er schließlich zu den Rundstrecken- bzw. Bergrennen.

1971 gab er mit einem Wartburg 353 in der Serientourenwagenklasse seinen Einstand und mit selbigem zwei Jahre später auf dem Sachsenring. 1974 stieg er auf einen Trabant mit den damals üblichen 850 ccm Hubraum um. Seiner war von Helmut Aßmann mit einem Zweivergaser-Motor und Kolben-Einlasssteuerung ausgerüstet worden. Mit Platz fünf setzte er am Sachsenring sein erstes Achtungszeichen.

Diese Klasse, mit ihren von der Serie abweichenden Motoren, wurde jedoch bald nicht mehr ausgeschrieben und von der seriennäheren Klasse mit 600 ccm ersetzt.

Das erste Rundstreckenrennen im ersten Meisterschaftsjahr der echten Rennpappen gewann 1976 auf dem Sachsenring Klaus Schumann vor Hans-Dieter Keßler und dem Eisenacher Rallye-Ass Eberhard Uth. Am Jahresende lautete die Reihenfolge auf den ersten beiden Plätzen allerdings umgekehrt, sprich Hans-Dieter Keßler vor Klaus Schumann.

Damit hatten sich die Hauptprotagonisten für die nächsten Jahre gesucht und gefunden. In deren Phalanx konnten nur Wenige eindringen. 1977 konnte Hans-Dieter Keßler seinen Titelgewinn wiederholen. Allerdings ohne Punktezuwachs vom Sachsenring, da dieses Rennen nach einem Massencrash in der Stadt abgebrochen wurde.

Auf seinen ersten Sieg in Hohenstein-Ernstthal musste er sich bis 1979 gedulden, als er sich in einem äußerst spannenden Rennen mit 0,5 Sekunden Vorsprung gegen seinen Dauerrivalen durchsetzte.

Ein Jahr später gewann er hier erneut und sicherte sich am Jahresende seine dritte DDR-Meisterschaft.

 

Mit 1.300 Kubik mit und ohne Dach

 

Als Ende 1981 Peter Mücke seinen Zastava veräußerte, griff Hans-Dieter Keßler zu. Neben dem größeren Tourenwagen sicherte er sich auch für die Anfangszeit die Dienste des Berliners in Sachen Abstimmung. Ohne die Leistung des Trusetalers schmälern zu wollen, führte er die Überlegenheit des "Narva-Zassis" nahtlos fort. Während er damit in den folgenden vier Jahren "nur" drei Mal am Sachsenring gewann (1982, 1983 und 1985), ließ er bei der Vergabe der DDR-Meisterschaften mit vier weiteren Titeln von 1982 bis 1985 en suite nichts anbrennen.

Nun war es für Hans-Dieter Kessler an der Zeit, wieder etwas Neues zu machen. Und da blieben nur noch die offenen Rennwagen der Formel B8, denen er sich 1985 parallel zu seinen "bedachten" Sonntagsausfahrten hingab. Trotz sieben DDR-Meistertiteln musste er hier in die Aufstiegsrunde, genannt Leistungsklasse II. Auch dank eines weiteren Sachsenring-Sieges nahm er diese Hürde problemlos, sprich als Gesamtzweiter.

1986 fuhr er dann ausschließlich in der LK I und auf dem sächsischen Traditionskurs auf Platz vier.

Ein Jahr später legte er sich an gleicher Stelle mit dem großen Ulli Melkus an. Der Versuch, in der Stadt die Führung an sich zu reißen, endete an einer Hausmauer, respektive im Krankenhaus.

1989 stand er als Dritter noch einmal auf dem Siegerpodest oberhalb des Queckenbergs und wurde noch einmal DDR-Vizemeister.

 

Immer wieder gern am Sachsenring

 

Auch nach seiner aktiven Zeit war Hans-Dieter Keßler am Sachsenring ein gern gesehener Gast, wie zum Beispiel bei der ADAC Sachsenring Classic, bei der er 2014 und 2015 einen der berühmten Dresdner Sportwagen Melkus RS 1000 pilotierte, oder beim sogenannten Rennpappentreffen des Textil- und Rennsportmuseums Hohenstein-Ernstthal im Oktober 2019.

 



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