Sachsenring. Am heutigen Tag feiert der ehemalige Motorrad-Weltmeister Dirk Raudies seinen 60. Geburtstag. 1993 war er der Weltbeste der 125-ccm-Klasse und ist damit der letzte deutsche Champion der Zweitakt-Ära.
Aktive Zeit
In seiner aktiven Zeit konnte man ihn mangels Möglichkeiten weder in der ehemaligen DDR, noch in den ab 1990 neuen Bundesländern fahren sehen. Sehr wohl aber im einst tschechoslowakischen Brno sowie nach dem Mauerfall im benachbarten oder ferneren Ausland. Bei einer Rennveranstaltung in unseren Breiten war Dirk Raudies dann aber doch persönlich zu treffen. 2014 hatte der 1. Auer MSC ihn als Ehrengast zu seinem alljährlichen Zschorlauer Dreieckrennen eingeladen.
Einstieg eines Rennflohs in den Motorradsport
Dirk Raudies erblickte am 17. Juni 1964 in Rindenmoos nahe Biberach das Licht der Welt und galt mit einer Körpergröße von 1,62 m und einem Kampfgewicht so um die 50 kg in seiner aktiven Zeit als ein sogenannter Rennfloh. Nachdem er den Beruf des Drehers erlernt hatte und mit beiden Beinen fest im Leben stand, fing er im Jahr 1986, in dem Jahr in dem er auch Vater eines Sohnes wurde, mit dem Motorradrennsport an. Seine Wahl fiel damals auf den Yamaha-Cup. Gleich in seinem Debütjahr feierte er auf dem Nürburgring seinen ersten Sieg und beendete die Saison auf dem fünften Gesamtrang.
Auch Rennen in der Europameisterschaft
Im darauffolgenden Jahr steigerte er sich auf den dritten Platz in der Endabrechnung, um danach in die Prototypenklasse bis 125 ccm zu wechseln. Neben der Deutschen Meisterschaft, die er auf dem siebenten Rang abschloss, bestritt er auch seine ersten Rennen in der Motorrad-Europameisterschaft, wo am Ende der 13. Platz für ihn heraussprang.
Aufstieg in die Motorrad-Weltmeisterschaft
1989 stieg er in die 125-ccm-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft ein, der Klasse, der er bis zu seinem Karriereende treu blieb. Allerdings war eine komplette Saison noch nicht zu stemmen. Beim Heim-GP in Hockenheim fuhr er auf Platz zwölf und sammelte damit seine ersten WM-Punkte. Eine Woche später raste er auf dem ultraschnellen Salzburgring auf Rang sechs und fuhr danach noch fünf weitere Male unter die ersten 15 und damit in die Punkte.
Seit der Saison 1988 gibt es, wenngleich nach einem vorerst noch anderen Schema als heutzutage, WM-Punkte bis zu Platz 15. 29 Stück brachte Dirk Raudies damals auf sein Konto, womit er die WM auf dem beachtlichen 15. Rang abschloss. Einen ebenfalls großen internationalen Erfolg konnte er in der Europameisterschaft verzeichnen. Diese trug in jenem Jahr ihr Finale im Rahmen des Superbike-WM-Laufes auf dem Hockenheimring aus. Dirk Raudies gewann dieses ziemlich souverän und verbesserte sich damit in der Gesamtwertung auf den dritten Rang hinter den Italienern Gabriele Debbia und Alessandro Gramigni.
Weltmeisterschaft hat Priorität
1990 begann Dirk Raudies mit dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft mit seiner kleinen aber feinen Titelsammlung, denn die war sehr breitgefächert. Trotzdem hatte diesmal die WM Priorität, denn nun bestritt er alle 14 Saisonrennen, demzufolge inklusive der Übersee-Rennen. Beim Saisonauftakt im japanischen Suzuka schrammte er als Vierter noch knapp am Podest vorbei, doch schon beim dritten Rennen im italienischen Misano konnte er selbiges als Zweiter hinter dem alternden mehrfachen Weltmeister Jorge Martinez erstmals besteigen.
Anschließend ging es zum Nürburgring, wo er gleich noch einen, diesmal aber vielumjubelten zweiten Platz hinter dem Italiener Doriano Romboni einfuhr.
Kleines Tief
Danach lief es vorerst nicht mehr ganz so gut, doch beim siebenten Rennen im belgischen Spa-Francorchamps konnte er als Sechster wieder ein einstelliges Ergebnis erzielen. So auch direkt anschließend in Le Mans sowie später im schwedischen Anderstorp, im tschechischen Brünn sowie bei Finale auf dem australischen Eiland Philipp Island. In den zwischen dem Italiener Loris Capirossi, dem Niederländer Hans Spaan und dem Wuppertaler Stefan Prein ziemlich hart geführten Titelkampf, bei dem Loris Capirossi das beste Ende für sich hatte, konnte Dirk Raudies zwar noch nicht direkt eingreifen, doch sein WM-Rang fünf konnte sich absolut sehen lassen.
Wellenbewegung in der Karriere
Für die Saison 1991 ließ er sich von der Arbeit freistellen und wurde Profirennfahrer. Von der WM-Platzierung her war sein achter Rang zwar ein kleiner Rückschritt, aber dennoch ehrbar. Bei neun von 13 Rennen ergatterte er WM-Punkte, die meisten durch seinen 4. Platz auf dem Salzburgring.
Im darauffolgenden Jahr konnte er sich wieder um zwei Plätze steigern, nicht zuletzt durch den dritten Podestplatz seiner Karriere (Platz zwei im italienischen Mugello) sowie sogar seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Zum vorletzten Rennen der Saison war der Tross ins brasilianische Interlagos gezogen, wo der kleine Schwabe mit dem Oberlippenbärtchen am Ende einsam seine Runden zog und Jorge Martinez das Nachsehen gab.
Der lange Weg zum WM-Titel
Finanziell gesichert war die Saison 1993 bei Weitem nicht, doch mit dem Segen und sogar gutem Zureden von seiner Frau Birgit machte er schließlich trotzdem weiter und hätte dazu sogar einen Kredit aufnehmen dürfen. Doch das war letztendlich nicht notwendig. Zusammen mit Schwager Uli Maier legte er selbst an seiner B-Kit-Honda Hand an und machte diese absolut konkurrenzfähig.
Als Teamnamen hatte man sich Team Europa Raudies ausgedacht. Wie die Saison dann lief, hatten sich er und sein Schwager Uli im kühnsten Traum nicht ausmalen können. 14 WM-Läufe standen auf dem Programm, von denen Dirk Raudies sage und schreibe neun gewann. Die ersten drei Rennen im australischen Eastern Creek, im malaysischen Shah Allam und im japanischen Suzuka konnte Dirk Raudies gleich gewinnen, womit er schon mal den Grundstein für seinen WM-Titel legte.
Wichtige Punkte
Nachdem er im spanischen Jerez de la Frontera leer ausging, kehrte er mit Platz drei auf dem Salzburgring bereits wieder aufs Podium zurück. Danach gewann er seinen Heim-GP in Hockenheim sowie vor ebenfalls sehr vielen deutschen Augenpaaren in Assen. Beim Großen Preis von Europa in Barcelona sammelte er mit Platz fünf weitere wichtige Punkte, denn sein Widersacher im Titelrennen, der Japaner Kazuto Sakata, ließ sich punktemäßig einfach nicht abschütteln. Da kamen seine nächsten beiden Siege in Mugello sowie in Donington, wieder jeweils vor dem Japaner, gerade recht, denn in Brünn drehte dieser den Spieß wieder um.
Letzte deutsche Weltmeister
In Misano und auf der Berg- und Talbahn von Laguna Seca in den USA lief Dirk Raudies dann wieder als Erster vor Sakata ein. Beim WM-Finale im spanischen Jarama konnte er es somit taktisch angehen. Sakata kam nicht über Platz drei hinaus, so dass Dirk Raudies Platz acht locker reichte, um für die nächsten 18 Jahre der letzte deutsche Solo-Weltmeister im Grand-Prix-Sport zu sein. Im gleichen Jahr sicherte er sich auch in der spanischen Meisterschaft, die schon damals einen fast höheren Stellenwert hatte als die Europameisterschaft, den Titel.
Über dem Zenit
Der Erfolg machte begehrt, so wurde Dirk Raudies 1994 Teil des vom ehemaligen BMW-Formel 1-Rennleiter Dieter Stappert geführten HB-Teams. Die Saison verlief allerdings nicht wunschgemäß. Mit lediglich drei Grand-Prix-Siegen, zwei bei Saisonmitte auf dem Salzburgring und in Hockenheim sowie beim Saisonfinale in Barcelona, aber keine weiteren Podestplätze reichten in dieser engen Meisterschaft diesmal nur zu Endrang vier.
1995 wurde er noch einmal WM-Fünfter, wobei ihm in Assen noch einmal der ganz große Wurf gelang. In Jerez und in Le Mans feierte er als jeweils Zweiter und in Buenos Aires als Dritter weitere Podestplätze.
Ende seiner Laufbahn
1996 begann dann sein Abschied auf Raten, als er mit nur einer Fahrt aufs Podium (auf dem österreichischen A1-Ring) nicht über WM-Endrang 13 und 1997 gänzlich ohne Highlight nicht über den 25. Schlussrang hinauskam. Am Ende der Saison 1997 beendete er seine aktive Laufbahn und widmete sich später einigen Nachwuchsfahrern. So war er zum Beispiel ein wichtiger Steigbügelhalter für Sandro Cortese.
Dem Sport treu geblieben
Doch auch abseits der Rennstrecken blieb Dirk Raudies sehr geschäftstüchtig und technikinteressiert. So war er zum Beispiel einer der ersten Besitzer eines Windkraftwerkes und somit Stromerzeuger. Des Weiteren arbeitete er als Motorsportexperte und (Co-)Kommentator bei Eurosport bei deren Übertragungen der MotoGP sowie nach wie vor von der Superbike-WM.
Zudem ist er heutzutage bei drei Gewerbeimmobilien Geschäftsführer, macht Leiterprüfungen von Windkraftanlagen sowie schon seit vielen Jahren für Betreiber von Windkraftanlagen die komplette Betriebsführung, sowohl die kaufmännische wie auch die technische. "Ansonsten bin ich bei guter Gesundheit, wenngleich es mit 60 hier und da mal zwickt", gibt er mit einem Augenzwinkern zu.
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