Heute feiert ein Mann seinen 50. Geburtstag, der auf dem neuen Sachsenring Geschichte geschrieben hat - Tomomi Manako. Nach der 1961 eingeläuteten ersten Ära von Motorrad-Weltmeisterschaftsläufen auf dem Sachsenring, fand vom 7. bis 9. Juli 1972 der letzte zur WM zählende Große Preis der DDR auf dem damals 8,618 Kilometer langen alten Straßenrennkurs bei Hohenstein-Ernstthal statt. Nach dem überhaupt letzten Rennen auf des alten Strecke begann nach dem Bau des Verkehrssicherheitszentrums Sachsenring 1996 auf einer in dieses eingebetteten neuen Strecke eine neue Ära.
Eine Chance für den Sachsenring
Dank einiger glücklicher Umstände, vor allem aber dank der großen Motorradsportbegeisterung in der Region wurde vom 16. bis 19. Juli, ja Donnerstag bis Sonntag, ein Traum wahr. Nach 26-jähriger Pause kamen wieder die weltbesten Motorradrennfahrer zum Sachsenring, um beim Polini Motorrad Grand Prix Deutschland auf dem damals 3,508 Kilometer langen neuen Kurs GP-Sieger zu ermitteln. 142.000 gezählte Besucher am Wochenende belegten die Richtigkeit der Entscheidung, dem neuen und damals noch sehr provisorischen Sachsenring eine Chance zu geben. Nach einem Rennen zum MuZ Skorpion Cup am Samstagnachmittag war am klassischen Rennsonntag das Rennen der Klasse bis 125 ccm der erste WM-Lauf nach dieser langen Zeit am Rande der Karl-May-Geburtsstadt. Dieses gewann der Japaner Tomomi Manako auf einer Honda vom Team UGT 3000 und sicherte sich damit seinen unauslöschlichen Eintrag in den Sachsenring-Geschichtsbüchern. Sein besonderer Bezug zu Deutschland hat aber noch weitere Aspekte.
Später Einstieg, schneller Aufstieg
Tomomi Manako wurde am 16. September 1972 in der Präfektur Saga im westlichsten Zipfel Japans geboren. Mit dem Motorrad-Rennsport begann er erst im vergleichsweise hohen Alter von 21 Jahren. Über regionale Meisterschaften in seinem Heimatland ging es für ihn 1994 in die japanische 125er-Meisterschaft. Doch nicht nur das. Nachdem sich seine in der Weltmeisterschaft aktive Landsmännin Tomoko Igata verletzt hatte, kam Tomomi Manako am 12. Juni 1994 in Hockenheim überraschend als Ersatzfahrer im Honda-Team F.C.C. Technical Sports zu seinem Grand-Prix-Debüt. Beim sechsten von 14 Saisonrennen wurde er auf Anhieb hinter Dirk Raudies und seinem Landsmann Kazuto Sakata Dritter. Der Deutsche war enteilt, doch um die restlichen Podestplätze kämpften vier Fahrer bis zum Schluss. Peter Öttl und der Italiener Stefan Perugini gingen leer aus. Nach einem weiteren achten Rang in Mugello und insgesamt nur drei Grand Prix wird Tomomi Manako letztendlich als WM-20. geführt.
Tomomi Manako als WM-Achter
Die japanische Meisterschaft beendete Tomomi Manako in jenem Jahr auf dem siebenten Rang. Beim prestigeträchtigen 8h-Rennen von Suzuka wurde er zusammen mit Takeshi Tsujimura auf einer Honda RVF 750 13. 1995 stieg Takeshi Tsujimura als 125er-WM-Dritter des Vorjahres innerhalb des Teams F.C.C. Technical Sports in die Viertelliterklasse auf, sodass Tomomi Manako neben Tomoko Igata in der 125er-Abteilung vollwertiger WM-Pilot wurde. Gleich beim Saisonauftakt im australischen Eastern Creek fuhr er erneut als Dritter aufs Podest. So auch beim WM-Finale in Barcelona. Dazwischen sammelte er immerhin so viele Punkte, dass er die Saison als WM-Achter abschließen konnte.
Erster GP-Sieg mit deutschem Team
Für die Saison 1996 wechselte Tomomi Manako ins Team UGT Europe des geschäftstüchtigen Motorrad-Grau-Importeurs Ralf Schindler aus Lörrach. Wiederum war Barcelona ein gutes Pflaster für ihn, denn beim drittletzten Rennen des Jahres feierte er hier seinen ersten Grand-Prix-Sieg. Zusammen mit drei weiteren Podiumsplätzen beendete er die Saison als WM-Dritter. So auch 1997, wobei ihm in der nun Team UGT 3000 heißenden Mannschaft zwar kein GP-Sieg, dafür aber sechs Podestplätze gelangen. Valentino Rossi gewann elf der 15 Saisonrennen und feierte souverän seinen ersten WM-Titel. Noboru Ueda, der die vier von Rossi übrig gelassenen Grand Prix gewann, wurde Vize-Weltmeister.
Großes Jahr für Tomomi Manakos
1998 sollte mit der gleichen Truppe Tomomi Manakos ganz großes Jahr werden, zumal Valentino Rossi in die Viertelliterklasse aufgestiegen war. Vor besagtem Rennen auf dem Sachsenring hatte er in Mugello und nach dem Deutschland-Grand-Prix in Imola und in Barcelona gewonnen. Beim Saisonfinale in Buenos Aires holte sich der Honda-Pilot seinen fünften Saisonsieg und fühlte sich mit einem Punkt Vorsprung als Weltmeister. Allerdings war noch eine Berufungsverhandlung des Aprilia-Teams UGT Bikes Pesaro von Kazuto Sakata anhängig. Diesem wurde zunächst beim vorletzten Saisonrennen im australischen Phillip Island, wegen eines vermeintlichen technischen Regelverstoßes, der vierten Platz und die damit verbundenen 13 WM-Punkte aberkannt. Im November hoben die Regelhüter das Vor-Ort-Ergebnis wieder auf, was Kazuto Sakata reichte, um mit 229 zu 217 WM-Punkten nachträglich Weltmeister zu werden.
Wechsel zu den 250ern
Obwohl seine 125er-Mission nicht komplett beendet war, wechselte Tomomi Manako 1999 ebenfalls in die 250-ccm-Klasse. Mit dem wiederum deutschen Team Yamaha Kurz Aral hatte er gegenüber seinem Landsmann Shinya Nakano und den Franzosen Olivier Jaques vom Werksteam Chesterfied Yamaha Tech3 natürlich einen schweren Stand. Immerhin fuhr er in seinem 250er-Premierenjahr bei 16 Rennen 13 Mal in die Punkte und wurde WM-15. Seine besten Einzelergebnisse waren zwei achte Plätze, gleich beim Saisonauftakt im ihm bestens vertrauten Suzuka sowie kurz vorm Saisonschluss im brasilianischen Jacarepagua. Danach kehrte Tomomi Manako nach Japan zurück und fuhr unter anderem wieder das 8h-Rennen in Suzuka, nun allerdings für Kawasaki. Für den Hersteller der mehrheitlich grünen Motorräder war er noch einige Jahre als Chef-Entwicklungsfahrer tätig.
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