Hohenstein-Ernstthal. Für Kopfschütteln in der Karl-May-Geburtsstadt sorgt die Debatte über das Buch "Der junge Häuptling Winnetou", das vom Ravensburger Verlag nach Kritik im Internet zurückgezogen wurde. Offenbar hatte sich eine dreistellige Zahl von Kritikern über vermeintlichen Rassismus oder die Förderungen von Klischees im Kinderbuch zum gleichnamigen Film beschwert. "Es ist schon sehr erschreckend und bedenklich, was da eine relativ kleine Gruppe erreichen kann", kommentiert André Neubert, studierte Historiker und Leiter des Karl-May-Hauses.
Fehlendes Wissen
Bei denen, die ein Problem mit den Geschichten und ihren Helden haben, vermutet er fehlendes Wissen über das Werk Mays. "Die Indianer profitieren ja total von diesen Erzählungen", sagt Neubert, der auch auf Themen wie Frieden und Völkerverständigung in den Büchern verweist.
Spielerisch an fremde Kulturen herangeführt
Karl-May-Enthusiast Ralf Harder zeigte sich erschüttert über die geäußerten Meinungen und versuchte in Internetforen auch andere Sichtweisen deutlich zu machen. "Ich finde es völlig unproblematisch, eher sogar gut, wenn Kinder Indianer spielen. So werden sie spielerisch an fremde Kulturen herangeführt", sagt Ralf Harder.
"Nenne man nicht den Indianer einen Wilden"
Natürlich gibt es in den teils 150 Jahren alten Büchern von Karl May (1842 bis 1912) Formulierungen, die heute unüblich wären. Doch das ist ja in der Literatur oder in Filmen oft der Fall. Zitate die Mays Denkweise deutlich machen, kann Harder vielfach liefern: "Nenne man nicht den Indianer einen Wilden. Er ist dasselbe Ebenbild Gottes, wie der Weiße, der sich doch unendlich höher dünkt", heißt es beispielsweise in einem der Bücher des geborenen Ernstthalers May.
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