Schon über 11.000 Euro für die neue Plauener Gedenkstätte

SPENDENSAMMLUNG Ein letztes Rudiment der fast vergessenen Synagoge gibt es noch.

Plauen. 

Plauen. Als Bürgermeister Tobias Kämpf diesen Aufruf startete, gab es durchaus Skeptikerinnen und Skeptiker. Spenden die Plauener wirklich 15.000 Euro für eine Mauer? Und dann auch noch für einen Gedenkort, den ganz viele Menschen der Stadt gar nicht kennen, weil die Zerstörung der Synagoge zu DDR-Zeiten 40 Jahre lang gar keine Rolle mehr spielte?

 

Drei Viertel der Spenden für Synagogenmauer erreicht

Tobias Kämpf: "Ich finde es wichtig, dass wir Plauener einen Gedenkort errichten, an dem wir das traurigste Kapitel unserer jüngeren Stadtgeschichte erlebbar machen." Der 32-jährige Familienvati darf heute voller Stolz verkünden: "Es haben sich bereits ganz viele Spender beteiligt." Dreiviertel des Geldes ist zusammengekommen. 11.373 Euro waren es heute früh. Liane Kümmerl, Waltraud Schmidt und Jens Bühring haben nicht locker gelassen. Ihre Vermutung, dass da noch ein letztes Stück der Synagogenmauer in der Engelstraße zu sehen ist, sie hat sich bestätigt.

 

Große Resonanz

Der Spendenaufruf zum Projekt "Bruchstelle 1938" stößt also auf große Resonanz. Über 100 Spenden sind bislang auf das Konto der Crowdfunding-Kampagne des Projektes überwiesen worden. Hinter den einzelnen Überweisungen steht aber oft mehr als nur ein Spender. Das Ziel sind 15.000 Euro. Das Vorhaben der Stadt Plauen: Ein Mauerrelikt der 1938 zerstörten Plauener Synagoge retten und einen Gedenkort einrichten, das ist das konkrete Ziel. "Besonders erfreulich ist, dass beispielsweise Plauener Kirchgemeinden wie die Versöhnungskirche ihrerseits kleine Sammlungen organisieren und eine gemeinsame Spendensumme generieren", berichtet Tobais Kämpf. Auch von der Adventgemeinde als direktem Anlieger ging eine beträchtliche Summe ein. Diese Beispiele stehen jedoch stellvertretend für viele erfreuliche Zuwendungen von Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen. Dieses Engagement beeindruckt uns", schickt der Bürgermeister herzliche Worte.

 

Wenn es nicht klappt, gibt's das Geld zurück

Der voraussichtliche Eigenanteil an den Projekt-Gesamtkosten von voraussichtlich 100.000 Euro, der mit dem Crowdfunding finanziert werden soll, ist damit in greifbare Nähe gerückt. "Es ist noch ein Stück Weg zu gehen, um den Mindestbetrag mit vereinten Kräften zu erreichen oder zu übertreffen. Sollte es nicht gelingen, die Spendensumme zu generieren, würden alle Spenderinnen und Spender ihre Zuwendung zurückerhalten", betont Tobias Kämpf. So sehen es die Regeln des "Viele schaffen mehr"-Portals vor. Das Crowdfunding wird von der betreuenden Volksbank Vogtland-Saale-Orla eG mit einem Co-Funding aufgestockt. Wichtig: Je mehr Spenden über 20 Euro von verschiedenen Seiten eingehen, umso höher fällt die Aufstockung der Bank aus. "Spenden kann man über das Portal vornehmen oder, gerade wenn man nicht mit dem Internet verbunden ist, auch als Direktspende über die Bankverbindung durchführen", informiert Projektkoordinator Clemens Uhlig.

 

Die Synagoge stand in der Senefelder/Ecke Engelstraße

Das Crowdfunding läuft noch bis 8. Juli 2024. Dann wird sich zeigen, ob es gelungen ist und wie hoch die Spendensumme ausfällt. Rückblick: Es war eine kleine Sensation, als ein Mauerrest der 1938 zerstörten Plauener Synagoge identifiziert und 2021/22 unter Denkmalschutz gestellt werden konnte. Doch das Relikt ist stark versehrt und bedarf einer fachmännischen Sicherung. An dieser Stelle soll ein öffentlicher (Ge-)Denkort entstehen, wo Erinnerung an ein bedeutendes Bauwerk und das jüdische Leben in Plauen stattfinden kann, aber auch Begegnung und Dialog. Anfang April 1930 wurde das Israelitische Gemeindehaus mit Synagoge in der Senefelder Straße/Ecke Engelstraße eingeweiht. Am 10. November 1938 brannte die Synagoge nieder.

 

"Feuerwehr hat nicht gelöscht, sondern nur das Übergreifen verhindert"

Der 10. November 1938 ist ein ganz dunkler Tag für Plauen. Was Zeitzeuge Joachim Frotscher berichtete, verschlägt einem den Atem. In der sogenannten Pogromnacht zerstörten die Nationalsozialisten das sakrale Bauwerk. "Ich war damals zehn Jahre alt und fühle mich schuldig, weil ich mit meinen Eltern und vielen anderen zugesehen habe wie dieses Haus niederbrennt. Die Feuerwehr hat nicht gelöscht, sondern nur das Übergreifen auf benachbarte Häuser verhindert." So hat es der in diesem Jahr verstorbene Plauener aufgeschrieben. Stadtarchivar Clemens Uhlig verlas im Rahmen einer Gedenk- und Auftaktveranstaltung die Worte von Joachim Frotscher (geboren 1928 - gestorben 2024). Jetzt hat Plauen ein Stück von dieser scheinbar völlig verschwundenen Synagoge zurückbekommen. Dr. Isidor Goldberg hatte einst die Idee, ein solches Haus in Plauen zu bauen. Nach ihm wurde im Mammengebiet eine Straße benannt.

Kontaktdaten und Informationen

Im Internet findet sich die Projektseite der Bruchstelle 1938.

Die Geldsammlung für die Gedenkstätte findet auf dem Spendenportal "Viele schaffen Mehr" statt.

 

Bankverbindung für Direktspenden:

Kontoinhaber VR Payment für Viele schaffen mehr | IBAN: DE33660600000000137749 | BIC: GENODE6KXXX | Verwendungszweck: P25456 - BRUCHSTELLE 1938 - Rettung eines Reliktes der ehem. Plauener Synagoge



  Newsletter abonnieren

Euer News-Tipp an die Redaktion