Plauen. Ja, das hat gedauert! "Es war ja auch ein sehr umfangreiches Projekt", stellt Henning Scharch voran. Der Geschäftsführer vom Zweckverband Wasser und Abwasser Vogtland (ZWAV) wirkte genau wie Oberbürgermeister Steffen Zenner erleichtert. "Es ist ein kaum sichtbarer, aber sehr wichtiger Teil des Gewässer- und Hochwasserschutzes für unsere Stadt Plauen", weiß der OB. Entstanden ist dieses Gemeinschaftswerk in den letzten drei Jahren in Haselbrunn. Es hat 3,9 Millionen Euro gekostet und ist zur Hälfte von der Sächsischen Aufbaubank gefördert worden. ZWAV-Pressepsrecherin Nadine Mensdorf: "Wie wir bereits im Oktober 2023 berichteten, ist die auffällige und doch unscheinbare Baustelle an der Seumestraße unterirdisch ein richtiges Mammutprojekt."
Messdaten ergaben: In Haselbrunn staut sich oft zu viel Wasser
Rückblick: In der Seumestraße befand sich ein Regenüberlauf ohne großen Stauraum aus den 1940er Jahren. Das dort ankommende Wasser stammt aus einem Mischwassersystem der Stadtteile Haselbrunn und Kauschwitz. Diese Systeme sind noch vorherrschend und transportieren ein Gemisch aus Regen- und Schmutzwasser zur Kläranlage. "Bei Starkregenereignissen, welche leider immer häufiger und extremer auftreten, geben derartige Anlagen verdünntes Mischwasser über einen Überlauf in die Gewässer ab. Wäre dem nicht so, würden weiterführende Kanäle zur Kläranlage oder diese selbst überlastet", erklärt Sandra Chemnitz. Die Technische Leiterin verrät: "In regelmäßigen Abständen bewerten wir die vorhandene Entwässerungs-Infrastruktur im Verbandsgebiet. Es wird dabei betrachtet, welche Technologien, Dimensionen und Stauräume welchen Aufkommen an Wasser gegenüberstehen. Beispielsweise auch beim Neubau von Industriegebieten", erläutert Sandra Chemnitz. Der ZWAV wertet hierfür auch Daten der Regenmesser und mobiler Messstationen für die Berechnung des Aufkommens aus. Die Ergebnisse waren eindeutig: Haselbrunn hat ein neues Regenüberlaufbecken benötigt.
Gewässerschutz trotzt Starkregen und Klimawandel!
An der Seumestraße entstand nun auf Basis dieser Betrachtungen ein neues Regenüberlaufbecken. Dieses verfügt über ein Stauvolumen von 1.200 Kubikmetern (36x13x5 Meter) als Puffer Richtung Kläranlage. Vor allem bei Starkregen wird das ankommende Wasser nun zeitversetzt abgegeben. Das dient dem Hochwasserschutz. "Wir erreichen hiermit für den Gewässerschutz eine wesentlich höhere Verdünnung des Wassers und eine Grobreinigung bevor es zum Überlauf in den Bach kommen kann", stellt Sandra Chemnitz fest. Die Technische Leiterin geht ins Detail: "Man muss sich ein solches Starkregenereignis wie einen Hochdruckstrahler vorstellen, der beispielsweise auch Schmutz aus den Kanälen spült, welcher sich dort abgesetzt hatte. Die mitgespülten Partikel, der grobe Schmutz, kann sich im Regenüberlaufbecken durch die Beruhigung des Wassers setzen. Nachfolgend wird der Beckeninhalt zur Käranlage abgegeben und dort gereinigt", erklärt Sandra Chemnitz. Auch die Becken selbst werden nach diesen Ereignissen vom ZWAV gereinigt und der verbliebene Schmutz zur Klärung weitergeleitet.
Wie läuft ein solches Bauprojekt ab?
Die Vorplanung und Bemessung begann Im Jahr 2010! Baubeginn war 2021. Aufgrund der Corona-Krise kam es Lieferengpässen und Verzögerungen dieses Projektes. Deshalb konnte es erst jetzt in Betrieb genommen werden. Das Regenüberlaufbecken selbst ist ein unterirdischer Stahlbetonbau. "Circa 60 Prozent aller Anlagen in unserem Verbandsgebiet sind so konzipiert", lässt Nadine Mensdorf wissen. Die junge Frau ist zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des ZWAV: "Auch die Zu- und Ablaufkanäle mussten erneuert werden. Ein Teil wurde neu gebaut, ein Teil umverlegt. Es handelt sich um Kanäle mit bis zu 1,5 Metern Durchmesser in bis zu 8 Metern Tiefe." Größtenteils bohren die Techniker in solchen Fällen dann unterirdisch mittels Vortriebsverfahren, anstatt mit offenen Gräben zu arbeiten. Sonst würde sich die Größe der Baustelle vervielfachen. Die neue Anlage ist übrigens vollständig automatisiert und wird fernüberwacht. "Durchflüsse, Auswertungen zu Mengen und Regenmesser können durch unser Fachpersonal jederzeit im Leitsystem überwacht werden", ist Geschäftsführer Hennig Scharch begeistert.
Mehr Flächen für Versickerung des Regenwassers benötigt
Nach einer Probephase fand jetzt die Umbindung der Entwässerung vom alten auf das neue Becken statt. Der ZWAV übernahm auch die Sanierung der Seumestraße im Zufahrtsbereich der Anlage. Dieser schloss sich eine Straßensanierungsmaßnahme an, welche durch die Stadt Plauen geplant und ausgeführt wurde. Die Renaturierung der Außenbereiche erfolgte durch Bepflanzung mit Busch- und Baumpflanzungen und einer Streuobstwiese. Das Projekt erhielt eine Förderung von der SAB nach Förderrichtlinie SWW 2016. Der Zweckverband Wasser und Abwasser Vogtland wendet sich in eigener Sache an die Bevölkerung: "Regenwasser geht uns alle an. Jeder Bürger kann seinen Beitrag zum Hochwasser- und Naturschutz leisten. Statt Betonflächen müssen mehr und mehr Flächen zur Versickerung des Regenwassers entstehen und so zur Umwandlung hin zur Schwammstadt beitragen", gibt Nadine Mensdorf zu bedenken. Weitere Informationen im Internet.
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