Mühltroff. Ratlosigkeit herrscht derzeit im Förderverein Wisentatalbahn mit Sitz in Mühltroff, dem 68 Mitglieder aus ganz Deutschland angehören. "Wir werden von den Leuten gefragt, wie es weitergeht", sagt Michael Rauchfuß, der Vereinsvorsitzende. Der Grund: Die Stilllegung der Bahnstrecke von Schleiz nach Schönberg erfolgt voraussichtlich zum 15. März.
Verein erfuhr selbst erst vor drei Wochen von der Stilllegung
So lautet die Information von der Deutschen Regionaleisenbahn GmbH (DRE), dem bisherigen Pächter der Zugstrecke, welche der Deutschen Bahn (DB) gehört. Der Förderverein Wisentatalbahn zahlte stets eine Nutzungsgebühr, Trassengeld genannt, für seine Fahrten. "Wir haben es erst vor knapp drei Wochen erfahren, dass sie Strecke stillgelegt werden soll", sagt der Vereinsvorsitzende. Für den Verein und sein jahrzehntelanges Engagement für den Erhalt der Bahnstrecke gleicht das einer Hiobsbotschaft.
Preise für die Nutzung zu hoch
Wie so oft geht es um Geld. "Die Preise für die Nutzung haben sich in den letzten Jahren fast verdoppelt", sagt Michael Rauchfuß. "Pro Kilometer zahlen wir zehn Euro, vorher waren es fünf. Für jeden Halt auf der Strecke kommen fünf Euro dazu." Vor Corona hatte man bis zu 38 Fahrtage im Jahr. "2022 hatten wir schon auf 25 Fahrten reduziert. Ende 2022 erhöhte die DRE die Kosten nochmals." Voriges Jahr konnte der Verein dann nur noch eine Fahrt zu Himmelfahrt anbieten. 438 Fahrgäste konnte man da zählen. Dazu kamen Sonderfahrten. Aber: "Für einen Fahrtag rund 2000 Euro zu zahlen, das können wir als Verein nicht stemmen."
Betriebsaufwand kann nicht durch Nutzungsentgelte gedeckt werden
Was sagt die Deutsche Regionaleisenbahn GmbH dazu? "Wir finanzieren die Betriebskosten über Nutzungsentgelte. Betriebswirtschaftliche Auswertungen haben schon seit Jahren gezeigt, dass der Betriebsaufwand nicht durch Nutzungsentgelte gedeckt werden kann", sagt Gerhard J. Curth, der Geschäftsführer. "Insbesondere der abschnittsweise schlechte Zustand des Gleisoberbaus ist ein kostentreibender Faktor bei gleichzeitig geringen Trasseneinnahmen. Aus diesem Grunde hat die DRE das gesetzlich vorgesehene Verfahren zur Stilllegung durchgeführt, wobei vorab noch Dritten die Gelegenheit eingeräumt worden ist, den Betrieb der Eisenbahninfrastruktur zu übernehmen, was allerdings ohne Erfolg geblieben ist." Und: Wenn die DRE die Bahnanlage als öffentliche Eisenbahninfrastruktur betreibe, sei damit die Betriebspflicht verbunden. Diese wiederum bedeute, dass alle erforderlichen Instandhaltungsmaßnahme zur Aufrechterhaltung des Betriebs durchzuführen sind.
Unterstützung durch Politik als letztes Mittel
Die einzige Lösung, die seitens der DRE besteht, um die Stilllegung noch abzuwenden, ist die Unterstützung durch die Politik. Da setze man Hoffnung auf den neuen Landrat im Saale-Orla-Kreis", so Curth. Christian Herrgott habe sich zu der Anfrage noch nicht geäußert. "Wir haben die Perspektiven des Weiterbetriebs ausgelotet, sehen jedoch keinen tragfähigen Ansatz. Insbesondere ergaben Anfragen beim Aufgabenträgers des Schienenpersonalnahverkehrs in Thüringen, dass dieser nicht bereit ist, Zugleistungen auf dieser Strecke zu bestellen. Die vom Freistaat Thüringen vor kurzem erstellte Studie zur Reaktivierung von Bahnstrecken hatte diese Strecke von vornherein ausgeklammert. Ebenso konnten keine Güterverkehrspotenziale mit einer ausreichenden Tragfähigkeit ermittelt werden." Dabei sei Schleiz neben Eisenberg die einzigen Stadt in Thüringen, die als Mittelzentrum keinen Bahnanschluss haben. Als Mittelzentren müssten sie jedoch einen solchen vorhalten. Das Thüringer Ministerium beruft sich dabei auf eine Grundsatzentscheidung, die im Jahr 2006 getätigt wurde, dass für Schleiz ein Busanschluss ausreichend sei.
"Wir geben nicht auf. Wir machen weiter"
Auf eine Lösung für den Weiterbetrieb der Bahnstrecke hoffen auch die Vereinsmitglieder. "Wir geben nicht auf. Wir machen weiter", sagte gestern Friedemann Schüler, zweiter Vorsitzender im Förderverein Wisentatalbahn überzeugt. Er sitzt regelmäßig am Steuer der Wisentatalbahn, ehrenamtlich. Beruflich für die Deutsche Bahn. "Unser Ziel als Verein ist nach wie vor, die Strecke weiter zu befahren." Die Freistaaten Thüringen und Sachsen sowie die Deutsche Bahn müssten sich dazu bekennen. Und es ist auch so, dass der verein viele junge Mitglieder hat. "Davon können andere Vereine nur träumen", sagt Schüler. Ein Jugendlicher ist so begeistert, er will jetzt sogar den Beruf des Lokführeres lernen.
Sonderfahrten am 9. und 10. März
Für die vorläufige Stilllegung hat der Verein jetzt am 9. und 10. März Sonderfahrten organisiert. Abschiedsfahrten sozusagen. "Die Nachfrage ist schon groß", sagt Michael Rauchfuß. Leute aus Amberg, Gera, Dresden und Köln hätten sich angemeldet, das MDR-Fernsehen dreht. "Ab dem 15. März dürfen wir nicht mehr auf die Gleise, deshalb fahren wir die drei Schienenbusse zu den Geraer Eisenbahnwelten." Dennoch hoffe man noch, dass es nicht soweit kommt.
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