Plauen. Einst waren hier zu DDR-Zeiten 2.000 Beschäftigte tätig. Jetzt ist es traurige Gewissheit. Die Wema Vogtland arbeitet nur noch Restaufträge ab. Der letzte Walzer ist getanzt. Die verbliebenen 55 Mitarbeiter haben noch einmal ihren Zusammenhalt gefeiert. Auch die Betriebszeitung "Taktstraße" wurde in limitierter Auflage ein letztes Mal herausgegeben. Der Traditionsbetrieb schließt die Pforten. Es war ein unglaublich trauriger Moment. "Wir möchten niemanden dabei haben. Kein Presserummel, keine Fragen. Nur zwei, drei Fotos. Mehr bitte nicht", stellte Jörg Umland voran. Dann kamen die Kolleginnen und Kollegen aus einem Tor. Es waren die letzten Mitarbeiter des frühren Weltspitzenunternehmens. Vor dem Wema -Turm, einem der Wahrzeichen von Plauen, stellten sie sich zum Erinnerungsfoto auf. Es dauerte nur ein paar Minuten. Dann verschwand die Belegschaft wieder. Dieses letzte Foto wird für die Ewigkeit bleiben.
IHK-Präsident: "Wir alle können nur unser Bedauern ausdrücken"
Rückblick: Erst im Juni erfuhren hunderte Interessierte im Malzhaus zur Nacht der Museen, welche Bedeutung die Wema einst für Plauen, fürs Vogtland, für tausende Familien hatte. Mit historischen Filmaufnahmen ging es auf Zeitreise durch "100 Jahre Werkzeugmaschinenbau in Plauen und 75 Jahre Wema Vogtland". Die Leistungsfähigkeit und Innovationskraft machte diesen Großbetrieb über Jahrzehnte zu einem renommierten Unternehmen. Jetzt neigt sich deren Geschichte einem traurigen Ende zu. Die Mitarbeiter haben eine Mitteilung verfasst: "Nach Jahren der Umstrukturierungen, Geschäftsführungswechsel und Strategieänderungen wurde am 11. April zunächst vorläufige Insolvenz in Eigenverwaltung und am 26. Juni die Regelinsolvenz angemeldet. Investoreninteresse und der Versuch einer MBO-Lösung kamen zu spät. Nun droht die Abwicklung und Liquidation des Unternehmens", heißt es darin. Zur Wahrheit gehört auch: Die Marktsituation ist unglaublich schwierig. Von der im Saarland ansässigen Geschäftsführung steht eine Presseinformation dazu noch aus. Karsten Kroll, Präsident der IHK Regionalkammer Plauen: "Wir alle können nur unser Bedauern ausdrücken. Solch eine traurige Nachricht ist gerade in diesen so schwierigen Zeiten schlimm."
Neustart war verheißungsvoll
Dabei darf man die ersten Jahre nach dem Neustart und der vorherigen Insolvenz im Jahr 2009 als Erfolgsgeschichte einstufen. Die Wema eroberte sich die Märkte zurück und baute die Stellung als weltweit tätiges führendes Retoolunternehmen aus. Dann folgte der schleichende Abstieg mit Einstiegsversuchen in andere Geschäftsfelder, Firmenabspaltung, Personalrückgang und Verlustprojekten. Die positiven Effekte neu akquirierter und erfolgreich abgewickelter Projekte kamen nicht mehr zum Tragen. Nun sind die meisten Mitarbeiter freigestellt oder schon bei neuen Arbeitgebern beschäftigt. Nur ein kleiner Teil der zuletzt 55köpfigen Belegschaft arbeitet noch Restaufträge ab.
Die Maschinenbautradition lebt in Plauen weiter
Die Muttergesellschaft GRG, ebenfalls von der Insolvenz betroffen, wird unter einem amerikanischen Eigentümer weitergeführt. Das traditionsreiche Vomag-V, welches die Wema bis heute im Logo führt, wird von der ehemaligen Muttergesellschaft weiterhin genutzt, auch wenn der direkte Bezug dann vielleicht fehlt. Die Wema-Beschäftigten geben sich kämpferisch: "Auch in Plauen geht es weiter: Die 100jährige Tradition des Werkzeugmaschinenbaus und die noch ältere Maschinenbautradition in Plauen und im Vogtland wird in anderen Firmen erfolgreich fortgeführt. Auch hier wird ehemaliges Personal der Wema Vogtland mit dabei sein, denn die gut ausgebildeten Fachkräfte sind sehr begehrt auf dem Markt", heißt es im erwähnten Schreiben der Belegschaft.
Die Fußballfans singen: "Unsre Wema, die wird niemals untergehen!"
Und so feierten die Mitarbeiter der Wema am Freitag vielleicht ein letztes Mal auf dem Firmengelände ihren Abschied vom Betrieb. Sie lachten herzlich über die "Final Edition" ihrer Betriebszeitung "Taktstraße". Sie alle wollen sich irgendwann wieder treffen und nicht das letzte Mal zusammen gefeiert haben. "Die Maschinenbaugeschichte in Plauen geht weiter", bekräftigt Jörg Umland. Und auch der Name Wema wird bleiben. So singen die Fußballfans des benachbarten VFC Plauen bei jedem Spiel: "Unsre Wema, die wird niemals untergehen!" Denn der aktuelle Regionalligaausteiger spielte einst unter dem Namen BSG Motor/Wema/Aufbau Plauen und so sieht man auch im Vogtlandstadion gelegentlich das Logo des früheren Trägerbetriebes. Doch das ist nur ein kleiner Trost für die letzten Beschäftigten der Wema Vogtland Technology GmbH: "Wir verabschieden uns..."
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