Plauen. Spielabsage eine Stunde vor Anpfiff? "Das gibt's doch gar nicht", schimpfte Markus Kerbein. Im Vogtlandstadion räumte der VFC Plauen bereits alles wieder zusammen. Etliche Fußballfans standen deshalb am Samstagmittag völlig fassungslos am Eingang. "Das Spiel fällt aus! Ich bin extra aus Weida hier her gefahren, weil ich den 1. FC Magdeburg II im Spitzenspiel unterstützen möchte", berichtete der FCM-Anhänger. Seit 20 Jahren fährt er zu den Spielen seiner Blau-Weißen. "Dass ein Spiel so kurz vor Anpfiff abgesagt wird, ist eine Frechheit gegenüber den Zuschauern", ärgerte sich der Thüringer.
Schiedsrichter sagt: "Platz ist unbespielbar!"
Schiedsrichter Tarik El-Hallag und seine Assistenten Horst Bachmann sowie Nora Diekmann hatten bei der Platzbegehung um 11.30 Uhr den "Rasenplatz" im Vogtlandstadion begutachtet. Die Entscheidung der Unparteiischen: "Unbespielbar!" Mehr wollte und konnte Schiedsrichter Tarik El-Hallag dazu auch nicht sagen. Denn es standen sich zugleich zwei Welten gegenüber. Auf der einen Seite der 1. FC Magdeburg. Ein ostdeutscher Kultclub, der nach seiner Rückkehr in die 2. Bundesliga an Stabilität gewonnen hat. Dort ist Thomas Hoßmang als Leiter des Nachwuchsleistungszentrums "dabei, den Unterbau weiter voranzubringen. Wir sind mit unserer zweiten Männermannschaft sehr zufrieden. Wir müssen nicht aufsteigen, aber natürlich würden wir gerne in die Regionalliga vorstoßen", sagte der Ex-VFC-Coach vor dem Gipfeltreffen in Plauen.
VFC-Cheftrainer sagt: "Der Platz ist bespielbar!"
Beim VFC ist die Lage ähnlich. Der Tabellenführer hat eine tolle Hinrunde gespielt und man wollte "auch deshalb gerne einen unnötigen Spielausfall verhindern. Deshalb haben unsere Einsatzkräfte zusammen mit den Fans den Platz zwei Tage lang präpariert und wir sind ganz klar der Meinung, dass gespielt werden kann", betonte der Plauener Cheftrainer Karsten Oswald. Strafräume und der Mittelkreis waren vom Schnee beräumt. Auch die Linien des Spielfeldes. FCM-Coach Petrik Sander hingegen sah den Platz wegen Vereisung als unbespielbar an. Mittendrin ein 26-jähriger Schiedsrichter aus Jena, der nun mit seinen Assistenten entscheiden musste. Das Urteil wurde gefällt. Damit war für alle Mitwirkenden und hunderte Zuschauer, die bereits auf dem Weg waren, der Samstag gelaufen.
Verletzungsrisiko aus Magdeburger Sicht zu groß
Die Spielabsage kommentierte Thomas Hoßmang so: "Wir sind heute völlig sinnlos acht Stunden Bus gefahren. Unser Küchenteam in Magdeburg hatte um 5 Uhr begonnen, frische Verpflegung zuzubereiten. Es tut mir ebenso Leid für alle Zuschauer, die erst vorm Stadiontor erfahren haben, dass nicht gespielt wird. Der Platz ist aus meiner Sicht unbespielbar. Er ist teilweise gefroren und bucklig. Da brichst du dir alle Knochen. Die Verletzungsgefahr ist riesig", so der Kommentar von Thomas Hoßmang. So sahen es im Übrigen alle Vertreter vom 1. FC Magdeburg II. Genau das Gegenteil hörte man von allen Plauenern. Es stand quasi Aussage gegen Aussage, was keine Seltenheit ist, wenn es um viel geht und Schnee liegt.
Warum gibt es keine Platzkommission mehr?
Unverständlich: In der Vergangenheit hatte es sogenannte Platzkommissionen gegeben. Diese rekrutierten sich aus unabhängigen Verbandsfunktionären, die in der Nähe wohnen. Gab es früher unklare Situationen, so haben diese "Kommissare" bereits einen Tag vor dem Spiel gehandelt. Manfred Jahn war 20 Jahre als Verantwortlicher der Platzkommission für acht Vereine zuständig. Auch für den VFC Plauen! "Seit ein paar Jahren gibt es in dieser Spielklasse keine Platzkommission mehr. Auf Landesebene hingegen hat man an diesem bewährten Verfahren festgehalten. Dort kann so etwas nicht passieren", stellt der Vizepräsident des Vogtländischen Fußballverbandes fest. Im Fall des Punktspiels zwischen dem VFC Plauen und dem 1. FC Magdeburg II hätte Manfred Jahn "allen Beteiligten im Vorfeld mitgeteilt, dass wir uns am Samstag um 7.30 Uhr den Platz im Vogtlandstadion anschauen, dann über die Bespielbarkeit entscheiden und so die Gäste und auch alle Fans über die Medien noch vor ihrer geplanten Abfahrt informieren", erläutert Manfred Jahn das ursprüngliche Prozedere.
Nachholtermin: 9. Dezember!
Fazit: Weder dem VFC Plauen noch dem 1. FC Magdeburg darf man in solch einem Fall Vorwürfe machen. Beide Vereine haben aus ihrer Sicht gehandelt beziehungsweise geurteilt. Helmut Bähring aus Hof ist seit 25 Jahren VFC-Fan und der 82-Jährige sagte: "Es wurde schon auf deutlich schlechteren Fußballplätzen gespielt." Das stimmt. Doch es ist auch richtig, dass ein Oberligaspitzenspiel zwischen Plauen und Magdeburg II auf einem grünen Rasen weniger Verletzungen und deutlich mehr Fußballkunst versprechen würde. Thomas Popp ist beim VFC der Sportliche Leiter: "Nachholtermin für das Spitzenspiel ist der kommende Samstag, 9. Dezember. Die Wetterlage wird sich nicht ändern. Ein erneuter Spielausfall steht im Raum", prognostiziert Thomas Popp.
Das Oberligaspitzenspiel könnte ein Osterei werden
Übrigens: Der zweite Nachholtermin für das Spitzenspiel wäre der 24./25. März 2024. Doch an dem Wochenende spielt der VFC Plauen im Viertelfinale des Sachsenpokals. Die Auslosung erfolgt am kommenden Samstag in der Halbzeitpause des Regionalligaspiels zwischen Zwickau und Lok Leipzig. Somit findet das Spiel zwischen Plauen und Magdeburg II voraussichtlich erst am Osterwochenende, Ende März 2024.