Plauen. "Unser Comenius-Forum offenbarte deutlich die Probleme in der Bildungs- und Energiepolitik." Mit diesem Fazit meldete sich die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT), vormals Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU. Die MIT ist mit rund 25.000 Mitgliedern der größte parteipolitische Wirtschaftsverband in Deutschland. "Unsere Mittelstandsvertretung setzt sich auch im Vogtland für die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft und für mehr wirtschaftliche Vernunft in der Politik ein", so der Vorsitzende Frieder Seidel. "Wir laden in loser Folge, aber in schöner Regelmäßigkeit, interessante Gesprächspartner ein, die unseren Mitstreitern neue Impulse vermitteln. Wir wollen, dass sich unser Land wieder verbessert", stellte Vogtland-Chef Frieder Seidel im Saal der Sparkasse Vogtland voran. MIT-Pressesprecher Frank Heidan: "Als Referent zeigte Arnold Vaatz deutlich auf, wo die Probleme in der Gesellschaft zu finden sind und was wir tun müssen", so Bauunternehmer Frank Heidan.
Arnold Vaatz findet deutliche Worte
Der MIT-Kreisverband Vogtland war mit eingeladen zum Comenius-Forum in der Sparkasse Vogtland. Dort fand Arnold Vaatz deutliche Worte. "Wir haben in Deutschland in den letzten Jahren in Sachen Bildungs-, Wirtschaft- und Energiepolitik vieles verkehrt gemacht. Ich selbst war dabei. Und wenn mich die Leute fragen, weshalb ich das nicht verhindert habe, dann kann ich nur sagen: Ich habe es versucht, aber es ist sehr schwer, sich durchzusetzen." Arnold Vaatz (68) aus Weida saß als Bundestagsabgeordneter von 2002 bis 2021 als stellvertretender Vorsitzender in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler sparte nicht mit Kritik, auch an der eigenen Partei.
Viele heiße Eisen angefasst
Nach einer längeren Pause, auch bedingt durch die Coronapandemie und deren Folgen, wurde die langjährige Veranstaltungsreihe Comenius-Forum Vogtland fortgesetzt. Arnold Vaatz fasste als ausgewiesener Fachmann ohne Scheu viele heiße Eisen an. Seine Zeitanalyse, das Energiethema und die Zukunftsperspektiven wurden mit Beifall belohnt. Sein Fazit: Der Werteverfall durch Gleichmacherei, Sprachpolitik, fehlende naturwissenschaftliche Weiterentwicklung, beginnend im Elternhaus und in der Schule und der fehlende Sachverstand der politischen Entscheidungsträger werden weiterhin gravierende Folgen haben. "Unser Land stand immer für Fortschritt, für Disziplin, für Fleiß und für Zuverlässigkeit. Wenn ich mir nur die Bundesbahn oder die Bundeswehr anschaue, kann ich doch nur noch mit dem Kopf schütteln." Arnold Vaatz redete sich seinen persönlichen Frust von der Seele. "Die CDU/CSU ist als Regierungspartei viel zu lange in die falsche Richtung marschiert. Was die Nachfolger jetzt veranstalten, wirft uns noch weiter zurück." Der ehemalige Bundestagsabgeordnete erhielt auch häufig Zwischenapplaus.
Andreas Heinz: Mangelnde Bildungserfolge besonders kritisch
Der Landtagsabgeordnete Andreas Heinz vertritt das Obere Vogtland. Als Nebenerwerbslandwirt sieht der CDU-Politiker die "mangelnden Bildungserfolge als einen besonders kritischen Faktor. Denn wenn wir in diesem Bereich nicht wieder besser werden, ist künftig eine ganze Generation unterwegs, die nicht mehr mithalten kann", warnt Andreas Heinz. Er fügt hinzu: "Wir alle müssen unsere Lehrer viel besser behandeln. Die Arbeitsbedingungen sind verbesserungswürdig. Wir müssen auch zu Hause verbessern. Wenn der Lehrer prinzipiell Schuld ist, wird es ganz schwer", so Andreas Heinz. Auf Nachfrage zur aktuellen Energiepolitik stellte Andreas Heinz kurz und bündig fest: "Wir sind meilenweit in Rückstand. Wenn ich ein funktionsfähiges Auto in die Schrottpresse stecke, aber kein anderes Fahrzeug besitze, weil das erst noch produziert werden muss, kann ich mich nur vom Nachbarn fahren lassen. Das ist teuer und hat mit Umweltpolitik in meinen Augen nichts zu tun." Die Bundesrepublik steigt bekanntlich aus Kohle- und Atomstrom aus und muss jetzt Stromkauf aus dem Ausland zukaufen, weil im Land nicht genug Energie produziert wird.
Frank Heidan: "Unternehmen brauchen gut ausgebildete junge Menschen"
Frank Heidan, stellvertretender Kreisvorsitzender der MIT Vogtland und ehemaliger Landtagsabgeordneter, resümierte nach mehr als zwei Stunden: "Solche Abende sind gut, weil darüber gesprochen wird und unser Wertegerüst zur sozialen Marktwirtschaft deutlich herausgehoben wird. Wir als Unternehmer können es nicht einfach so hinnehmen, dass wir zum Beispiel nach dem Veröffentlichen der Pisa-Ergebnisse zur Tagesordnung übergehen. Unternehmen brauchen gut ausgebildete junge Menschen, um mit diesen engagierten Leuten weiter unsere erfolgreichen Ergebnisse in den Firmen zu ermöglichen und sie eventuell sogar für eine spätere Selbständigkeit begeistern könnten", so Frank Heidan. Der Plauener fordert: "Deshalb kann es nicht angehen, dass wir dabei unsere Ansprüche an den Bildungsstand weiter senken und die Quoten für Abiturabsolventen weiter erhöhen. Gleiches trifft für die Verantwortungsträger in der Politik zu." Frank Heidan ergänzt: "Augenzwinkernd möchte ich hinzufügen, dass auch in der Politik ein Fachkräftemangel herrscht und es wäre gut, wenn die politischen Entscheidungen mit mehr Sachverstand getroffen würden."
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