Was Sie über Scharlach und Windpocken wissen sollten

Kinderkrankheiten Großflächig, punktuell, mit Juckreiz? Einige Kinderkrankheiten gehen mit Hautausschlag einher. Besonders häufig sind in Deutschland Windpocken und Scharlach. Wie lassen sie sich unterscheiden?

Berlin. 

Geht es ihrem Kind nicht gut, sind Eltern oft selbst krank vor Sorge. Klar, der naheliegendste Weg ist immer der Gang zum Arzt. Blöd nur, wenn Sonn- oder Feiertag ist.

Wenn sich ein Ausschlag auf der Haut bildet, kann das ein Zeichen für Windpocken oder Scharlach sein. Beide Krankheiten sind in Deutschland häufig und hochansteckend. Der Ausschlag kann sich in beiden Fällen über den gesamten Körper ausbreiten. Doch es gibt auch Unterschiede.

Hier lesen Sie, welche das sind - und was Sie noch wissen müssen.

Wie verbreitet sind Windpocken und Scharlach?

  • Mit Windpocken haben sich 2023 laut Robert Koch-Institut (RKI) rund 17 836 Menschen infiziert. 82 Prozent der Erkrankungen betrafen dabei Kinder bis 14 Jahre.
  • Scharlach war 2023 am zweithäufigsten - wenn auch abgeschlagen. Daran erkrankten etwa 8800 Menschen. 88 Prozent davon waren Kinder bis 14 Jahre.

Wie werden Windpocken und Scharlach übertragen?

Windpocken werden durch Tröpfcheninfektionen übertragen.

"Eine Windpocken-Übertragung erfolgt durch feinste Speicheltröpfchen, die Erkrankte beim Atmen, Husten, Niesen oder Sprechen in der Luft verbreiten", erklärt Burkhard Rodeck von der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin.

Auch über großen Abstand hinweg kann das Virus noch in den Körper eines anderen Menschen gelangen und sich dort ausbreiten - sozusagen getragen vom Wind. Daher auch der Name Windpocken.

Aber auch durch die Berührung von typischen Windpocken-Bläschen oder kontaminiertem Spielzeug können Windpocken übertragen werden. Dann spricht man von einer Schmierinfektion.

Schon gewusst? Laut Mediziner Rodeck führt fast jeder Kontakt zwischen einer ungeschützten Person und einem an Windpocken erkrankten Menschen zu einer Ansteckung. Vorausgesetzt, dieser war noch nicht mit Windpocken infiziert. Denn wer einmal an Windpocken erkrankt war oder vollständig geimpft wurde, ist in der Regel ein Leben lang vor einer erneuten Ansteckung geschützt.

Eine Scharlach-Erkrankung wird durch Streptokokken ausgelöst, eine Bakterienart. Diese wird hauptsächlich über Tröpfcheninfektionen beim Niesen, Husten, Atmen oder Sprechen übertragen. Schmierinfektionen kommen laut Burkard Rodeck nur in seltenen Fällen vor.

Die Besonderheit bei Scharlach: Eine überstandene Erkrankung schützt nicht vor einer erneuten Infektion. Und es gibt keine Impfung.

Woran erkenne ich Scharlach und Windpocken?

Folgende typische Symptome zu Beginn einer Scharlach-Erkrankung zählt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) auf:

  • plötzlich auftretende Halsschmerzen
  • Schluckbeschwerden
  • gerötete Wangen
  • Schüttelfrost
  • Erbrechen
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Abgeschlagenheit
  • hohes Fieber
  • heftige Bauchschmerzen

Erst etwas später treten die typischen Haut- und Schleimhautveränderungen auf: Der Rachen färbt sich feuerrot. Die Mundschleimhaut und die Mandeln werden fleckig.

Bekannt ist auch die "Himbeerzunge". Sie wird so genannt, weil die himbeerrote Färbung und die angeschwollenen Geschmackspapillen mit etwas Fantasie an eine Himbeere erinnern.

Erst zwischen dem zweiten und vierten Tag der Erkrankung tritt dann der feinfleckige, samtartige Scharlach-Ausschlag auf der Haut des Kindes oder auch des Erwachsenen auf. Bei wiederholter Ansteckung kann der typische Hautausschlag fehlen, so der BVKJ.

Auch eine Windpocken-Erkrankung beginnt nicht sofort mit den typischen Bläschen auf der Haut. Zunächst fühlten sich Betroffene kränklich und hätten gelegentlich auch Fieber. Erst nach und nach breite sich der Hautausschlag aus, erklärt der Verband.

Wie unterscheidet sich der Ausschlag bei Scharlach und Windpocken?

Diese Merkmale hat der Ausschlag einer Scharlach-Erkrankung:

  • Die roten Flecken auf der Haut sind laut BVKJ hirsekorn- bis stecknadelkopfgroß.
  • Sie breiten sich erst in der Leistengegend und an den Innenseiten der Oberschenkel aus und ziehen sich dann über den gesamten Körper. Nur zwischen Mund und Kinn bleibt ein Dreieck verschont.
  • Der Ausschlag juckt nicht.

Diese Merkmale hat der Ausschlag einer Windpocken-Erkrankung:

  • Der Ausschlag breitet sich von Kopf und Rumpf ausgehend auf dem gesamten Körper aus.
  • Die hellroten Knötchen, die sich anfangs bilden, wachsen innerhalb weniger Stunden zu linsengroßen Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind.
  • Wenige Tage nach ihrem Auftreten platzen die Bläschen, trocknen aus und heilen unter Krustenbildung ab.
  • Die Bläschen können auch am behaarten Kopf auftreten - "was den Hautausschlag nahezu einmalig macht", sagt Jakob Maske vom BVKJ.
  • Die unterschiedlichen Stadien des Ausschlags - Knötchen, Bläschen und Krusten - treten gleichzeitig auf.
  • Windpocken lösen einen unangenehmen Juckreiz aus - das wohl wichtigste Unterscheidungskriterium für betroffene Kinder.

Gut zu wissen: Auch Masern und Röteln rufen Hautausschläge hervor, die denen von Windpocken und Scharlach ähneln können. Weil es gegen diese beiden Krankheiten aber wirksame Impfstoffe gibt, sind die Fallzahlen hier sehr gering.

Wie werden Windpocken und Scharlach behandelt?

"Windpocken können in der Regel nicht behandelt werden", sagt Maske.

  • Puder oder Lotionen können den lästigen Juckreiz lindern.
  • Vernarbte Entzündungsstellen sollten mit speziellen Salben nachbehandelt werden.
  • Bei schweren Verläufen kann eine antivirale Therapie versucht werden.

Scharlach wird antibiotisch behandelt, um Komplikationen zu vermeiden. Das sollte Maske zufolge so schnell wie möglich passieren.

Daher empfiehlt es sich, mit einem fiebernden Kind, das noch dazu Halsschmerzen hat, zeitnah zum Kinder- und Jugendarzt zu gehen.

Burkhard Rodeck rät zu diesem Schritt spätestens bei länger als zwei oder drei Tage anhaltendem Fieber mit Hautausschlag.

Wie lange dauern die Krankheiten jeweils?

  • Eine Windpocken-Erkrankung heilt laut der Stiftung für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen bei den meisten Kindern innerhalb von zwei Wochen aus.
  • Die Beschwerden einer Scharlach-Infektion klingen bei Einnahme von Antibiotika in der Regel nach wenigen Tagen ab.

Wie lange ist mein erkranktes Kind ansteckend?

Kinder und Jugendliche seien schon kurz vor Beginn der typischen Symptome ansteckend - sowohl bei Windpocken als auch bei Scharlach, warnt Kinderarzt Jakob Maske.

  • Im Falle einer Windpocken-Erkrankung gilt das Kind ab dem ersten Tag des Hautausschlags für eine Woche als ansteckend.
  • Scharlach sei bei ordentlicher Durchführung der antibiotischen Behandlung noch für 48 Stunden ansteckend. Unbehandelt können Betroffene bei Scharlach sehr viel länger infektiös sein. Maske zufolge sind es bis zu drei Wochen.

Muss ich mein Kind isolieren?

Die Isolation von Kindern ist in der Regel schwierig - besonders im häuslichen Umfeld. Dritte vor einer Infektion mit Windpocken oder Scharlach zu schützen, ist laut Burkhard Rodeck aber sinnvoll.

Gemäß Infektionsschutzgesetz dürfen an Windpocken Erkrankte jedenfalls nicht in die Schule oder den Kindergarten gehen.

Sind Windpocken und Scharlach meldepflichtig?

  • Windpocken sind laut Infektionsschutzgesetz meldepflichtig. Die Meldung an das zuständige Gesundheitsamt übernehmen Kinderärzte oder Labore.
  • Scharlach-Fälle sind grundsätzlich nicht meldepflichtig, es gibt aber landesspezifische Ausnahmen. In Thüringen und Sachsen müssen Scharlach-Erkrankungen an die Behörden übermittelt werden.

Gibt es eine Impfung gegen Scharlach und Windpocken?

  • Gegen Windpocken gibt es nach zweimaliger Impfung einen wirksamen Impfschutz. Kinderarzt Maske rät zur frühzeitigen Immunisierung.
  • Gegen Scharlach gibt es keine Impfung.

Ist eine Windpocken-Infektion trotz Impfung möglich?

"Einen hundertprozentigen Schutz gibt es bei keiner Impfung", sagt Mediziner Burkhard Rodeck.

Jakob Maske zufolge gibt es "sehr selten" Fälle von geimpften Kindern, die an Windpocken erkranken. Diese hätten in der Regel aber einen sehr leichten Verlauf und auch keine Komplikationen.

Was müssen berufstätige Eltern zum Kinderkrankengeld wissen?

Die Ausgangslage sieht so aus: Erkrankt das eigene Kind und können Beschäftigte deswegen nicht zur Arbeit gehen, ist der Arbeitgeber grundsätzlich dazu verpflichtet, weiterhin Lohn zu zahlen.

Die Pflicht auf Lohnfortzahlung können Arbeitgeber aber in Tarif- oder Arbeitsverträgen ausschließen. Tun sie das, haben gesetzlich Versicherte Anspruch auf Kinderkrankengeld.

Die wichtigsten Infos im Überblick:

  • Das Geld muss bei der Krankenkasse beantragt werden, weil diese die Leistung auszahlt. Voraussetzung ist, dass das Kind höchstens zwölf Jahre alt ist. Für Kinder mit Behinderung, die auf Hilfe angewiesen sind, gibt es diese Altersgrenze nicht.
  • Derzeit kann jeder gesetzlich versicherte Elternteil höchstens 15 Tage Kinderkrankengeld beantragen. Bei Alleinerziehenden verdoppelt sich die Höchstgrenze auf 30 Tage. Bis Ende 2023 waren es wegen Corona doppelt so viele: 30 bzw. 60 Tage.
  • Wer mehr als ein Kind hat, hat maximal Anspruch auf 35 bezahlte Kinderkrankengeld-Tage. Auch hier gilt für Alleinerziehende die doppelte Anzahl, es sind also 70 Tage. Während Corona waren es 65 bzw. 130 Tage.
  • Die Höhe des Kinderkrankengeldes bemisst sich am eigenen Nettoeinkommen. Die Krankenkassen zahlen in der Regel 90 Prozent dessen aus.
  • Privatversicherte haben keinen Anspruch auf Kinderkrankengeld.


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