Winter ist Teezeit. Wenn es draußen ungemütlich wird, tut eine Tasse heißer Tee einfach gut. Erst recht bei einer Erkältung oder nach einem Spaziergang an der frischen Luft.
Doch löst Tee wirklich mehr als ein Wohlgefühl aus? Kann er die Gesundheit fördern? Oder ist das alles Einbildung?
Kräutertees werden seit Jahrtausenden zu Heilzwecken getrunken. Schon im alten China, in Ägypten und den Klöstern des Mittelalters setzte man auf das Heißgetränk. Heute erforscht die moderne Wissenschaft die Wirkungen des Tees. Hier kommen die wichtigsten Erkenntnisse.
Tee ist kein Allheilmittel
Um das gleich festzuhalten: Als ein alleinwirkendes Heilmittel gilt Tee der Expertenwelt nicht. Was aber nicht bedeutet, dass er keine medizinische oder pharmakologische Wirkung entfalten kann.
Für therapeutische Wirkungen von Tees mit Pfefferminze, Fenchel und Kamille, die zu den gängigsten Sorten zählen, liegen nicht genug wissenschaftliche Beweise vor, so Ina Bockholt, Tee-Expertin bei der Stiftung Warentest. Bei einer Erkältung oder Verdauungsbeschwerden können die Tees aber die Behandlung unterstützen.
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Eine Tasse Arzneitee bietet natürliche Unterstützung bei Erkältungen und fördert Wohlbefinden und Genesung. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Unterschied zwischen Lebensmittel und Arznei
Unterschieden werden zwei Produktgruppen:
1. Lebensmitteltees zählen rechtlich zu den Genussmitteln. Das können Kräuter- und Früchtetees sowie Schwarztees und Grüntees sein.
2. Arzneitees mit einer medizinischen Wirkung fallen unter das Arzneimittelgesetz und haben eine Zulassungsnummer. Die meisten sind freiverkäufliche Arzneimittel, man bekommt sie auch im Einzelhandel. Nur einige wenige sind apothekenpflichtig. Grundsätzlich bekommt man diese Tees aber alle in Apotheken - anders als etwa Schwarztee.
"Die Qualitätsansprüche an einen Arzneitee sind um ein Vielfaches höher als an Lebensmitteltee", sagt Prof. Robert Fürst vom Lehrstuhl Pharmazeutische Biologie an der LMU München. Jede einzelne Teecharge, die ein Hersteller auf den Markt bringe, werde strengstens geprüft, unter anderem auf Verunreinigungen.
Für Arzneitees gelten strenge Anforderungen:
- Sie dürfen nur getrocknete Pflanzenteile enthalten.
- Auch die Mengenverhältnisse sind festgelegt. So darf bei einem Beruhigungstee der Anteil wirksamer Bestandteile wie Baldrianwurzel oder Lavendelblüten nicht unter 70 Prozent liegen.
- Bei Kamillen-Arzneitees schreibt das Arzneibuch zum Beispiel die Verwendung der Blüten vor, der Gehalt an ätherischem Öl und anderen wertvollen Inhaltsstoffen ist damit größer. Einem Kamillentee aus dem Supermarkt können auch Kraut, Blätter und Stängel beigemischt sein.
Welche Wirkung kann ich von einem Tee erwarten?
Wenn Sie einen Arzneitee aufbrühen, stehen die Chancen am besten, dass ein Aufguss pharmakologisch wirkt. Bei Lebensmitteltees, die das Teeangebot im Supermarkt dominieren, könne man das kaum erwarten, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesapothekerkammer (BAK).
Nur bei Arzneitees darf der Hersteller auch Angaben zu Wirkung und Gegenanzeigen auf die Verpackung schreiben.
Die Anwendungsgebiete eines Pfefferminz-Arzneitees sind dann beispielsweise "krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich sowie der Gallenblase und Gallenwege".
Wann tritt eine pharmakologische Wirkung ein?
- Der Tee muss wasserlösliche Stoffe enthalten, die der menschliche Körper aufnehmen kann.
- Die Dosierung muss stimmen. Die Angaben findet man auf der Packungsbeilage.
- Manchmal ist es ratsamer, die Dämpfe eines aufgegossenen Tees zu inhalieren, als den Tee selbst zu trinken. Denn die ätherischen Öle schwimmen obenauf und verdunsten. "Das ist das, was man riecht, wenn man sich zum Beispiel einen Kamillentee zubereitet", erklärt Prof. Fürst.
Den Dampf von Kamillenblüten zu inhalieren, statt den Tee zu trinken, ergebe bei manchen Beschwerden mehr Sinn.
Tee hat so gut wie keine Nebenwirkungen.
Aufpassen muss man lediglich bei Allergien:
- Wer auf Doldenblütler empfindlich reagiert, passt beispielsweise bei Fencheltee oder auch Anistee am besten auf.
- Wer unter einer Pollenallergie leidet, ist mit Goldrutenkraut unter Umständen eher schlecht als recht beraten.
- Und bei empfindlichen Menschen kann Thymian zu Luftnot führen, weswegen im Zweifel ärztlicher Rat herangezogen werden sollte.
Welche Wirkung kann ich mir vom Tee erhoffen?
- "Die Inhaltsstoffe im Tee unterstützen die Selbstheilungskräfte des Körpers, vor allem bei selbstlimitierenden Krankheiten wie zum Beispiel bei einer Erkältung", sagt Apothekerin Sellerberg.
- "Wer hustet und schnieft, nimmt mit warmen Tees viel Flüssigkeit auf. Das kann helfen, Schleim zu lösen", sagt Ina Bockholt von der Stiftung Warentest.
- Viele Menschen mit einem Magen-Darm-Leiden empfinden die ätherischen Öle von Kräutertees als angenehm und wohltuend.
- Auch bei Befindlichkeitsstörungen eigne sich Tee, sagt Prof. Fürst. Arzneitees können helfen, Schlafstörungen zu lindern.
Doch welche Tees eigenen sich am besten?
Verschiedene Beschwerden und die dazu passenden Aufgüsse:
Tee gegen Halsweh
Es kitzelt und kratzt im Hals, eine Erkältung ist im Anmarsch. Eine Tasse Tee tut jetzt besonders gut. Linderung von Halsweh versprechen laut der Zeitschrift "Öko-Test" zum Beispiel diese drei Sorten:
- Spitzwegerichtee: Sind die Atemwege verstopft oder verschleimt, wird oft diese krautige Pflanze empfohlen, die seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt ist. Die entzündungshemmende Wirkung ist laut "Öko-Test" darauf zurückzuführen, dass sich sogenannte Polysaccharide wie ein Schutzfilm auf die Rachenschleimhaut legen. Der Hustenreiz wird gemildert, die Halsschmerzen klingen ab.
- Kamillentee: Die Echte Kamille enthält ebenfalls Schleimstoffe, die den Hals beruhigen können.
- Salbeitee: Da die Heilpflanze unter anderem entzündungshemmend und antibakteriell wirkt, kann Salbei nicht nur Schmerzen lindern, sondern auch Keime im Hals bekämpfen. Alternativ können Sie mit einem abgekühlten Aufguss gurgeln.
Auch Ingwer hilft bei Halsweh, in feine Scheiben oder Stifte geschnitten und aufgebrüht. Nach Angaben der AOK wirkt die Knolle entzündungshemmend und stärkt somit das Immunsystem.
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Ingwertee mit Zitrone ist ein wärmendes Heilmittel gegen Halsschmerzen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Tee bei Bronchitis
Ist das Halskratzen zu einer Entzündung der Atemwege geworden, gibt es ebenfalls Tees, mit denen Sie die Therapie unterstützen können:
- Thymian kann seine Wirkung entfalten, da es viel ätherisches Öl enthält. Damit wirkt der Aufguss krampf- und schleimlösend, sagt Apothekerin Sellerberg.
- Auch die Früchte des Doldenblütlers Anis enthalten ätherisches Öl, das bei Husten, Heiserkeit und einer Entzündung der Luftwege schleimlösend und antibakteriell wirkt.
- Um hartnäckigen Schleim in den Atemwegen zu lösen, ist auch ein Aufguss mit Samen von Fenchel geeignet.
Tee bei Verdauungsbeschwerden
Rühren die Leiden vom Magen-Darm-Trakt, gibt es eine große Auswahl an wohltuenden Tees, die Sie zubereiten können:
- Fenchel: Das im Samen enthaltene ätherische Öl kann leichte Magen-Darm-Krämpfe lindern, aber auch Völlegefühl und Blähungen entgegenwirken, sagt Sellerberg.
- Anis: Bei Verdauungsbeschwerden sorgt auch Anistee für Abhilfe, Krämpfe in Magen und Darm lassen nach. Die Früchte vor dem Aufgießen am besten leicht drücken, damit viel ätherisches Öl austritt.
- Lavendel: Der Aufguss wirkt beruhigend bei Blähungen und kann das Reizdarm-Syndrom lindern.
- Zitronenmelisse: Beruhigend und krampflösend wirkt auch ein Aufguss mit Blättern dieses Heilkrauts. Auch eine verdauungsfördernde Wirkung wird ihm nachgesagt.
- Schwarztee: Das darin enthaltene Koffein regt zwar an, aber nur bei kurzen Ziehzeiten. Eine beruhigende Wirkung auf Magen und Darm erzielen Sie, wenn der Tee länger zieht. Dann lösen sich immer mehr Gerbstoffe, die den Magen und Darm beruhigen.
- Yogi-Tee: Die klassische, aus Indien stammende Mischung besteht aus Gewürzen wie schwarzem Pfeffer, Ingwer, Kardamom, Zimt und Gewürznelken. Laut ayurvedischer Gesundheitslehre soll auch sie Verdauungsbeschwerden lindern, informiert die AOK.
Tee bei Harnwegsbeschwerden
Zu den Harnwegen zählen Nieren, Harnleiter, Blase und Harnröhre. Auch hier können bestimmte Tees weiterhelfen:
- Brennnessel: Schon die Menschen in der Antike kannten ihre gesundheitsfördernde Wirkung, heute sind die Blätter fester Bestandteil von Nieren- und Blasentees. Laut dem Heilpraktiker René Gräber aus Preetz in Schleswig-Holstein wirkt die Brennnessel bei Harnwegsinfekten wie einer Blasenentzündung.
- Goldrutenkraut: Der Aufguss gilt als wasserausschwemmend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Gräber sagt, bei Nierensteinen oder Nierengrieß helfe die Heilpflanze aufgrund ihrer harntreibenden Wirksamkeit oftmals gut. Nieren und Blase werden buchstäblich durchspült.
Tee gegen Schlaflosigkeit und Einschlafstörungen
"Alleine das Ritual des Teezubereitens und -trinkens wirkt entspannend und kann einen nach einem stressigen Tag runterfahren lassen", sagt Prof. Fürst.
Einzelne Arzneipflanzen könnten darüber hinaus beim Einschlafen helfen und gesunden Schlaf fördern.
Als entsprechenden Tee lassen sich aufbrühen:
- Baldrianwurzel: Auf Verpackungen von entsprechenden Arzneitees heißt es zum Beispiel, die Wurzel werde "in Arzneibuchqualität zur Besserung des Befindens bei nervlicher Belastung sowie zur Förderung des Schlafes eingesetzt".
- Hopfenzapfen: Hopfentee beruhigt laut AOK das Nervensystem und hilft beim Einschlafen. Die Hersteller von Arzneitees werben zum Beispiel so: "Als Einschlafhilfe wird eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen eine Tasse Tee mit Hopfenzapfen getrunken."
- Melissenblätter: Ein Aufguss kann bei nervös bedingten Einschlafstörungen helfen, bestätigt Heilpraktiker Gräber.
- Passionsblumenkraut: Aufgebrüht wirkt es beruhigend und eignet sich damit bei nervösen Erregungszuständen.
- Lavendelblüten: Die im Lavendel enthaltenen ätherischen Öle wirken Gräber zufolge ebenfalls gegen Unruhe und Einschlafstörungen.
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Eine Tasse Tee und ein gutes Buch können beim Einschlafen helfen. Foto: Sebastian Kahnert/dpa/dpa-tmn
Gut zu wissen: Der Heilpraktiker sagt aber auch: "Bei chronischen Angstzuständen kann der Tee die Symptome lindern, was aber kein Ersatz für eine kausale Therapie sein sollte." Für Menschen, die an ausgeprägten Schlafstörungen leiden, sind Heilpflanzen wenig hilfreich.
Prävention - über die vorbeugende Kraft des Tees
Tee kann nicht nur bestimmte Leiden lindern. Manche Sorten sollen auch bestimmte Krankheiten und Beschwerden im Vorfeld abwehren. Doch die Studienlage ist hier oft keinesfalls eindeutig.
Krebs
Schwarz- und Grüntees enthalten viele sekundäre Pflanzenstoffe. Ihnen wird eine antioxidative Wirkung zugeschrieben, also ein Effekt, der zum Schutz vor Krebs beitragen kann.
"Die Hinweise verdichten sich, dass die im Tee enthaltenen Flavonoide Krebs und Herz-Kreislauf-Krankheiten vorbeugen können", sagt Tee-Expertin Ina Bockholt. Einzelne Studien scheinen den Zusammenhang zu belegen, aber ein einheitliches Bild zeigt sich nicht.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum schreibt etwa: "Es ist nicht ausgeschlossen, dass grüner Tee vor Krebs schützt. Es ist aber auch nicht erwiesen." Über alle Studien hinweg ergibt sich demnach aber immerhin der Eindruck, "dass der Konsum von grünem Tee das Risiko für viele Krebsarten eher senkt."
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Grüner Tee ist reich an Antioxidantien und ein gesundes Getränk. Foto: Catherine Waibel/dpa-tmn/dpa-mag
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zusammengefasste Studienlage deutet darauf hin, dass Polyphenole aus Grüntee das Risiko für Herz-Kreislauf-Leiden senken.
Ernährungsmediziner Prof. Hans Hauner von der Technischen Universität München bestätigt, dass der Konsum von Grüntee das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Bluthochdruck etwas senken könne.
Am wichtigsten sind ihm zufolge die Katechine, die im Grüntee reichlich enthalten sind und eine gefäßerweiternde Wirkung besitzen. Damit kann der Blutdruck etwas gesenkt werden.
Diabetes
Polyphenole senken auch den Blutzuckerspiegel. Das Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, könnte sich durch den Konsum von Schwarz-, Grün- oder Oolong-Tee reduzieren lassen.
Diesen Zusammenhang legt eine aktuelle Beobachtungsstudie der Wuhan University of Science and Technology in China nahe. Die Ergebnisse basieren auf einer Meta-Studie mit Daten von immerhin einer Million Menschen aus Europa, Amerika und Asien.
Doch auch diese Studie liefert keine eindeutigen Beweise. Vielleicht leben Teetrinker einfach generell gesünder als Nicht-Teetrinker - und die Ergebnisse erklären sich nicht durch den Teekonsum, sondern auch den allgemeinen Lebensstil der Probandinnen und Probanden.
Karies
Sowohl grüner als auch schwarzer Tee enthalten Fluorid - und das wirkt antibakteriell und schützt die Zähne nachweislich vor Karies. Diese Tees tragen also zur Mundgesundheit bei.
Beim Kariesschutz allein auf Tee zu setzen, wäre aber ungenügend: Ein Liter Grüntee enthält je nach Ziehzeit 1 bis 2 Milligramm Fluorid, sagt Tee-Expertin Bockholt. Der tägliche Bedarf eines erwachsenen Menschen liegt laut DGE zwischen 3,1 und 3,8 Milligramm.
Adipositas und Abnehmen
Manche Tees werden als wahre Fatburner gehandelt. Doch wie immer ist angesichts solcher Übertreibungen mit Enttäuschung zu rechnen.
"Erwarten Sie vom Tee keine Wunder", heißt es etwa bei der AOK.
Aber: "Tee kann die Gewichtsreduktion tatsächlich unterstützen, und bestimmte Sorten eignen sich dafür besser als andere", so die Krankenkasse. Geeignet sind laut AOK folgende Sorten:
- Grüner Tee: Studien belegen, dass er den Stoffwechsel ankurbelt und die Fettverbrennung steigert. Dafür sorgen - neben dem Koffein - die Katechine, die zu den Flavonoiden zählen. Naturbelassene Sencha-, Gyokuro- oder Bancha-Tees sind geeignet.
- Oolong-Tee: Laut einer chinesischen Studie können Körpergewicht und Körperfettgehalt mit diesem Tee gesenkt werden. Der langfristige Konsum könne sogar Fettleibigkeit verhindern. Auch hier ist gesunde Skepsis ratsam, die Studienlage ist uneins. Kritiker, so die AOK, sehen das Abnehm-Potenzial eher auf dem Niveau von Grüntee.
Also viel Tee trinken und dadurch abnehmen?
Das klingt zu einfach, um wahr zu sein. Wichtiger sind nach Ansicht von Experten eine gesunde Ernährung und viel Bewegung. Der Teegenuss wird dabei aber sicher nicht schaden - und ist allemal besser als süße Softdrinks und Fruchtsäfte.
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