Insektenstiche bei Kindern: Das müssen Eltern wissen

Wespe, Biene, Zecke, Mücke Sie schmerzen, jucken und schwellen manchmal an: Insektenstiche. Erfahren Sie hier, wie Sie Ihr Kind schützen können, was gegen Juckreiz hilft - und wann Sie besser zum Arzt gehen sollten.

Augsburg/Köln. 

Draußen spielen, barfuß über die Wiese rennen, im Schwimmbad ein Eis schlecken: Das macht Kindern Spaß, aber endet manchmal mit einem Stich von Biene, Wespe und Co.

Erfahren Sie hier, was Sie dann tun können - und wie Sie Kinder am besten vor Insektenstichen schützen.

Was hat da überhaupt gestochen?

Manchmal ist die Sache klar: Beim Spielen ist das Kind auf eine Biene getreten. Der Stich schmerzt nicht nur. Oft sitzt der Stachel auch noch in der Haut. Doch ist der Übeltäter längst weitergeflogen und kein Stachel zu sehen, sieht das häufig anders aus.

"Insektenstiche sind oft schwierig zu unterscheiden", sagt der Kinderarzt Michael Gerstlauer. Es kommt dann vor allem auf die Situation an, in der ein Stich entstanden ist.

"Am häufigsten sind natürlich banale Stechmückenstiche", sagt der Experte der Kinderklinik des Uniklinikums Augsburg. Mücken können nahezu überall vorkommen. War das Kind aber einige Tage vorher im Wald, kann das für einen zunächst unentdeckten Zeckenstich sprechen. Der ähnelt oft einem Mückenstich, wenn die Zecke abgefallen ist.

Anhand der folgenden Hinweise finden Sie heraus, welches Tier wahrscheinlich zugestochen hat:

Bienen

  • Schmerzhafter Stich
  • Schwellung und Rötung um die Einstichstelle
  • Der Stachel bleibt meist in der Haut stecken
  • Sie fliegen vom Frühjahr bis in den Spätsommer
  • Vor allem in der Nähe von Bienenstöcken und Blüten unterwegs

Wespen

  • Schmerzhafter Stich
  • Schwellung und Rötung um die Einstichstelle
  • Der Stachel bleibt in der Regel nicht stecken
  • Sie fliegen vor allem von Sommer bis Spätherbst
  • Sie umschwirren oft Tische mit Essen und Abfall

Stechmücken

  • Die Stiche jucken häufig
  • Leichte Rötung und kleine Quaddeln
  • Die Stiche erinnern oft an Brennnesselstiche
  • Sie kommen häufig in den Sommermonaten vor
  • Sie sind besonders oft in der Nähe von Gewässern zu finden

Zecken

  • Das Tier steckt bis zu acht Tage in der Haut fest
  • Der Stich juckt nur manchmal
  • Gerötetes Hautknötchen (Papel)
  • Kann ganzjährig vorkommen
  • Zecken fängt man sich vor allem an Waldrändern und im Wald ein

Insektenstiche sind für Kinder meist ungefährlich

Die gute Nachricht zuerst: "Im Prinzip sind erstmal alle Stiche in der Regel harmlos", sagt Jakob Maske, Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ).

Das gilt vor allem für Mückenstiche. "Es gibt vielleicht lästige Reaktionen, es juckt, und vielleicht entsteht mal eine Quaddel", so Kinderarzt Gerstlauer. Schwere allergische Reaktionen mit Luftnot treten hier aber in aller Regel nicht auf.

Und auch wenn ein Bienen- oder Wespenstich schmerzhaft sein kann: Für Kinder ist ein einzelner Stich nicht gefährlicher als für Erwachsene.

Im Gegenteil. "Man nimmt an, dass die allergischen Reaktionen bei Erwachsenen im Allgemeinen schwerer verlaufen", sagt Tobias Lipek, Kinderarzt am Uniklinikum Leipzig.

Was tun nach einem Insektenstich?

Besonders nach einem schmerzhaften Stich ist der Schreck vielleicht groß. Am besten verhalten sich Eltern dann so:

  1. Kinderarzt Lipek empfiehlt vor allem eines: ruhig bleiben. Sei man selbst aufgeregt, übertrage sich das oft auf den Nachwuchs.
  2. Kinderarzt Gerstlauer rät, sich den Stich in Ruhe anzuschauen. "Ganz wichtig ist die Zuwendung dem Kind gegenüber, das Ernstnehmen." Oft könne das über den ersten Schmerz hinweghelfen.
  3. Steckt noch ein Bienenstachel in der Haut, sollten Sie ihn so schnell wie möglich entfernen. Denn daran hängt auch die Giftblase der Biene, die weiter Gift in den Kinderkörper spritzen kann.

Das Entfernen funktioniert etwa mit einer scharfen Plastikkarte wie einer EC-Karte. Mit ihr vorsichtig den Stachel abschaben, so der Tipp der Stiftung Gesundheitswissen.

Vorsicht: Die Einstichstelle nicht mit den Fingern zusammenpressen, um kein weiteres Gift in die Wunde zu drücken.

Wann Sie den Notdienst rufen sollten

In der Regel muss man nach einem Insektenstich nicht mit dem Nachwuchs zum Arzt. Doch es gibt Ausnahmen.

1. Stiche in Mund und Hals

Es kann schnell gehen: Eine Wespe setzt sich auf die Eiskugel - und sticht beim Ablecken in die Zunge.

"Im Mundbereich oder gar schon im Halsbereich kann die Schwellung, die der Stich erzeugt, zu einer Einschränkung der Atmung führen", sagt Kinderarzt Jakob Maske.

Tipp: "Möglichst schnell kühlen." Das geht etwa mit einem Eis, an dem die Kinder lutschen können. Sinnvoll kann es auch sein, den Hals von außen mit kalten Tüchern zu kühlen, rät der BVKJ.

Im Zweifelsfall sollten Sie immer den Notdienst anrufen, so Maske.

2. Viele Stiche auf einmal

Bienen- oder Wespengift ist in der Regel nicht gefährlich. Erst deutlich mehr als 50 Stiche auf einmal würden einen Erwachsenen ernsthaft gefährden, ordnet Kinderarzt Lipek ein. Dann kann es zu toxischen Reaktionen mit Gewebeschäden kommen.

Kinder haben allerdings ein geringeres Körpergewicht, auf das sich das Gift verteilen kann. "Bei einem kleinen Kind wird empfohlen, ab fünf Stichen den Zustand zu überwachen."

3. Bei einer Insektengiftallergie

Schwere allergische Reaktionen nach einem Bienen- oder Wespenstich gehen über harmlose Schwellungen und Rötungen an der Stichstelle hinaus. Sie sind zurecht gefürchtet. Laut dem Allergieinformationsdienst treten sie bei etwa einem Prozent der Kinder auf.

Woran Sie eine Insektengiftallergie bei Kindern erkennen

Von einer systemischen Reaktion sprechen Mediziner, wenn auch von der Stichstelle entfernte Bereiche betroffen sind.

"Bilden sich am ganzen Körper Quaddeln, als wäre man in Brennnesseln gelaufen, ist das eine erstgradige Reaktion", erklärt Lipek.

"Das ist sehr unangenehm und sieht schlimm aus, aber es ist nicht so, dass man Angst bekommen muss, wenn keine anderen Symptome wie Luftnot hinzukommen", sagt der Kinderarzt.

Die Hautreaktionen ließen sich gut mit Antihistaminika und Steroidpräparaten behandeln.

Anzeichen für eine schwerere allergische Reaktion bei Kindern sind der GPAU zufolge:

  • Heiserkeit bis zur Atemnot und Asthmaanfälle
  • Erbrechen
  • Durchfall
  • schneller Pulsschlag
  • Blutdruckabfall

"Bei kleineren Kindern kommt dann häufig dazu, dass die Kinder husten", sagt Kinderarzt Gerstlauer. "Viele kleine Kinder werden auch einfach ausnehmend ruhig, wie man sie gar nicht kennt." Sie werden müde und schlafen ein. Das könne ein Hinweis auf Kreislaufprobleme und abfallenden Blutdruck sein.

Die Symptome treten in der Regel zehn Minuten bis eine halbe Stunde nach dem Stich auf. Aber auch mehrere Stunden danach sind sie noch möglich, so Gerstlauer.

In diesen Fällen gilt: Rufen Sie sofort einen Notarzt.

Ist eine schwere Allergie auf Insektenstiche bekannt, sollten Kinder immer ein Notfallset mit schriftlicher Dosierungsanweisung bei sich haben. Das kann der behandelnde Arzt verschreiben.

Erzieher und Lehrerinnen sollten Sie über die Insektengiftallergie Ihres Kindes informieren, rät der BVKJ.

Was gegen Juckreiz und Schmerzen hilft

Insektenstiche jucken oft unangenehm. Und ein Bienen- oder Wespenstich kann erst einmal ganz schön wehtun.

Um Juckreiz, Schwellungen und Schmerzen bei Kindern zu lindern, empfehlen die Experten vor allem eines: den Stich kühlen.

Der Grund: Durch die Kälte werden die Blutgefäße verengt. Stoffe im Blut, die den Juckreiz fördern, können sich dann weniger schnell verbreiten. Durch das Kühlen leiten die Nerven die Reize außerdem langsamer weiter.

So können Sie den Stich kühlen:

1. Cold Packs: Sie eignen sich besonders gut zum Kühlen. Sie sollten aber aus dem Kühlschrank und nicht aus dem Eisfach kommen. Sonst drohen Erfrierungen, warnt der Dermatologe Mathias Sulk vom Uniklinikum Münster.

2. Mit Wasser kühlen: Hat man unterwegs kein Cold Pack zur Hand, können Sie sich auch anders behelfen. "Wenn in der Nähe Wasser ist, kann ich die Stelle dort kühlen", sagt Gerstlauer. Auch Wasserflaschen können auf den Arm oder das Bein gelegt werden.

3. Hausmittel: Kinderarzt Lipek rät zu kühlen Umschlägen, die man mit Essig tränken kann. Sei gerade kein anderes Mittel zur Hand, könne auch ein Löffel aus der Schublade für Kühlung sorgen.

Hausmittelchen wie die berühmte aufgeschnittene Zwiebel können ebenfalls einen kühlenden Effekt haben, sagt Sulk. Studien zu deren Wirksamkeit gebe es aber nicht.

4. Kühlende Gels können ebenfalls Linderung verschaffen. Nicht alle Präparate mit Antihistaminika sind aber für kleine Kinder geeignet.

Bitte beachten: Antihistamnika-Gels mit den Wirkstoffen Dimetinden, Bamipin und Tripelenamin dürfen laut Stiftung Warentest bei Kindern unter zwei Jahren nicht auf größeren Hautflächen angewendet werden. Ihre Haut ist im Vergleich zu Erwachsenen durchlässiger. Es besteht ein höheres Risiko für Allergien und Nebenwirkungen.

Vor der Anwendung von Gels sollten Sie immer eine Apothekerin oder einen Apotheker zu Rat ziehen.

Bitte vermeiden: Sie sollten den Stich nicht mit Spucke kühlen. Darüber können Keime in die Wunde gelangen, warnt Mathias Sulk. Eine heilende Wirkung habe Spucke auf Insektenstiche nicht.

Gut zu wissen: Klingen Schwellung und Rötung nach einem Tag nicht ab oder erreichen sie einen Durchmesser von über zehn Zentimetern, raten die Experten zum Besuch beim Kinderarzt.

Zecken können beim Blutsaugen Borreliose übertragen. Anders als bei Mückenstichen sollten Sie die Stichstelle der Zecke deshalb vier bis sechs Wochen lang beobachten. Es kann sinnvoll sein, die Stelle zu markieren und das Datum des Zeckenstichs zu vermerken.

"Gibt es eine Rötung, die immer größer wird, gibt es eine Randbildung, wird es zentral blasser, dann spricht das für eine Borrelieninfektion", erklärt Kinderarzt Jakob Maske. "Dann würden wir es antibiotisch behandeln."

Was tun, wenn Kinder kratzen?

Insektenstiche verleiten Kinder zum Kratzen. Doch dadurch können Bakterien in die Haut gelangen. Es drohen Entzündungen.

Tipps gegen Kratzen:

  1. Fingernägel kürzen: "Je kürzer Sie die Fingernägel der Kinder schneiden, desto weniger können sie den Stich aufkratzen", rät Gerstlauer.
  2. Pflaster: "Einen immer wieder aufgekratzten Mückenstich kann man auch mit einem Pflaster abkleben", sagt der Kinderarzt. Besonders gut eigneten sich dafür Hydrokolloidpflaster bzw. Blasenpflaster. Sie könne man zwei bis drei Tage auf der Stichstelle belassen.

So schützen Sie Ihr Kind vor Insektenstichen

Auch wenn Sie nicht jeden Insektenstich verhindern können, lassen sich manche doch leicht vermeiden. Die wichtigsten Tipps:

1. Vorsicht beim Essen im Freien

Wespen mögen Süßes - und steuern auch auf Limo und Saft zu. Der Rat der Insektenexpertin Melanie von Orlow vom Nabu Berlin lautet: "Aus dem Strohhalm trinken und nicht aus der Dose."

Getränkeflaschen sollten Sie immer verschließen. Und natürlich darauf achten, dass keine Wespe auf der Eiskugel sitzt.

Wischen Sie Ihrem Kind nach dem Essen im Freien außerdem den Mund sauber, um keine Wespen anzulocken.

2. Nicht mit den Händen herumfuchteln

Wenn Ihr Kind von einer Biene oder Wespe umschwirrt wird, sollten Sie ruhig bleiben, rät der BVKJ. Versuchen Sie, das Insekt mit langsamen Bewegungen von Ihrem Kind abzudrängen.

3. Besser mit Schuhen

Barfuß über die Wiese laufen birgt im Sommer ein gewisses Risiko, auch wenn Sie das Ihrem Kind vielleicht nicht verbieten möchten. Doch Bienen sammeln Nektar an Blüten, die bekanntlich oft auf Wiesen stehen.

4. Richtig anziehen

Bei Ausflügen in die Natur kann lange Kleidung vor Mückenstichen und Zecken schützen.

"Wir empfehlen, dass man Kindern eine lange Hose anzieht und die Socken mal ganz uncool über die Hose drüber stülpt", sagt Gerstlauer. Weniger freiliegende Haut bedeutet weniger Angriffsfläche.

5. Die Kinder gründlich absuchen

Suchen Sie Ihr Kind nach Ausflügen in die Natur gründlich und von Kopf bis Fuß ab. Denn Zecken stechen nicht sofort, sondern krabbeln teilweise über Stunden über die Haut. Oft kann man sie also noch rechtzeitig vor einem Stich loswerden.

Wichtig: Haaransatz, Achseln, Ellenbeugen und Kniekehlen nicht vergessen. "Zecken können wirklich überall sein, nicht nur an den unbekleideten Stellen, sondern manchmal auch an den bekleideten Stellen", sagt Kinderarzt Jakob Maske.

6. Insekten aussperren

Mit feinmaschigen Fliegengittern am Kinderzimmerfenster und an Türen können Sie lästige Stechmücken und Wespen aussperren. Auch über den Kinderwagen können Sie Insektennetze spannen.

Übernachten Sie im Urlaub im Zelt, sind Moskitonetze mit einer Maschenweite von mindestens zwei Millimetern eine gute Sache. So kommen die Mücken nicht ins Innere.

7. Insektenschutzsprays benutzen

Wer bei Ausflügen Insektenschutzsprays verwenden will, sollte auf Mittel zurückgreifen, die auch für Kinder geeignet sind.

  • Die Verbraucherzentrale Hamburg rät, Produkte mit dem Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid) nicht bei Kindern unter acht Jahren anzuwenden. Die Mittel können Schleimhäute und Augen reizen.
  • Präparate mit Icaridin (Hydroxyethyl-Isobutyl-Piperidin) können bei Kindern über zwei Jahren verwendet werden.
  • Kinderarzt Gerstlauer empfiehlt, die Insektenschutzmittel nicht direkt aufs Kind zu sprayen. "Am besten sprayt man es sich auf die Hand und reibt dann die Kinder damit ein."
  • Tragen Sie Insektenschutzmittel nicht auf offenen Hautstellen oder in der Nähe von Schleimhäuten auf.
  • Waschen Sie die Mittel nach dem Aufenthalt im Freien wieder ab.

So entfernen Sie eine Zecke

Entdecken Sie eine Zecke an Ihrem Kind, sollte das Tier so schnell wie möglich entfernt werden. Je länger die Tiere Blut saugen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Borrelien-Bakterien übertragen. Diese verursachen Borreliose.

Am besten benutzen Sie eine spezielle Zeckenzange, die es in der Apotheke gibt. Aber auch Zeckenkarten eignen sich. Sie lassen sich zwischen Zecke und Kinderhaut schieben.

Bitte vermeiden: Sie sollten die Zecke nicht quetschen. Dadurch können Krankheitserreger aus der Zecke in den Körper gepresst werden.

Gut zu wissen: Gegen das von Zecken übertragbare FSME-Virus schützt eine Impfung. Kinder können ab dem ersten Geburtstag gegen FSME geimpft werden.

Die Ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung allen, die sich in FSME-Risikogebieten aufhalten oder dort wohnen und von Zecken gestochen werden können. Ob Sie in einem Risikogebiet leben, können Sie auf der Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) erfahren.



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