Ob im Straßenverkehr, in der Freizeit oder im Arbeitsumfeld - Unfälle können jederzeit passieren, selbst in den unwahrscheinlichsten Situationen. Die notwendigen Erste-Hilfe-Maßnahmen können entsprechend ganz unterschiedlich aussehen. Das Wissen um die wichtigsten Grundlagen hilft dabei, Leben zu retten.
Allein in Dresden mussten Rettungsdienst und Feuerwehr im Jahr 2022 ganze 179.644 Einsätze absolvieren. In einigen Fällen waren dabei auch Erste-Hilfe-Maßnahmen notwendig. Tagtäglich geschehen sehr viele Unfälle in allen möglichen Lebensbereichen. Schnelles Handeln ist dann gefragt und jede Person kann als Ersthelfer benötigt werden.
Denn auch nach dem Alarmieren von Rettungsdienst oder Feuerwehr dauert es, bis die Profis eintreffen. Diese Minuten können lebenswichtig sein. Damit ihr diese Aufgabe selbst unter Stress bewältigen könnt, findet ihr hier die grundlegendsten Infos.
Jeder hat die Pflicht, im Notfall zu helfen
Wer einen Führerschein besitzt, hat dafür einen Kurs zu den Lebensrettenden Sofortmaßnahmen absolviert. Oft liegt dies jedoch Jahre zurück und die Details zum richtigen Handeln im Notfall sind nicht mehr präsent.
Im Notfall spielt dies jedoch keine Rolle:
- In Deutschland ist jeder verpflichtet, Erste Hilfe zu Leisten. Dies ist gesetzlich festgehalten.
- Diese Pflicht greift sogar, wenn ihr euch dadurch in (gewisse) Gefahr begeben müsst.
- Wer der Pflicht nicht nachkommt, kann wegen unterlassener Hilfeleistung bestraft werden. Das gilt selbst dann, wenn jemand nur aus Angst vor Fehlern nichts tut.
- Medizinische Unkenntnis ist explizit keine Ausrede. Im Gegenzug drohen jedoch keine Konsequenzen bei falscher Ersthilfe - ausgenommen grob fahrlässiges Vorgehen. Das ist aber eine Ausnahme.
Für euch bedeutet das: Ihr müsst handeln. Wenn euer Erste-Hilfe-Kurs bereits einige Zeit zurückliegt, wird empfohlen diesen etwa alle 3 Jahre aufzufrischen.
NOCH VOR ERSTHILFEMASSNAHMEN MÜSSEN DIE RETTUNGSKRÄFTE ALARMIERT WERDEN. FÜR FEUERWEHR UND NOTFALLSANIÄTER: 112
Hilfe zur Ersthilfe
Aufgrund der Vielzahl möglicher Verletzungen kann es schwierig sein, immer zu wissen, was genau zu tun ist. Deshalb solltet ihr möglichst viele Hilfsmittel nutzen:
- Ein Verbandskasten ist mit allen notwendigen Materialien ausgestattet. Er ist in Fahrzeugen verpflichtend mitzuführen, kann aber auch zuhause hilfreich sein. Wichtig ist, dass er nicht abgelaufen ist. Für Fußgänger, Motorradfahrer und Radler gibt es zudem spezielle, praktische Kompakt-Verbandpäckchen.
- Ein Spickzettel mit den wichtigsten Maßnahmen und dem richtigen Vorgehen kann ebenfalls hilfreich sein. Solche Übersichtsblätter stellen beispielsweise der ADAC oder die Berufsgenossenschaften zur Verfügung.
- Auf eurem Handy könnt ihr die Funktion aktivieren, dass Ersthelfern wichtige Notfall-Informationen über euch auf dem Sperrbildschirm anzeigt. Füllt alternativ einen Notfall-Pass aus und steckt ihn in den Geldbeutel.
- Auch Apps können wichtige Tipps für Ersthelfer bereitstellen - etwa die Erste-Hilfe-App des Roten Kreuzes oder die App des Malteser Hilfsdienstes (letztere ist kostenlos). Beide Anwendungen führen euch durch unterschiedlichste Notfallmaßnahmen und sind speziell so gestaltet, dass Laien sie selbst im Stress nachvollziehen können.
- Ihr müsst nicht alleine helfen: Wenn andere dabei sind, fordert sie laut und direkt auf, euch zu helfen und bei den Maßnahmen zu unterstützen.
Erste Hilfe bei Schnittverletzungen
Es genügt schon ein Abrutschen mit dem Küchenmesser, um eine schwere Schnittverletzung zu verursachen. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie wenig Erste Hilfe zwangsläufig das Alarmieren von Notfallrettern bedeuten muss - oft genügt nach der richtigen Erstversorgung ein Arztbesuch.
Dies sind die notwendigen Schritte:
- Gummihandschuhe anziehen (sinnvoll bei allen Verletzungen)
- leichte Schnitte etwas bluten lassen, um Keime auszuschwemmen
- stark verschmutzte leichte Schnitte mit kaltem Leitungswasser spülen
- bei stärkerer Blutung das Körperteil in eine höhere Lage als das Herz bringen
- je nach Schwere Pflaster, Kompresse oder Verband fest applizieren oder auch fest in die Wunde hineindrücken, um die Blutung zu stoppen
Wichtig: Blutet die Wunde nach 15 Minuten immer noch oder stellt sich ein Taubheitsgefühl ein, muss der Patient zur Notfallambulanz oder es muss ein Rettungswagen gerufen werden. Stark laufendes oder gar aus der Wunde pulsierendes Blut ist lebensgefährlich. Dann muss ein Druckverband angelegt werden.
BEI ERWACHSENEN BESTEHT AB 1 LITER BLUTVERLUST LEBENSGEFAHR. BEI KINDERN SCHON DEUTLICH FRÜHER!
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Es ist empfehlenswert mindestens alle drei Jahre einen Ersthelferkurs zu besuchen, um sein Wissen aufzufrischen - das kann wirklich Leben retten! Bild: stock.adobe.com © rh2010
Erste Hilfe bei Verbrennungen und Verbrühungen
Wenn Hitze ins Spiel kommt, sind die Schmerzen oft ebenso groß wie die Gefahren. Als Ersthelfer könnt ihr dann nur eingeschränkt weiterhelfen, bevor die Profis übernehmen.
Dies sind die wichtigsten Schritte:
- Brand durch Wasser, Feuerlöscher, (Lösch-)Decke oder Herumwälzen löschen
- heiße Kleidung, Schmuck usw. sofort, aber vorsichtig entfernen und nur, wenn die Stücke nicht an der Haut kleben
- kleine Verletzungen mit kühlem Wasser sofortbehandeln, bei großen Verletzungen Patienten stattdessen warmhalten (Auskühlungsgefahr)
- Wunde locker mit keimfreiem (Brandwunden-)Verbandtuch abdecken
IST KEINE STERILE WUNDABDECKUNG GREIFBAR, DANN BRAND- UND BRÜHWUNDEN UNBEDINGT UNBEDECKT LASSEN!
Erste Hilfe bei einem Stromschlag
In jedem Haushalt liegen sowohl 230 als auch 400 Volt Spannung an. Der Kontakt kann Verbrennungen verursachen und lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen hervorrufen. Ganz wichtig ist es, niemals in die Nähe des Betroffenen zu gehen, bevor der Strom abgeschaltet wurde oder ihr andere Schutzmaßnahmen ergriffen habt.
Das sind die weiteren Maßnahmen:
- Netzstecker ziehen oder (besser) Sicherung ausschalten oder im Notfall den Betroffenen mit einem nichtleitenden Hilfsmittel (Kleidung, Decke, Holzstuhl etc.) von der Stromquelle wegreißen/-schieben
- eventuelle Brandwunden behandeln
- bei Ansprechbarkeit und normaler Atmung Patient zum Arzt bringen
- bei unnormaler Atmung und/oder Bewusstlosigkeit sofort mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen und Rettungsdienst alarmieren.
UM BEI EINER HERZDRUCKMASSAGE IM TAKT VON 100 BIS 120 DRUCK-IMPULSEN PRO MINUTE ZU BLEIBEN, HELFEN FOLGENDE SONGS:
- ANOTHER ONE BITES THE DUST
- BIENE MAJA TITELSONG
- BLURRED LINES
- COCO JAMBOO
- GIRLS JUST WANT TO HAVE FUN
- HIGHWAY TO HELL
- HIPS DON'T LIE
- I WILL SURVIVE
- POKER FACE
- STAYIN' ALIVE
- SWEET HOME ALABAM
- A YELLOW SUBMARINE
Erste Hilfe bei Knochenbrüchen
Bei jedem (angenommenen) Knochenbruch, egal ob geschlossen oder offen (= Haut penetriert) lautet die wichtigste Regel, die betroffene Person nicht zu bewegen, solange dies nicht eine extreme Notlage erfordert - etwa die Bergung aus einem brennenden Fahrzeug.
Denn die Bewegung der Bruchkanten kann schwerste Folgeverletzungen verursachen, sogar lebenswichtige Blutgefäße durchtrennen. Das gilt auch bei Knochenbrüchen im Torso. Eine gebrochene Rippe beispielsweise kann das Zwerchfell, die Lunge und das Rückenmark beschädigen.
Dies sind die wichtigsten Schritte zur Ersten Hilfe:
- Betroffene Person beruhigen
- offene Brüche sowie Blutung behandeln, jedoch möglichst ohne Druck (es sei denn, es gibt starken Blutverlust)
- auf typische Anzeichen von Schock achten
- Bruchlage durch untergelegtes Kissen o. Ä. stützen
- geschlossenen Bruch kühlen
SOLLTE ES DURCH DEN BRUCH ZU STARKEM BLUTVERLUST KOMMEN, DANN HAT DESSEN BEKÄMPFUNG VORRANG VOR ALLEM ANDEREN!
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Bei der Versorgung von Verletzungen helfen Einweghandschuhe dabei, Infektionen zu verhindern. Bild: stock.adobe.com © auremar
Erste Hilfe bei Quetschungen
Bei Quetschungen gibt es ebenfalls offene und geschlossene Varianten:
- Eine offene Quetschung muss wie eine großflächig blutende Wunde behandelt werden.
- Bei der geschlossenen Quetschung ist es dagegen notwendig, sofort die betroffene Stelle stark zu kühlen. Nur das kann das extrem schmerzhafte Einbluten verhindern - hierbei kommt es zu einer Blutung unter der Haut, ohne dass diese selbst verletzt ist. Dadurch kann lokal ein großer, schmerzhafter Druck entstehen.
Erste Hilfe bei (Teil-)Amputationen
Diese Verletzung mag für Laien-Ersthelfer zwar besonders schockierend sein. Das darf euch jedoch im Notfall nicht bremsen. Denn egal ob es sich "nur" um ein Fingerglied handelt oder gleich einen ganzen Unterschenkel: Wenn ein Körperteil durch einen Unfall ganz oder teilweise abgetrennt wurde, dann wurden dabei größere Blutgefäße durchtrennt. Das kann binnen kürzester Zeit zum Tod führen, wenn ihr nicht rasch handelt.
Das sind die wichtigsten Schritte:
- Mit allerhöchster Priorität den Blutverlust stoppen. Dazu entweder Verbandmaterial (notfalls jeder andere Stoff) kraftvoll auf die Wunde drücken oder nötigenfalls das betroffene Körperteil abbinden - jede Sekunde zählt!
- Sobald die Blutung unter Kontrolle ist, ggf. weitere lebensrettende Maßnahmen einleiten.
- Wenn das Körperteil noch teilweise verbunden ist, sollte es möglichst nicht bewegt werden.
- Gänzlich abgetrennte Körperteile in ein trockenes, steriles Tuch einwickeln und falls möglich kühlen - unbedingt jedoch auf Trockenheit achten!
BEI DRAMATISCHEN BLUTVERLUSTEN HAT DIE BLUTSTILLUNG VORRANG VOR DEM ALARMIEREN DER RETTER!
Erste Hilfe bei Ohnmacht und Bewusstlosigkeit
Beide Begriffe beschreiben denselben Zustand. Ohnmacht dauert jedoch höchstens eine Minute, bevor der Betroffene von selbst erwacht.
Dies sind die wichtigsten Schritte:
- betroffene Person laut ansprechen; wenn das nicht hilft, vorsichtig schütteln oder leicht(!) auf Wange schlagen
- erfolgt keine Reaktion, dann Atmung kontrollieren - ist keine Atmung vorhanden, sofort Mund-zu-Mund-Beatmung und Herzdruckmassage beginnen
- lässt sich Atmung feststellen, dann die betroffene Person in die stabile Seitenlage bringen, damit ein Verschlucken der Zunge oder das Einatmen von Erbrochenem verhindert wird
BEI EINEM HERZSTILLSTAND KANN ES ZU UNKONTROLLIERTER SCHNAPPATMUNG KOMMEN. IN DEM FALL EBENFALLS SOFORT WIEDERBELEBUNGSMASSNAHMEN EINLEITEN, ALS WÄRE GAR KEINE ATMUNG VORHANDEN!
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Knochen-Bruchkanten können sehr spitz und/oder scharfkantig sein. Daher dürfen sie keinesfalls bewegt werden, um womöglich lebensbedrohliche Folgeverletzungen zu verhindern. Bild: stock.adobe.com © Richman Photo