Auf der Sonnenseite? So fährt sich das Mercedes CLE Cabrio

Autotest SLK und offene S-Klasse sind Geschichte: Für Cabrios und Roadster ist die Luft bei Mercedes dünn geworden. Doch nicht alle Schwaben sind zugeknöpft. Den CLE gibt es deshalb jetzt auch ohne Dach.

Berlin. 

Das erste Auto der Welt war ein Cabrio. Und auch der Tesla Roadster als erstes Auto des Elektro-Pioniers der Moderne zeigte ein Herz für Frischluftfans. Doch so tief das offene Fahren in der Geschichte verwurzelt ist und so sehr es die Menschen in ihrer Freizeit an die frische Luft zieht, geben sie sich im Auto zunehmend verschlossen und behütet. Deshalb schrumpft die Auswahl an Cabrios und Roadstern beständig.

Doch Mercedes will von der Freiluftkultur beim Fahren nicht ganz lassen und schickt nun den offenen CLE in den Sommer. Der Zweitürer vereint die Cabrios aus C- und E-Klasse und steht zu Preisen ab 66.402 Euro bei den Händlern.

8000 Euro Frischluftaufpreis

Für einen Cabrio-Aufschlag von rund 8000 Euro zum Coupé aus dem letzten Herbst gibt es einen 4,85 Meter langen Beachboy mit einem Body geeignet für die Badehosen-Saison. Denn auch wenn der CLE von zwei vergleichsweise braven Limousinen abstammt, geht das Cabrio auch schon ohne das Krafttraining bei der Tuningtochter AMG als veritabler Sportler durch. Die kräftige Karosserie mit stark modellierter Motorhaube (Powerdomes), zerklüfteter Frontschürze und sehnig-kräftig gezeichneten Flanken endet in einem knackigen Heck.

Zu viert muss man kuscheln

Innen geht es dabei vergleichsweise kuschelig zu. Denn auch wenn der CLE etwas größer ist als das alte Cabrio der C-Klasse, taugt die Rückbank nur für Kurzstrecken und der Kofferraum allenfalls für den Wochenendurlaub. Erst recht, wenn man auch den Weg dahin offen genießen möchte. Denn wer oben ohne fährt, reduziert durch das eingefahrene Verdeck den ohnehin knappen Stauraum von 385 auf 295 Liter.  

Vorne wie in der First Class

Nur in der ersten Reihe ist der CLE eine Sonnenbank mit First-Class-Komfort und lockt mit reichlich Platz, bequemen Polstern und der digitalen Erlebnislandschaft des MBUX-Systems. Nur dass man das riesige Tablet vor der Mittelkonsole zum Schutz vor Blendung und Reflexion kippen und drehen kann, wirkt ein wenig übertrieben und damit ziemlich abgedreht.

Vom Wetter will keiner was wissen

Zwar kann man mit dem CLE den Sommer in aller Offenheit genießen. Doch muss man sich ums Wetter dabei kaum kümmern. Denn wo bei offenen Fenstern noch ein veritabler Sturm tobt, wird das Cabrio zu einer wohlig warmen Wohlfühloase, wenn alle Scheiben wieder in Position sind. Aber das ist noch nicht alles. Wer den Windabweiser über der Frontscheibe und das Schott hinter der Rückbank ausfährt, die Sitz- und Lenkradheizung anschaltet und sich vom Gebläse im Nacken warme Luft um den Kopf fächern lässt, der fühlt sich selbst an klammen Schmuddeltagen wie im Hochsommer.

Mit sechs Zylindern steigt der Sex-Appeal

Als erste Wahl für reichlich Wind empfiehlt sich natürlich der CLE 450. Schließlich hat der Reihensechszylinder bis zum baldigen Debüt der AMG-Version mit 330 kW/449 PS und einer 53 im Typenkürzel die meiste Leistung und auch den schönsten Klang.

Der dringt ohne Dach wie ohne Filter an die Ohren und versetzt einen vollends in einen Rausch der Sinne. Unter wundervollem Grollen und Grölen, Wummern und Bummern mobilisiert der Motor aus seinen drei Litern Hubraum bis zu 280 kW/381 PS und zerrt mit bestenfalls 500 Nm an allen vier Rädern.

Zwar zupft bei einem Sprintwert von 4,7 Sekunden von Null auf Tempo 100 und einem mühelosen Spitzentempo von 250 km/h bisweilen frech der Wind an den Haarspitzen, und mit jedem Zentimeter weniger Fenster frischt der spürbar auf. Doch sonst verrät nichts, dass man in einem Cabrio sitzt.

Im Gegenteil: Der CLE ist bocksteif und grundsolide, stürmt von seiner filigranen Neungangautomatik seidig dirigiert entsprechend drangvoll voran und giert förmlich nach Kurven, die gar nicht eng genug sein können.

Weniger fährt mehr

Wer es nicht ganz so engagiert mag, dem bietet Mercedes alternativ auch drei Vierzylinder mit 150 kW/204 PS bis 190 kW/258 PS an. Und wer nur selten unter den Schatten eines Tankstellendaches schlüpfen möchte, der bekommt den offenen CLE sogar als Diesel. Der CLE 200d hat 145 kW/197 PS und kommt bei einem Normverbrauch von 4,9 Litern (CO2-Ausstoß: 128 g/km) bis zu 1350 Kilometer weit. Der CLE 450 dagegen wird mit Normwerten von 7,9 Litern und 180 g/km geführt und muss nach spätestens 840 Kilometern an die Box.

Fazit: Ein All-inclusive-Urlaub auf Rädern

Er sieht gut aus, ist bequem wie eine Sänfte und trotzdem ganz schön sportlich. Und vor allem will der Sommer mit ihm niemals enden – so wird der CLE zur automobilen Entsprechung eines vornehmen All-inclusive-Urlaubs weit im Süden. Das gilt allerdings nicht nur fürs Ambiente und fürs Erlebnis, sondern auch für den Preis.

Datenblatt: Mercedes CLE 450 Cabrio

Motor und Antrieb:Reihensechszylinder-Benziner
Hubraum:2999 ccm
Max. Leistung:280 kW/381 PS 
Max. Drehmoment:500 Nm 
Antrieb:Allradantrieb 
Getriebe:Neungang-Automatik

Maße und Gewichte:
Länge:4850 mm
Breite:1861 mm
Höhe:1423 mm
Radstand:2865 mm
Leergewicht:2080 kg
Zuladung:415 kg
Kofferraumvolumen:385 Liter

Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:250 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:4,7 s
Durchschnittsverbrauch:7,9 Liter/100 km
Reichweite:840 km
CO2-Emission:180 g/km
Kraftstoff:Super
Schadstoffklasse:Eu6
Energieeffizienzklasse:k.A.

Kosten:
Basispreis des Mercedes CLE Cabrio (CLE 200)66.402 Euro
Basispreis des Mercedes CLE 450 Cabrio88.358 Euro
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:230 Euro/Jahr

Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Sechs Airbags, Überrollschutz, Verkehrszeichen-Erkennung 
Komfort:Windschott, Gurtbringer, Multimedia-System
Spritspartechnik:48-Volt-Mild-Hybrid-System



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