7 wichtige Punkte für den Kauf von neuen Autoreifen

Tests, Timing, Tipps Sie sollen den Spritverbrauch positiv beeinflussen, idealerweise auch den Fahrkomfort und uns sicher von A nach B bringen: Reifen. Doch welche sind die richtigen und worauf beim Kauf achten? Ein Überblick.

Hohe Qualität hat ihren Preis? Bei Autoreifen ist das so eine Sache. Damit der Reifen zum jeweiligen Auto passt, kommt es auf verschiedene Faktoren an. Und die Preise können stark variieren - je nach Material und Hersteller.

Sie wollen die besten und günstigsten Reifen für Ihr Fahrzeug finden? Der folgende Überblick zeigt, was Sie über Preise, Tests und Qualität wissen müssen.

1. Wann ist der beste Zeitpunkt, um Autoreifen zu kaufen?

Es ist auf jeden Fall sinnvoll, mehrere Angebote einzuholen und die Preise zu vergleichen. Ob sich ein antizyklischer Kauf lohnt, hängt aber auch von der Reifenart ab.

  • Winterreifen: Der Spareffekt ist bei Winterreifen größer als bei Sommerreifen, aber nicht mehr so ausgeprägt wie früher, erklärt der ADAC. Zwar werden Winterreifen saisonorientiert verkauft. Doch Händler versuchen dem Preisverfall entgegenzuwirken, indem sie weniger Winterreifen ordern.

Das Sparpotenzial hängt auch stark vom Winter ab: Je länger und härter dieser ist, umso weniger Winterreifen - und damit mögliche Schnäppchen - sind im Frühling noch übrig.

  • Sommerreifen: Die Preise sind nach Angaben des Autoclubs im Laufe des Jahres relativ stabil. Schnäppchen finden Käufer fast nur, wenn Händler Lagerflächen freiräumen - weil sie etwa den Bestand eines Modells reduzieren müssen oder ein Nachfolgemodell auf den Markt kommt. Dann wird der Vorgänger zum Teil günstiger abverkauft.

Wenn Händler ihre Lager für die Sommerware freiräumen wollen und Hersteller Nachfolgemodelle angekündigt haben, können Käufer laut ADAC im Frühling und Sommer mit deutlichen Preisnachlässen rechnen.

  • Ganzjahresreifen: Da Autofahrer sie das ganze Jahr nutzen können, gibt es keine saisonalen Unterschiede bei den Preisen. In der Regel kaufen Autofahrer erst dann neue Reifen, wenn die alten Reifen sich der Verschleißgrenze nähern, so der ADAC.

2. Sind gute Reifen immer teuer?

Nicht unbedingt. "Grundsätzlich können Käufer bei großen Markennamen zwar nichts falsch machen", sagt Marcel Mühlich, Reifenexperte beim Auto Club Europa (ACE). Aber der Preis allein ist nicht entscheidend.

Gute, sichere Reifen gibt es laut Mühlich für kleinere Autos schon ab 40 Euro pro Stück - auch wenn bekannte Markenhersteller häufig viel mehr verlangen.

Hochwertige Reifen halten oft länger, unter Umständen sogar doppelt so lange, so Mühlich.

"Günstige Reifen sind aber nicht immer automatisch qualitativ schlechter - das war vor einigen Jahren noch anders", erklärt er. Mittlerweile seien die günstigen Modelle besser geworden.

Käufer können Qualität also nicht allein am Preis festmachen. Testergebnisse können eine erste Orientierung geben.

3. Ist der Testsieger automatisch am besten für mich?

Es lohnt sich, Testberichte zu lesen. "Dabei sollten Autofahrer darauf achten, was ihnen persönlich wichtig ist", sagt Mühlich. Fragen Sie sich, in welchen Bereichen der Reifen gut sein muss.

"Es bringt ja nichts, wenn der Reifen perfekt auf Schnee abgestimmt ist, sie aber nie in verschneiten Regionen unterwegs sind." Dann ergibt es mehr Sinn, etwa auf eine gute Haftung beim Bremsweg zu achten.

Weitere wichtige Kriterien:

  • hoher Abroll-Komfort, niedriger Rollwiderstand
  • kurze Bremswege bei trockener als auch nasser Fahrbahn
  • Stabilität in den Kurven
  • hohe Aquaplaning-Sicherheit
  • leiser Lauf und geringe Geräuschentwicklung (innen und außen)
  • geringer Verschleiß

Daher empfiehlt der ACE-Experte, verschiedene Tests zu lesen. "Dabei sollten Käufer erstplatzierte Reifen nicht überbewerten, zweitplatzierte können auf einem anderen Fahrzeugtyp plötzlich die besseren sein."

Außerdem spiele es eine Rolle, wie abgefahren der Reifen sei. Zwei Ganzjahresreifen habe der ACE nach einem Jahr erneut gebraucht getestet - die Reifen waren dann sogar sicherer.

"Das liegt daran, dass das Profil dann erst richtig eingefahren war", erklärt Mühlich.

Fazit des Experten: Autofahrer brauchen nicht unbedingt den Testsieger zu kaufen.

Gut zu wissen: "Manche Hersteller optimieren ihre Reifen gezielt mit Blick auf den Neureifen-Test. Sie schneiden dann ein Jahr später unter Umständen sogar schlechter ab. Anderen geht es mehr um die Sicherheit bei der alltäglichen Nutzung", so Mühlich.

Ob Sommer-, Winter- oder Ganzjahresreifen: Regelmäßig testen ADAC, ACE und Fachmagazine wie "auto motor und sport" (AMS), "Auto Bild" und "Auto Zeitung" Reifen in unterschiedlichen Größen.

4. Darum sollten Sie neue Autoreifen eher nicht online kaufen

Wer Reifen online kauft, hat ein 14-tägiges Rückgaberecht. Der Preisvergleich im Internet gibt außerdem einen Anhaltspunkt, wie teuer der gesuchte Reifen ist.

Wichtig beim Kauf ist dann immer, dass...

  • die genaue Bezeichnung stimmt
  • die Reifen für die Traglast zugelassen sind
  • die Reifen für die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeuges zugelassen sind

Aber: In der Regel lohnt es sich trotzdem nicht, Reifen online zu kaufen. Denn häufig kommen Versandkosten oben drauf.

Hinzu kommt: "Wer im Internet Reifen bestellt, muss sie vom Reifenservice auf die Felge aufziehen und auswuchten lassen, da das nicht selbst gemacht werden kann", erklärt Mühlich.

"Doch bringen Kunden extern gekaufte Reifen zum Händler, ist dieser meist nicht gerade begeistert." Kunden müssten für die Montage dann häufig einen Aufschlag zahlen.

Tipp: "Das kann natürlich ganz anders aussehen, wenn ein Händler einen Onlineshop hat und dann die Reifen zum Montieren versandkostenfrei in die Filiale schickt", sagt Mühlich.

Dennoch sei es sinnvoll, dass Autofahrer die Preise für Reifen vorab online vergleichen. "Dann können sie die Angebote der Händler einschätzen und besser verhandeln", so der Experte.

5. Lohnt es sich, Räder oder Reifen gebraucht zu kaufen?

"Ich würde aus Sicherheitsgründen davon abraten, gebrauchte Reifen auf der Felge zu kaufen und sie ohne Überprüfung zu montieren", sagt Mühlich. Denn im Inneren kann der Reifen beschädigt sein.

Wer Kompletträder - also Reifen und Felgen - gebraucht von einer Privatperson kauft, sollte diese unbedingt von einer Werkstatt prüfen lassen.

Eine Ausnahme sind Felgen: "Anders sieht es aus, wenn Käufer nur die Felgen brauchen. Dann können sie gebrauchte Kompletträder ohne Bedenken kaufen und die Reifen entsorgen lassen, wenn die Felgen keine ersichtlichen Beschädigungen aufweisen", sagt Mühlich.

Unter Umständen ist das Angebot gebrauchter Kompletträder nämlich günstiger als vier neue Felgen. Allerdings sollten Sie die Entsorgungskosten der eventuell schlechten Altreifen beachten. Pro Stück können es vier bis acht Euro sein.

Wichtig: Die Felgen müssen zum Wagen passen und untereinander abgestimmt sein. Also am besten immer einen kompletten Satz kaufen. Die genaue Felgen-Bezeichnung muss in den Fahrzeugpapieren eingetragen sein.

"Hat jemand die falschen Felgen gekauft und montiert, kann unter Umständen die Betriebserlaubnis erlöschen oder im Schadenfall die Versicherung nicht zahlen", warnt Mühlich.

Details dazu finden Autofahrer im Fahrzeugschein, im Teil 1 der Zulassungsbescheinigung. Zudem gibt es die COC-Bescheinigung (Certification of Conformity). Darin finden Autofahrer Angaben zu Felgen und Reifen, die für das Fahrzeug erlaubt sind, aber nicht unbedingt im Fahrzeugschein stehen.

6. Warum lohnt es sich, auf das Herstellungsdatum zu achten?

Wer Reifen beim Händler kauft, sollte wissen: Manchmal lagern diese bereits länger dort.

Tipp: Es lohnt sich, auf das Herstellungsdatum der Reifen - also ihr Alter - zu achten. "Denn unbenutzte Reifen dürfen unter Umständen auch als neu verkauft werden, wenn sie bereits vor fünf Jahren hergestellt wurden", sagt Mühlich.

Allerdings können Kunden bei der Bestellung vereinbaren, dass sie keinesfalls Reifen haben wollen, die älter als ein oder zwei Jahre sind. Dazu rät der Experte.

Achtung: Wer mit einem Anhänger oder Wohnwagen unterwegs ist, der bis Tempo 100 zugelassen ist, muss eine Altersgrenze von sechs Jahren beachten. Das gilt unabhängig von der Profiltiefe der Reifen.

7. Lohnt es sich, runderneuerte Reifen zu kaufen?

Solche neuwertigen Reifen fertigen spezialisierte Firmen aus Gebrauchtreifen an. Dafür kaufen sie alte Reifen auf und tragen auf den Unterbau, der sogenannten Karkasse, eine neue Laufflächenmischung auf, so der ADAC.

Sie gibt es als Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen. Tragen letztere das Alpine-Symbol, genügen sie den deutschen Vorgaben zur Winterreifenpflicht.

Wer diese Reifen kauft, schont die Umwelt und spart Geld - laut ADAC zum Teil 50 Prozent im Vergleich zu einem neuen Satz Premiumreifen.

Allerdings liegen runderneuerte Reifen preislich oft über Billigangeboten für Neureifen aus Asien. Wegen des hohen Anteils an Handarbeit, heißt es vom Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk (BRV).

Sie sind vor allem attraktiv für umweltbewusste Käufer: "Insgesamt fallen pro Jahr über 570 000 Tonnen an Altreifen an. Runderneuerte Reifen sind also ein direkter Beitrag zum Umweltschutz und zur Ressourcenschonung", so Michael Schwämmlein vom BRV.

Doch was taugen sie wirklich?

Nach Angaben des ADAC gelten für runderneuerte Pkw-Reifen strenge gesetzliche Vorgaben. Doch es gibt auch Nachteile:

  • Frühere Tests haben laut ADAC gezeigt, dass die Reifen recht laut sind, da Unterbau und Laufstreifen nicht aus einem Guss waren.
  • Zudem ist nicht garantiert, dass alle vier Reifen auf einer identischen Karkasse aufbauen. Dadurch kann es sein, dass der Unterbau von verschiedenen Herstellern stammt.

Das Problem hier: Jedes Rad kann dann völlig unterschiedliche Fahreigenschaften haben. In Extremsituationen ein Sicherheitsrisiko. Um ein Fahrzeug besser zu beherrschen, raten Experten nicht umsonst dazu, rundum den gleichen Reifentyp zu montieren.

Die Marktnachfrage nach runderneuerten Reifen ist nach Angaben des ADAC zurückgegangen - obwohl diese Variante günstiger ist, greifen viele Autofahrer dann doch lieber zum Neureifen. Deren Herkunft lasse sich eindeutig nachverfolgen.

Übrigens: Was Sie über Breitreifen wissen müssen

Sie sehen oft schicker und sportlicher aus - und bieten mehr Grip auf trockener Fahrbahn: breite Reifen.

Doch bei Nässe kommt es damit schneller zu Aquaplaning, warnt der ADAC. Auch der Kraftstoffverbrauch steigt.

Schmale Reifen haben Vorteile, weil sie weniger schwimmen als breite Reifen, etwa bei Nässe, Schnee und Strecken mit vielen Kurven.

Grundsätzlich werden Reifen laut Mühlich immer breiter und größer. Allerdings gibt es keinen fest definierten Wert, wie breit ein Standardreifen ist und ab wann er als Breitreifen gilt.

Gut zu wissen: Die Breite eines Reifens steht seitlich an der Flanke. Die Kennzeichnung 215/55 R16 98 H verrät, dass der Reifen beispielsweise 215 Millimeter breit ist.

"Relevant ist das Verhältnis von Durchmesser und Breite", sagt Mühlich. So kann ein Reifen mit der gleichen Breite einmal als Breitreifen bezeichnet werden und einmal nicht - wenn der Durchmesser unterschiedlich ist.

"Auf einem SUV ist ein soundso breiter Reifen normal, auf einem Kleinwagen wäre derselbe Reifen eher breit."



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