10 Fakten, die man über die Zeitumstellung wissen muss

Von Sommer- auf Winterzeit Die Zeitumstellung rückt wieder näher. Nicht jedem gefällt das. Warum macht sie einigen so zu schaffen? Sparen wir damit wirklich Energie? Und welche Zeit wäre besser für uns? Die Fakten im Überblick.

Berlin. 

Eine Stunde Schlaf weniger: Am letzten Sonntag im Oktober beginnt die Sommerzeit - in diesem Jahr am 27. Oktober.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag werden die Uhren von 3 Uhr auf 2 Uhr zurückgestellt. Die Nacht ist so eine Stunde länger. Die nächste Zeitumstellung auf die Sommerzeit findet am 30. März 2025 (Sonntag) statt.

Die 10 wichtigsten Fakten zur Zeitumstellung:

1. Die Wirtschaftskrise brachte uns die Zeitumstellung

Ursprünglich hatte man - ausgelöst durch die Ölkrise 1973 - gehofft, Energie sparen zu können. Die Menschen wollten das Tageslicht länger nutzen. So gibt es die Zeitumstellung in Deutschland seit 1980.

Ein weiterer Grund für die Einführung der Zeitumstellung war die Anpassung an die Nachbarländer, die die Uhren bereits umstellten. Seit 1996 gibt es in der EU eine einheitliche Regelung.

2. Wir sparen durch die Zeitumstellung nicht unbedingt Energie

Der wirtschaftliche Nutzen der Zeitumstellung ist äußerst umstritten. Es gibt keinen Nachweis, dass in relevantem Maß Energie gespart wird.

Das Umweltbundesamt etwa argumentiert: "Zwar wird durch die Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends weniger häufig das Licht angeknipst - im Frühjahr und Herbst jedoch wird in den Morgenstunden auch mehr geheizt. Das hebt sich gegenseitig auf."

Warum mehr geheizt wird? Im Frühling und Herbst wird morgens öfter die Heizung aufgedreht, da die Temperatur zum Beispiel um 7 Uhr so niedrig ist wie vorher um 6 Uhr.

Der Forschungsausschuss im Bundestag gab in einem Bericht von 2016 an, dass Deutschland durch die Sommerzeit im Jahr geschätzt gerade einmal 0,2 Prozent Strom spart. Das Umweltbundesamt nimmt an, dass diese Ersparnis durch die Verbreitung von Energiesparlampen in den vergangenen Jahren noch gesunken ist.

3. Viele Uhren stellen sich automatisch um

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig ist technisch für die Zeitumstellung zuständig. Sie betreibt mehrere Atomuhren und ist mit der Verbreitung der gesetzlichen Zeit beauftragt.

In Mainflingen in der Nähe von Frankfurt am Main steht eine Sendeanlage. Dort sorgen die Physiker dafür, dass der Zeitzeichensender mit dem Namen DCF77 ein Signal an Millionen Funkuhren in Europa sendet.

Das Signal hat eine Reichweite von 2000 Kilometern. Die Empfänger nutzen das Signal und passen die Zeit automatisch an. Das Signal lässt die Uhren um eine Stunde vor- oder zurückspringen - vom Funkwecker über die Bahnhofsuhr bis zu Uhren auf Flughäfen und bei Energieversorgern.

Gut zu wissen: Handy-Uhren beziehen die Atomzeit automatisch aus dem Internet. Wer keinen Funkwecker besitzt, kann sich in der Regel auf die Weckfunktion seines Smartphones verlassen.

4. Viele Deutsche leiden unter der Zeitumstellung

Jeder Vierte (25 Prozent) hat nach der Zeitumstellung körperliche oder psychische Probleme. Das ergab eine repräsentative Umfrage der Krankenkasse DAK im Februar 2023.

  • 85 Prozent der Betroffenen fühlten sich müde oder schlapp.
  • 63 Prozent hatten Einschlafprobleme und Schlafstörungen.
  • 16 Prozent hatten sogar schon einmal depressive Verstimmungen.

Die Mehrheit der Deutschen lehnt das Drehen an der Uhr ab: 76 Prozent gaben an, die Zeitumstellung sei überflüssig und solle abgeschafft werden.

5. Die Winterzeit ist besser für den Körper

Schlafforscher empfehlen ganz klar, die Winterzeit als Dauerzeit einzuführen. Sie entspreche dem biologischen Rhythmus der Menschen, sagt der Leiter des Schlafzentrums am Pfalzklinikum Hans-Günter Weeß.

Die Sommerzeit bewirkt, dass es abends länger hell bleibt. Dadurch wird die Bildung des Schlafbotenstoffs Melatonin unterdrückt, und die Menschen werden nicht rechtzeitig müde. Das führt dazu, dass sie zu spät ins Bett gehen und am nächsten Morgen unausgeschlafen sind, so der Schlafmediziner.

Die Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) befürwortet ebenfalls eine dauerhafte Winterzeit. Durch die Umstellung auf die Sommerzeit werde der Schlaf-Wach-Rhythmus wie bei einem Jetlag verzögert, heißt es in einer Stellungnahme. Anders als beim Jetlag im Urlaub könne man dem aber nicht nachgehen. Denn Faktoren wie der Zeitpunkt des Arbeitsbeginns verändern sich nicht.

6. Die Umstellung auf die Sommerzeit fällt besonders schwer

Die Umstellung auf die Sommerzeit ist nicht nur eine Verschiebung im Schlaf-Wach-Rhythmus. Menschen werden auch in der Jahreszeit zurückversetzt.

"Der veränderte Hell-Dunkel-Rhythmus trägt mit dazu bei, dass wir etwas länger brauchen. Eine Stunde Zeitverschiebung im Frühjahr entspricht einem Zurücksetzen von drei bis vier Wochen", sagt Schlafexperte Weeß. Deshalb dauert die Gewöhnung im Frühjahr im Durchschnitt zwei bis drei Tage länger als im Herbst.

In seinem Buch "Schlaf wirkt Wunder" erläutert der Experte: Wird im Frühjahr die Uhr vorgestellt, bedeutet dies, dass wir für einen Zeitraum von drei Wochen morgens nochmals in den Wintermodus verfallen. So lange dauert es, bis es wieder zur selben Zeit hell ist wie vor der Umstellung.

Ein guter Tipp kommt von Franziska Kath, Psychologin der DAK-Gesundheit: "Die beste Medizin ist dabei die Zeit selbst: Nach ein paar ruhigen Tagen und genügend Schlaf hat sich der Körper wieder richtig eingestellt. Wer es nach dem Dreh an der Uhr also erst einmal ruhiger angehen lässt, ist auf der sicheren Seite."

Winterzeit: Wer in der Regel keine Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen hat, hat sich nach Aussagen von Ärzten im Schnitt nach wenigen Tagen an die neue Zeit gewöhnt.

7. Spät- und Frühtypen passen sich unterschiedlich gut an

Ob ich mich schnell oder langsam an die neue Zeit gewöhne, kann davon abhängen, welcher Chronotyp ich bin. "Spättypen haben es im Frühjahr viel, viel schwerer, weil diese ja sowieso morgens nicht richtig aus dem Bett kommen. Ihre innere Uhr ist einfach noch nicht aufs Wachsein programmiert", sagt Achim Kramer, Leiter der Chronobiologie an der Berliner Charité.

Oft haben sich die Spättypen auch eine Woche nach der Zeitumstellung noch nicht angepasst. Sie müssen nun früher aufstehen, kommen aber abends nicht rechtzeitig ins Bett. Das kann zu einem Schlafdefizit führen.

Stellt sich nun die Frage: Hat der Frühtyp mehr Probleme im Winter, weil sich die Zeit nach hinten verschiebt? Meist nicht, sagt Kramer. Die mitteleuropäische Normalzeit, die wir als Winterzeit kennen, sei für alle Chronotypen besser.

Übrigens: Welcher Chronotyp wir sind, ist nicht nur genetisch bestimmt, sondern kann auch mit unserem Lebensstil zu tun haben. Allein, wie viel Tageslicht wir uns morgens aussetzen, spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn Lichtimpulse haben einen großen Einfluss auf unsere biologische Uhr.

8. Im Sommer schlafen wir weniger

Die ideale Schlafdauer ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Im Mittel brauchen wir jedoch siebeneinhalb bis acht Stunden Schlaf. Laut Kramer gibt es außerdem Hinweise darauf, dass die Menschen im Sommer etwas weniger schlafen und wahrscheinlich auch weniger Schlaf brauchen. Umgekehrt schlafen wir im Winter etwas mehr.

Eine Untersuchung, die Schlafforschende vom Berlin Institute of Health (BIH) der Berliner Charité im Jahr 2019 an 292 Patienten durchgeführt haben, ergab: Die Gesamtschlafzeit im Winter verlängerte sich um bis zu 60 Minuten.

Sonnenstand und Tageslänge ändern sich täglich. Kramer hält es für möglich, dass wir uns auch ohne Zeitumstellung an den astronomischen Tag-Nacht-Zyklus anpassen würden. Allerdings lasse sich dies schwer messen, da Arbeits- und Schulzeiten meist unseren Takt bestimmten.

9. Die Zeitumstellung soll abgeschafft werden - irgendwann

Bislang gilt die Zeitumstellung zwischen Sommer- und Winterzeit in allen EU-Mitgliedstaaten und auch in weiteren Nachbarstaaten. Allerdings wollen viele EU-Bürger auf den Wechsel verzichten.

Die EU wurde aktiv: Die EU-Kommission hatte nach einer selbst organisierten Umfrage vorgeschlagen, den alljährlichen Wechsel zwischen Sommer- und Normalzeit zu beenden.

Sie legte dafür im September 2018 den Entwurf einer Richtlinie vor. Das Europäische Parlament stimmte dafür, die Zeitumstellung nach dem Jahr 2021 aufzugeben. Doch seit ein paar Jahren stehen die Uhren in dieser Sache still.

Das Problem: Die Mitgliedstaaten müssten sich darauf verständigen, welche Zeit - die normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ) oder die Mitteleuropäische Sommerzeit (MESZ) - nach der Abschaffung als Standard gelten soll.

Web-Grafik zur Abstimmung über die Zeitumstellung

10. Nicht alle Länder haben eine Sommerzeit

Die Mehrzahl aller Staaten hat keine Sommerzeit. Selbst in den etwa 70 Ländern mit Sommerzeit gilt sie teils nur in einigen Regionen.

Unter den großen Industrieländern stellen Indien, China und Japan ihre Uhren nicht um. In den USA haben zwar fast alle Bundesstaaten eine Sommerzeit, Arizona und Hawaii allerdings nicht.

Was müssen Autofahrer während der Zeitumstellung beachten?

Mit der Zeitumstellung steigt die Gefahr von Wildunfällen. Denn Reh, Hirsch und Wildschwein sind während der Dämmerung am häufigsten unterwegs, also während des Berufsverkehrs, so der Deutsche Jagdverband.

Auf Strecken, die durch den Wald oder an Wald- und Feldgrenzen entlang führen, gilt für Autofahrer nun verstärkt:
- vorsichtig fahren,
- bremsbereit sein
- die Geschwindigkeit senken
- auf Tiere am Straßenrand achten

Insbesondere nach dem Winter sind die Tiere stärker auf Futter- und Reviersuche. Nach einer langen Fastenzeit müssen sie ihre Energievorräte auffüllen.

So ist im April und Mai - also nach der Umstellung auf die Sommerzeit - die Zeit zwischen 6.00 bis 8.00 Uhr besonders unfallträchtig.

Die Zahl der Wildunfälle steigt dann im Vergleich zum März deutlich an, wie eine Auswertung des Tierfund-Katasters des DJV ergeben hat. Rehe machen fast die Hälfte der Wildunfälle aus.

Nach der Umstellung auf die Winterzeit sei das Risiko für einen Zusammenstoß ebenfalls zwischen 6.00 und 8.00 Uhr besonders hoch.



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