Der Staatsbetrieb Sachsenforst hat in diesem Jahr eine echte Mammutaufgabe vor der Brust: Für den geplanten Waldumbau aufgrund des Klimawandels sollen 2024 fünf Millionen neue Bäume gepflanzt werden. Hintergrund: Laut dem aktuellem Waldzustandsbericht hat sich der Zustand der sächsischen Wälder in den vergangenen fünf Jahren "dramatisch verschlechtert". Die Trockenheit in diesem Zeitraum habe den Wald so geschwächt, dass er großflächig vom Borkenkäfer befallen war. Mischwälder sollen Sachsens Baumbestand künftig widerstandsfähiger gegen die Erderwärmung, nachhaltig nutzbar und biologisch vielfältiger machen. Die Pflanzbedingungen sind aktuell gut, informiert Sachsenforst. Nur die Saatguternte kommt nicht hinterher.
Waldumbau kostet dieses Jahr 14 Millionen Euro
"Es ist gut und wichtig, dass jetzt im Frühjahr intensiv gepflanzt wird", erklärt Forstminister Wolfram Günther. "Denn wir hatten in den vergangenen Jahren massive Waldschäden auf Grund der Klimakrise. Diese Flächen bewalden wir wieder. Außerdem treiben wir so auch den Waldumbau voran. Ergänzt durch Naturverjüngung und Sukzession wird sich ein arten- und strukturreicher, leistungsfähiger Mischwald entwickeln." Dafür investiert der Freistaat Sachsen in diesem Jahr rund 14 Millionen Euro. Die Bedingungen für Pflanzarbeiten seien in diesem Frühjahr sehr gut: Die hohen Niederschläge im Winter haben die Waldböden mit Feuchtigkeit gesättigt, die die jungen Bäumen zum Anwachsen brauchen. Hinzu kommt, dass durch die milde Witterung in den vergangenen Wochen die Pflanzarbeiten in vielen Gebieten schon weit vorangeschritten sind. Um junge Bäume vor übermäßigen Schäden durch Wildtiere zu schützen, erfolgt eine zielgerichtete Bejagung insbesondere an den Saat- und Pflanzflächen oder auch in Bereichen mit einer intensiven natürlichen Verjüngung durch die Samen vorhandener Bäume. "Vor allem Triebe und Knospen frisch gepflanzter und seltener Bäume werden von Rehen und Rothirschen bevorzugt verbissen", weiß Thomas Rother, Leiter des Forstbetriebes von Sachsenforst.
Baumartenwahl im Angesicht des Klimawandels
Insgesamt werden in diesem Jahr 31 verschiedene Baum- und Straucharten in die Erde gebracht: "Wir müssen die Wälder an die Herausforderungen des Klimawandels anpassen und das beginnt mit der Auswahl der geeigneten Baumarten", erklärt Thomas Rother. "Wir achten auf Mischung und Vielfalt, um das Risiko zu streuen. Gleichzeitig muss die jeweilige Art zu dem konkreten Standort mit seinen Bodeneigenschaften passen. Überall wo es möglich ist, setzen wir auf die Nachkommen der vorhandenen Bäume, also die natürliche Verjüngung." Eichen, Buchen und Weiß-Tannen spielen dabei die zentrale Rolle. Von den insgesamt rund fünf Millionen vorgesehenen Pflanzen entfallen dabei gut 1,3 Millionen auf die Eichen-Arten und fast 1,2 Millionen auf die Rot-Buche. Weitere wichtige Laubbaumarten sind der Berg-Ahorn und die Rot-Erle. Aber auch seltene Baumarten wie Vogelkirsche, Winterlinde oder Berg- und Flatterulme sind für dieses Jahr geplant. Bei den Nadelbäumen belegen mit weitem Abstand nach der Weiß-Tanne (knapp eine Million Stück) noch Europäische Lärche und Gemeine Kiefer vordere Plätze. Die Verfügbarkeit von geeignetem Saatgut bleibt dabei aber ein einschränkender Faktor.
Klimawandel wirkt sich auch auf Saatguternte aus
Die Saatguternte ist in jedem Jahr abhängig von natürlichen Zyklen und der Witterung. Im vergangenen Jahr fiel die Ernte zu gering aus, um den Bedarf für den Waldumbau zu decken. Statt der benötigten 500 Kilogramm an Baumsamen sind für die Saat nur 110 Kilogramm zusammengekommen. Hauptgrund für die geringe Ausbeute sei ebenfalls der Klimawandel, der für die Bäume einen Stressfaktor darstellt. "Wir sehen die Pflege und Beerntung der vorhandenen Saatgutbestände als eine unserer wichtigsten Aufgaben, um die Verfügbarkeit von hochwertigem Saatgut so gut es geht sicherzustellen. Außerdem versuchen wir, neue Saatgutquellen zu erschließen und arbeiten aktuell auch an einem Konzept zur Neuanlage von Samenplantagen, vor allem mit dem Fokus auf Laubbaumarten", so Rother. "Mittelfristig wird die Saatgutverfügbarkeit als Herausforderung bestehen bleiben. Wir prüfen deshalb auch intensiv andere Wege der Saatgutbeschaffung in Sachsen und angrenzenden Regionen."
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