Sachsen. Überflutete Straßen, gestrandete Bahnreisende und geschlossene EM-Fanzonen: Kräftige Gewitter mit Unwetter-Potenzial sind über Teile Deutschlands gezogen. In der Nacht zum Mittwoch beruhigte sich das Wetter wieder. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob alle Unwetterwarnungen auf. Größere Schäden wurden nicht gemeldet. Die Meteorologen hatten von einer "Schwergewitterlage" gesprochen. Die Gefahr ist aber noch nicht gebannt: Örtlich können weitere starke Gewitter auftreten.
Leipziger Fanzone gesperrt
Von den Gewittern am Dienstag waren Regionen in einem breiten Streifen in der Mitte Deutschlands von West nach Ost betroffen. Am späteren Dienstagabend galten für mehrere Regionen in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg Unwetterwarnungen. Mit deutlichen Worten hatten die Meteorologen auf mögliche Gefahren hingewiesen - auch weil wegen der Fußball-Europameisterschaft viele unter freiem Himmel die Spiele verfolgen. Am zweiten Spielort Leipzig schlossen die Veranstalter letztlich doch die EM-Fanzone wegen drohender Unwetter.
Schwere Verwüstungen in Nordsachsen
In mehreren Bundesländern rückte die Feuerwehr aus. Im Landkreis Meißen in Sachsen lösten starke Windböen mehrere Einsätze aus. Die Feuerwehr habe der Leitstelle am Dienstag einen Tornado in der Kleinstadt Gröditz gemeldet, teilte ein Polizeisprecher mit.
War es ein Tornado?
Im Landkreis Meißen hat ein Unwetter am Dienstag teils erhebliche Schäden verursacht. Es könnte auch sein, dass in der Kleinstadt Gröditz ein Tornado gewütet hat. Die Feuerwehr habe mithilfe von Drohnenaufnahmen eine Schneise erkannt, die auf einen Tornado hinweisen könnte, teilte die Sprecherin der Stadtverwaltung Gröditz am Mittwochmorgen mit.
Rund 77 Einsätze habe es in der Kleinstadt infolge des Unwetters gegeben. Eine Hochspannungsleitung und eine Bahnstrecke seien beschädigt worden. Darüber hinaus berichtete die Sprecherin von abgedeckten Dächern, beschädigten Autos und umgekippten Bäumen. Die Feuerwehr war auch am Mittwoch noch vor Ort im Einsatz.
DWD: Bedingungen für Tornado waren gegeben
Ob in Gröditz tatsächlich ein Tornado entstanden ist, ist bislang aber nicht sicher geklärt. Eine Expertengruppe werte noch die Daten aus, sagte Meteorologe Florian Engelmann vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Mittwochmorgen. "Nur weil es große Windgeschwindigkeiten und Schäden gab, muss es nicht zwangsläufig ein Tornado gewesen sein", so Engelmann. Allerdings seien die Bedingungen, unter denen ein Tornado entstehen könnte, gegeben gewesen.
Dazu zähle etwa eine zu Gewittern neigende Luftmasse, eine niedrige Wolkenuntergrenze in einer Höhe von 800 bis 1000 Metern über dem Boden sowie große Unterschiede in den Windrichtungen auf engem Raum. Erst diese würden die Rotationsbewegung eines Tornados ermöglichen, so Engelmann. Auch wegen dieser Faktoren sei es schwierig, Tornados vorhersagen zu können. Allerdings sei das Wetterereignis in Deutschland selten.
Update: Bei dem Windphänomen im sächsischen Gröditz hat es sich nach ersten Untersuchungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nicht um einen Tornado gehandelt. "Einen Tornado können wir nach aktueller Sachlage nicht bestätigen", sagte ein Sprecher der Tornado-Expertengruppe des DWD am Mittwoch auf Anfrage.
Blitze im Landkreis Zwickau
Auch im Landkreis Zwickau waren gegen 23 Uhr Blitze am Himmel zu sehen. Eine derartige Verwüstung, wie in Nordsachsen fand, nach ersten Informationen, aber nicht statt.
Weitere Gewitter möglich
Ganz gebannt ist die Unwettergefahr in Deutschland noch nicht - in einigen Gebieten kann es auch am Mittwoch heftige Regenfälle und Gewitter geben. Der Wetterdienst hatte einzelne Unwetter mit Großhagel und schweren Sturmböen für die Nacht zum Mittwoch nicht ausgeschlossen.
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