Sachsen. Der bereits Anfang der 90er Jahre begonnene Waldumbau in klimastabile, arten- und strukturreiche sowie leistungsfähige Mischwälder hat in Sachsen in den letzten Jahren erkennbar zugenommen. Die Mischung der Waldbestände erhöhte sich sowohl in älteren als auch besonders in jüngeren Wäldern.
Neuer Höchstwert an Holzvorräten
Die Holzvorräte in Sachsens Wäldern sind mit insgesamt rund 162 Millionen Kubikmetern gegenüber 2012 nochmals leicht angestiegen und haben einen neuen Höchstwert erreicht. Hohe Vorräte bedeuten ein gutes Nutzungspotenzial des nachhaltigen Rohstoffs.
Menge des Totholzes verdoppelt
Gleichzeitig nimmt aber das Risiko hoher wirtschaftlicher Schäden zu, wenn es sich um wenig standortgerechte und wenig an die Klimakrise angepasste Waldbestände handelt. Die Menge des ökologisch und für die Artenvielfalt bedeutsamen Totholzes hat sich seit 2012 mehr als verdoppelt. Sie liegt nun bei 26,7 Kubikmetern je Hektar. Dies sind wesentliche Ergebnisse für den Freistaat der alle zehn Jahre stattfindenden Bundeswaldinventur (BWI).
Erfolge im Waldumbau
"Sachsens Wälder sind auf einem guten Weg. Beim Waldumbau kommen wir gut voran; unsere Wälder werden immer vielfältiger und ökologisch wertvoller. Dabei haben wir in den letzten Jahren nochmal eine Schippe draufgelegt. Wir fördern den Waldumbau noch umfassender und bewirtschaften den Landeswald naturgemäß. Nun zeigt sich: Die Arbeit der letzten Jahre und Jahrzehnte trägt Früchte - trotz der Klimakrise mit Dürren, Stürmen und Käferbefall. Diese positiven Entwicklungen bedeuten gleichzeitig, dranzubleiben an einer stärker nachhaltig ausgerichteten Waldbewirtschaftung. Das ist sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch vernünftig und geboten", so Forstminister Wolfram Günther.
Mehr Laubbäume als Nadelbäume
Die oberste Kronenschicht ("Oberstand") besteht im sächsischen Wald inzwischen zu über 36 Prozent aus Laubbäumen. Das sind fünf Prozentpunkte mehr als noch 2012. Insbesondere Eichen und Buchen gewannen Flächenanteile. Der Rückgang der Nadelbaumarten auf einen Anteil von 64,4 Prozent ist dabei auch den enormen Waldschäden seit 2018 geschuldet. Nicht standortgerechte Fichtenbestände sind seit 2012 in Sachsen in einem Umfang von rund 17.000 Hektar verloren gegangen.
Strukturvielfalt und Naturnähe besser geworden
Auch die Strukturvielfalt und die Naturnähe der Wälder haben zugenommen. Große Teile des sächsischen Waldes weisen mittlerweile eine zweite Baumschicht auf. Diese ist neben den positiven ökologischen Effekten auch eine wichtige Risikovorsorge im Fall großflächiger Waldschäden, da sie bei einem Verlust der obersten Kronenschicht unmittelbar die neue Waldgeneration bilden kann.
Holzzuwachs hat abgenommen
Der jährliche Holzzuwachs, der für eine nachhaltige Nutzung und die CO2-Speicherung aus der Atmosphäre bedeutend ist, hat vor allem auf Grund der Waldschäden durch Sturm, Dürre und Insekten gegenüber 2012 leicht auf 9,8 Kubikmeter pro Hektar und Jahr abgenommen. Dennoch liegt er immer noch etwas höher, als der gesamtdeutsche Durchschnitt.
Wälder werden älter
Ein weiteres Inventurergebnis ist die anteilige Zunahme alter Waldbestände. Mehr als ein Drittel der sächsischen Wälder ist älter als 80 Jahre. Die sehr alten Waldbestände ab einem Alter von über 140 Jahren bestehen dabei größtenteils aus langlebigen Eichen und Buchen.
Holznutzung gestiegen
Die Holznutzung ist zwischen 2012 und 2022 in Sachsen auf 44 Millionen Kubikmeter gestiegen. Davon entfielen aber knapp 24 Millionen Kubikmeter auf sogenannte Zwangsnutzungen aufgrund der Waldschäden. Neben der Holznutzung verblieben 8 Millionen Kubikmeter Schadholz als Totholz im Wald. Trotz der Waldschäden ist im sächsischen Wald zwischen 2012 und 2022 mehr Holz zugewachsen als genutzt wurde oder als Totholz im Wald verblieben ist.
Rehe und Rotwild knabbern zu viel
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Waldumbaus ist die Begrenzung der Verbissschäden zum Beispiel durch Reh- und Rotwild. Zwar liegen die Schäden in Sachsen im Vergleich etwas unter dem Bundesdurchschnitt, allerdings werden vor allem kleine Buchen und Eichen im Privatwald immer noch zu stark verbissen. Im Vergleich zum sächsischen Landeswald liegen die Verbissschäden im Privatwald noch doppelt so hoch.
Zur Bundeswaldinventur
Die Bundeswaldinventur ist eine bundesweite Erfassung der Waldverhältnisse, Natursituation im Wald und forstlichen Produktionsmöglichkeiten für alle Bundesländer und Eigentumsarten in einheitlicher Form und zu einem einheitlichen Stichtag auf gesetzlicher Basis. Erfasst werden unter anderem die Parameter: Waldverjüngung, Baumartenanteile, Holzvorrat, Baumschäden, Waldränder, Totholz, Zustand der FFH-Lebensraumtypen. Allein im sächsischen Wald wurden von sieben Inventurtrupps über einen Zeitraum von 20 Monaten 150 verschiedene Walddaten an rund 5.322 festen Stichprobenpunkten erhoben.