Dresden. Der Zustand der sächsischen Wälder ist noch immer besorgniserregend. Hierauf verwies Sachsens Forstminister Wolfram Günther am Montag (13.Dezember) bei der Vorstellung des Waldzustandsberichtes 2021. Insgesamt waren im aktuellen Berichtszeitraum 31 Prozent der Bäume (2020: 35 Prozent) deutlich geschädigt. Hingegen wiesen nur 24 Prozent der Bäume (2020: 21 Prozent) keine erkennbaren Schäden auf.
Der Klimawandel ist deutlich spürbar
Trotz vergleichsweise günstiger Witterung in diesem Jahr verblieb der mittlere Nadel- und Blattverlust 2021 mit einem Wert von 25,1 Prozent auf sehr hohem Niveau. Der entsprechende Wert lag im Vorjahr bei 26,1 Prozent.
Staatsminister Günther: "Sachsens Wälder konnten in den letzten Monaten kaum verschnaufen. Es ist das vierte Jahr in Folge, in dem wir im Freistaat so besorgniserregende Daten zum Waldzustand verkünden müssen. Der Waldzustandsbericht ist auch in diesem Jahr ein Zeugnis für den Klimawandel.
In unseren Wäldern wird auf den ersten Blick sichtbar, wie dringlich Klimaschutz ist.
Waldumbau als langfristige Strategie für gesunde Wälder
Zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels gehört der Waldumbau. Sachsens Wald der Zukunft besteht aus klimastabilen, artenreichen und strukturreichen Mischwäldern. Dem Staatswald kommt hier eine Vorreiterrolle zu.
Den Privat- und Körperschaftswald unterstützen wir mit Fördermitteln und intensiver fachlicher Beratung. Wir haben die Förderung gezielt erneuert. Ich freue mich, dass sie so breit angenommen wird. Der Wald in all seinen Funktionen von Schutz und Nutz ist zu erhalten."
Regionale Unterschiede bei den Schäden
Landesforstpräsident Utz Hempfling: "Die Situation in den sächsischen Wäldern ist weiter sehr angespannt. Trotz der waldfreundlichen Witterung in diesem Jahr mussten wir Schäden auf einem sehr hohen Niveau verzeichnen. Sachsenweit liegen sie bislang nur leicht unter denjenigen des Vorjahres.
Besonders bedeutend sind aber die regionalen Unterschiede: Während die Schäden in vielen Regionen wie dem Vogtland oder Nordwestsachsen in diesem Jahr zurückgegangen sind, müssen wir insbesondere im Oberlausitzer Bergland und Zittauer Gebirge weiter steigende Schäden feststellen. Hier ist die enge Zusammenarbeit aller Waldakteure notwendig, um weitere Schäden zu verhindern und kahle Flächen wieder zu bewalden."
Hohes Level an Schädigung im Gesamten Staatswald
Zur Erfassung des Waldzustandes wurden an 6.720 Bäumen neben dem Nadel- beziehungsweise Blattverlust ("Kronenverlichtung") und dem Vergilbungsgrad weitere Merkmale wie Blüte, Fruchtbildung oder die Anzahl der Nadeljahrgänge aufgenommen. Eingang in die Gesamtbewertung finden zudem weitere Schäden, die zum Beispiel durch Insekten und Pilze oder durch Dürre, Sturm und Feuer verursacht wurden.
Insgesamt wiesen 31 Prozent der Bäume eine deutliche Schädigung (Schadstufe 2 bis 4), 45 Prozent eine schwache Schädigung (Schadstufe 1) und 24 Prozent keine erkennbare Schädigung (Schadstufe 0) auf. Ursache war im Wesentlichen der immer noch sehr hohe Befall insbesondere durch Borkenkäfer und andere Schadorganismen.
Der mittlere Nadelverlust als ein wesentliches Bewertungskriterium nahm bei der Gemeinen Fichte mit 25 Prozent den zweithöchsten Wert seit 1991 ein und lag damit sieben Prozentpunkte über dem langjährigen Mittel. Der Anstieg der Schadholzmengen setzte sich 2021 nicht fort. Bis Ende September 2021 entsprach die registrierte Menge mit circa 957.000 Kubikmetern etwa 90 Prozent des Vorjahreswertes.
Der Nadelverlust betrug bei der Gemeinen Kiefer im Mittel 24,4 Prozent und lag damit deutlich über dem langjährigen Wert von knapp 17 Prozent. Auch in diesem Jahr wurden die Kiefern intensiv durch Borken- und Prachtkäferarten befallen. Bis Ende September 2021 hat Sachsenforst rund 54 Prozent der vorjährigen Befallsmenge registriert. Mit insgesamt 107.000 Kubikmetern liegt diese immer noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt.
Rekorde beim Nadelverlust
In der Gruppe der sonstigen Nadelbäume stellte die aktuelle Erhebung einen neuen Negativrekord mit 22,5 Prozent mittlerer Kronenverlichtung dar. Die Gruppe wird dabei in Sachsen maßgeblich durch die Baumarten Europäische Lärche, Serbische Fichte (Omorika-Fichte) sowie Japanische Lärche geprägt.
Nachdem der Blattverlust der Eiche in den vergangenen drei Jahren bei hohen Werten von 32 bis 33 Prozent lag, kam es 2021 zu einer nochmaligen Verschlechterung auf einen mittleren Blattverlust von 36,3 Prozent. Es handelt sich hierbei um den höchsten Wert im Vergleich zu den anderen Baumarten beziehungsweise Artengruppen. Auch die Eiche ist stark von holz- und rindenbrütenden Insekten wie Eichensplintkäfer und Eichenprachtkäfer befallen.
Laubbäume erholen sich schneller
Die mittlere Kronenverlichtung der Buche ging im Vergleich zum Vorjahr erneut zurück und lag zuletzt bei 20,4 Prozent. Insgesamt reagierte die Buche weniger stark auf die besondere Witterungssituation als die anderen Baumarten, insbesondere der anderen Laubbäume.
Die Gruppe der sonstigen Laubbäume wird von der Birke dominiert. Der mittlere Blattverlust der Birke von 24,7 Prozent hat im Vergleich zum Vorjahr um rund drei Prozentpunkte abgenommen.
Klimatische Einordnung
Die Jahresmitteltemperatur lag um 1,3 Grad über dem langjährigen Mittel, wodurch auch 2021 an den Trend hin zu wärmeren Jahren anknüpft. Die klimatische Wasserbilanz war dagegen überwiegend positiv. Die Bodenfeuchte bewegte sich nach der dreijährigen Trockenperiode wieder im Bereich der langjährigen Mittelwerte.
Wen es interessiert, der kann den Waldzustandsbericht 2021 hier herunterladen.