Sachsen. Eine Recherche des Landeskriminalamtes im polizeilichen Auskunftssystem Sachsen ergab 368 Fälle für das Jahr 2023. Enthalten sind dabei auch Fälle, die sich schon im Jahr 2022 ereignet haben, aber erst im Jahr 2023 angezeigt wurden.
Rückgang bei Love-Scamming-Fällen: Weniger Schaden trotz hoher Opferzahlen
280 von diesen 368 polizeilich registrierten Fällen (76 Prozent) wurden vollendet und verursachten einen Gesamtschaden von ca. 4,6 Mio. Euro. Damit ist die Anzahl der vollendeten Fälle gegenüber dem Jahr 2022 (298 vollendete Fälle) leicht zurück gegangen. Erfreulich dabei ist, dass die entstandene Schadenssumme, welche sich seit 2017 kontinuierlich im Aufwärtstrend bewegte, mit über 2 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahr gesunken ist. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 331 Personen als Geschädigte des Phänomens Love-Romance-Scammings erfasst. Frauen waren dabei mit einem Anteil von ca. 67 Prozent häufiger betroffen als Männer. Über 70 Prozent der Geschädigten sind zum Zeitpunkt der Tat zwischen 40 und 69 Jahre alt.
Niemand ist sicher vor den hochentwickelten Betrugsmaschen
Das Risiko, Opfer eines Love- oder Romance-Scammings zu werden, lässt sich grundsätzlich aber nicht aufgrund des Alters, der beruflichen Position, des Bildungsstands u. ä. ableiten. Betroffen sein kann jeder und die Überzeugung, selbst nie in eine solche Situation zu geraten, ist gefährlich und trügerisch. Scammer nutzen psychologische Strategien auf höchstem Niveau, um an ihr Ziel zu gelangen: an das Geld des potenziellen Opfers.
Digitale Liebesfallen: Wie Love-Scammer im Netz ihre Opfer umgarnen
Love- oder Romance-Scamming beginnt zunächst mit einer Beziehungssuche im Netz und dem ersten gemeinsamen Austausch. Die Online-Beziehung wird ernsthafter, über Wochen oder Monate werden Mails gewechselt, man gibt immer mehr Persönliches preis und meint, die große Liebe gefunden zu haben. In Wirklichkeit verbergen sich hinter der großen Liebe sogenannte Scammer. Er, oder auch sie, täuschen vor, in einer ähnlichen Lebenssituation zu sein (Scheidung, krankes Kind, Jobverlust) und erzeugen durch den intensiven Kontakt und entgegengebrachtes Verständnis eine tiefe emotionale Abhängigkeit bei ihren Opfern. Scammer halten von morgens bis abends Kontakt zu ihren Opfern und beteuern stetig ihre Liebe und Sehnsucht. Auch das sorgt dafür, dass sich die Betroffenen verpflichtet fühlen, diese Gesten und schönen Worte zu erwidern.
Wenn Love-Scammer emotionale Abhängigkeit ausnutzen
Sind die Betroffenen erst einmal emotional abhängig, werden die nicht stattfindenden Treffen wie auch die plötzlichen finanziellen Unterstützungen für eigenartige Notfälle in der Regel nicht hinterfragt. Dazu wird durch die Scammer ein zeitlicher Druck hinsichtlich der Geldforderungen aufgebaut, der bei den Betroffenen Ängste auslöst und sie glauben lässt, für die Gesundheit oder das Überleben einer geliebten Person verantwortlich zu sein. Das Tückische beim Love- oder Romance-Scamming ist: Je länger Betroffene in einer solchen Beziehung stehen, umso weniger sind sie für rationale Argumente gegen die Beziehung zugänglich ("point of no return").
Aber wie können Sie das sogenannte Love-Scamming erkennen und sich davor schützen?
•Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Scammer an Mailadressen, es folgt eine Einladung zum Chat.
•Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.
•Die Bilder, die die immer "gutaussehenden" Täter von sich versenden, sind illegal erlangt, z. B. von anderen seriösen Webseiten kopiert. Weibliche Scammer locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.
•Seriös wirkende Mails wecken zuerst das Interesse und die Scammer wollen alles über ihr Gegenüber wissen: Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch Religion spielt eine Rolle. Bereits nach kurzer Zeit werden die Opfer mit Liebesschwüren überhäuft.
•Plötzliche finanzielle Schwierigkeiten oder Notfälle der neuen tollen Internetbekanntschaft sind der wichtigste Hinweis auf unlautere Absichten.
•Die Scammer bitten dann aus den unterschiedlichsten Gründen direkt um Geld. Oder es sollen Schecks (die allerdings gefälscht sind) in Deutschland eingezahlt werden oder Briefe bzw. Päckchen an dritte Personen zu versenden, die Betrüger bitten um Kopien von Ausweisen und verwenden diese Daten für weitere Betrugshandlungen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, scheuen die Täter nicht davor, erpresserische Methoden anzuwenden, sogar mit Selbstmord wird gedroht.
•Wenn man tatsächlich Zweifel an seiner Internetbekanntschaft hat, sollte man sich einer befreundeten aber neutralen Person anvertrauen und sich über das Thema und die neu gewonnene "Liebe" austauschen und um eine zusätzliche unvoreingenommen Meinung zu bekommen.
•Außerdem kann eine Suchmaschine in vielen Fällen einen Verdacht bestätigen, wenn Sie den Namen der Internetbekanntschaft mit dem Zusatz "Scammer" eingeben.
•Es gibt auch die Möglichkeit über Internetsuchmaschinen, das Foto der Internetbekanntschaft mal in die Bildersuche zu geben. Wenn das Bild oder die Person darauf dann mit den unterschiedlichsten Namen auf verschiedenen Seiten gefunden wird, kann man davon ausgehen, dass dieses Foto missbräuchlich verwendet wird und das Profil gefälscht ist.
•Opfer von Scammern machen sich unter Umständen strafbar, wenn sie ihr eigenes Konto für Geldtransfers zur Verfügung stellen oder hohe Geldsummen weiterleiten. Auch wenn sie glauben, ihrer großen Liebe in Not geholfen zu haben, handelt es sich in solchen Fällen um eine Straftat, nämlich um die der Geldwäsche.
Was können Sie zum, wenn Sie Opfer eines Scammers geworden sind?
•Gehen Sie niemals auf die Forderungen der Scammer ein, überweisen Sie an Fremde kein Geld, lösen Sie für diese keine Schecks ein oder leiten Briefe oder Päckchen weiter, bewahren Sie solche auch nicht auf.
•Machen Sie geleistete Zahlungen, wenn noch möglich, rückgängig.
•Sichern Sie alle E-Mails und Chat-Texte und heben Sie Überweisungsbelege auf.
•Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei, denn ohne entsprechende Anzeige und Verfahren können die Behörden nicht tätig werden.
•Brechen Sie jeglichen Kontakt zum Scammer ab. Ignorieren Sie E-Mails oder Anrufe, legen Sie sich ggf. eine neue E-Mailadresse und Telefonnummer zu.
•In jeder sächsischen Polizeidirektion gibt es einen Opferschutz-beauftragten als Ansprechpartner. Diese vermitteln auch an Opferhilfeeinrichtungen.
•Im Internet der Polizei Sachsen findet man zudem die Opferschutzbroschüre der Sächsischen Polizei, die sich an alle Menschen richtet, die Opfer einer Straftat geworden sind. Sie enthält u.a. Informationen zum Ablauf eines Strafverfahrens und die Rechte als Opfer sowie einen umfänglichen Adressteil der Hilfe- und Unterstützungsmöglichkeiten für Opfer.
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