Seit knapp einer Woche ist die neue Scheibe "Folklore" von Taylor Swift auf dem Markt. Ich für meinen Teil höre die Sängerin seit 2008, sie hat also meine gesamte Jugend begleitet, von Country über Pop, bis hin zu Folk. Im letzten Jahr hat die schöne Amerikanerin ihr langersehntes Sugar-Pop-Album "Lover" herausgebracht. 2020 war eine große Welttournee geplant und sogar ein Konzert in Berlin hätte Ende Juni stattfinden soll. (Und ja ich bin etwas traurig, dass es nicht stattgefunden hat, immerhin hatte ich Tickets für die beste Platzkategorie ergattern können) Und dann kam Corona...
So klingen derzeit viele Geschichten... "Wir hatten in diesem Jahr soooo viel geplant... und dann kam Corona". Aber das hat Taylor nicht daran gehindert einfach umzudenken und nicht im zweijährigen oder gar dreijährigen Rhythmus neue Musik zu veröffentlichen. Ganz spontan postete die US-Amerikanerin letzte Woche Donnerstag, dass in wenigen Stunden (um Mitternacht) ihr neues Album "Folklore" herauskommen würde und es ab jetzt vorbestellt werden könne. Das war DIE Überraschung für alle Swifites und auch für mich.
Titel und Cover verrieten wohin die Reise gehen sollte: Folklore. Tatsächlich ist damit nicht wirklich Folklore sondern vielmehr Indie und Folk gemeint. Eines der acht Cover (Ja es gibt acht verschiedene Deluxe Editionen!) zeigt sie zwischen Bäumen. Warum hat Taylor das Album nicht groß angekündigt, fragt man sich? Ich glaube, sie wollte einfach einmal etwas Neues ausprobieren. Sie braucht die Nummer 1 der Charts nicht mehr, denn die hatten die letzten sechs Alben allesamt. Die Corona-Pandemie hat sie wahrscheinlich genauso ausgebremst wie unsereins und ist es dann nicht schön, sich einfach der Musik und Stille der Natur zu widmen?
Neues Album, neuer Sound, neue Taylor?
"Folklore" enthält 16 Songs und ich muss sagen, die sind verdammt anders als auf den Vorgängeralben. Sie sind zwar hin und wieder poppig, aber sehr leise, gediegener und einfach langsamer. Das gesamte Album ist mehr auf Story-Telling ausgerichtet, als die Vorgänger. Taylors Stärke war schon immer das Geschichtenerzählen und die Fans lieben sie für ihre unglaublich tiefen und grandiosen Lyrics. Diesmal hat sie einen Zacken drauf gesetzt. Auf "Folklore" ist sie erwachsener geworden. Die romantische Märchenwelt, die noch auf "Lover" besungen wurde, ist Geschichte. Viel mehr erzählt sie wieder von Trennungen, aber auch von geschichtlichen Ereignissen. In "The Last Great American Dynasty" wird die Lebensgeschichte von Rebekah Harkness geschildert, deren Haus Swift in Rhode Island kaufte. In "Epiphany" fühlt Taylor den Schmerz ihres Großvaters, der beim Militär diente. Immer wieder gibt es auch Hinweise, dass mehrere Songs eine Geschichte erzählen würden und wenn man genau hinhört macht das sogar Sinn: "Cardigan", "August" und "Betty" erzählen von einer Jugendliebe und Freundschaft.
Fazit:
Im Großen und Ganzen ist das ein sehr reifes, geerdetes Album. Es gibt Lieder zum Wegträumen und es gibt Lieder zum Weinen. "Exile" ist hier als besonders gut gelungenes Lied zu erwähnen. Die leichte, verträumte Indie-Folk-Schiene steht Taylor besonders gut. Das Schöne an ihren Songs ist, dass die Fans nachforschen können, was sich dahinter verbirgt und sie meistens fündig werden, weil Taylor es liebt Hinweise zu sähen. Wer es liebt, sich mit tiefgreifenden Songs und Lyrics zu beschäftigen, der wird hier auf seine Kosten kommen, ebenso, wie die Leute, die einfach dem Corona-Sommer einen Soundtrack geben wollen. Ich empfehle euch das Album mit gutem Gewissen weiter. Taylor ist jetzt erwachsen, wie ich und ich liebe ihre Art Musik zu komponieren einfach immer noch genau so, wie damals bei "Tim McGraw".