Fünf Ochsen der japanischen Rasse Wagyu stecken ihre Köpfe durchs Gitter und futtern Grassilage. Matthias Müller hat die Futtertröge gerade gefüllt und verteilt obendrein noch Streicheleinheiten für seine Tiere, die erst seit ein paar Wochen in dem umgebauten Offenstall auf Tiefstroh stehen und sich sichtlich wohl fühlen.
Hof hat eine lange Tradition
Auf dem "Hahnschen" Hof in Erlau gab es schon immer Tiere und jahrzehntelang wurde Landwirtschaft betrieben. Herta und Helmut Müller, die Großeltern von Matthias Müller, waren früher in der LPG Frankenau tätig und versorgten auf dem Hof 38 Milchkühe bis 1990. Dann war erst einmal Schluss. In den Vierseithof wurde ständig investiert, verschiedene Gebäude wurden zu Wohnraum umgenutzt.
Landwirt lebt mit der Familie auf dem Hof
So wohnt nun Matthias Müller mit seiner Lebenspartnerin Diana Weiser, dem Töchterchen Amelie und Sohn Erik in einem. Gleich gegenüber schauen sie in den Stall auf die Rinder, die nun zur Familie dazu gehören. Von Freunden erfuhren sie vor einem Jahr von dieser besonderen Rasse und das Interesse war bei dem 43-Jährigen geweckt, der bislang als Qualitätsingenieur in der Industrie tätig war. "Ich habe mich umfassend über die Rasse und bei Züchtern informiert. Bei Steffen Schäfer in Vogelsberg haben wir uns die Wagyus angeschaut und uns für die Haltung der Tiere auf unserem Hof entschieden", erklärt Matthias Müller, der von dem einzigartigen Fleisch begeistert ist.
Im Sommer geht es auf die Weide
Die Rinder sind sehr sanft und verbringen den Sommer auf der Weide. Jetzt werden sie mit Heu, Silage und einer Getreidemischung gefüttert. Die fünf Wagyus sind zwischen zwei und dreieinhalb Jahren alt. In zirka 40 Monaten hat sich das Fleisch so entwickelt, das es als Premiumfleisch bezeichnet werden kann. In ein paar Monaten sollen sechs trächtige Mutterkühe zur Herde kommen. "Wir sind schon auf die Kälber gespannt. Aber es soll eine überschaubare Herde bleiben, Massentierhaltung wollen wir nicht", erklärt Diana Weiser, die als Fleischerstochter aufwuchs und jetzt als Vermögensberaterin arbeitet.
Viele Unterstützer gefunden
Ohne die Hilfe vieler Freunde, Familie, Bekannter und Unterstützer hätte die Fullblood Wagyu Sachsen GmbH nicht die Voraussetzungen für ihre Zucht stemmen können. Dafür sind sie sehr dankbar und hatten vor einer Woche zu ihrem ersten Hoffest geladen. "Es kamen um die 250 Leute. Wir waren überwältigt. Alle haben sich informiert und von unseren Burgern, Rostern und Steaks probiert. Der Geschmack und die Qualität haben überzeugt", stellt der Firmenchef fest, der jetzt als einziger sächsischer Züchter dem Wagyu-Verband angehört. Auch seine Eltern Wolfgang und Sigrid Müller freuen sich über den tierischen Zuzug auf dem Hof und stehen unterstützend und hilfreich zur Seite.
Weiteres Fest im Sommer geplant
Matthias Müller schaut optimistisch in die Zukunft, plant im Sommer ein weiteres Fest, einen Anbau für Stroh und Heu sowie Gerätschaften und einen kleinen Hofladen, gerne auch mit weiteren regionalen Produkten. Matthias Müller informiert bei Interesse auch telefonisch über die Wagyus unter 0172/9030476.
Mehr über die Japanische Rinderrasse
Das Wagyu stammt aus Japan und bedeutet übersetzt japanisches Rind. Es ist direkt mit dem berühmten Kobe-Rind verwandt und unterscheidet sich vom normalen Rind vor allem im Fett. Eine Handvoll Tiere wurden in den 80er Jahren ausgeführt und bildeten die Grundlage für die weltweite Zucht.
Reinrassige Wagyus dürfen als Fullblood Wagyus bezeichnet werden. Das Fleisch hat eine besonders mürbe Struktur und eine exzellente Marmorierung mit feinen Fettäderchen. Dieses Rindfleisch ist das am stärksten marmorierte Fleisch aller Rinderrassen und ist am teuersten. Das viele Fett macht das Fleisch unnachahmlich zart und ist außerdem ein wichtiger Geschmacksträger. Das Fett des Wagyu-Rinds ist gesund und besitzt einen sehr hohen Anteil an Omega-3-, Omega-6- und einfach ungesättigten Fettsäuren. Es ist besonders cholesterinarm und hat zahlreiche Nährstoffe.
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