Am 28. Juni gastiert die DDR-Kultband "Keimzeit" auf der Freilichtbühne im Burgstädter Wettinhain. Frontmann Norbert Leisegang hat "BLICK.de" im Interview verraten, was das Publikum erwartet.
"BLICK.de": Warum ausgerechnet Burgstädt? Ihr könntet größere Bühnen füllen.
Norbert Leisegang: Es ist unser Debüt in Burgstädt. In neue Gegenden zu kommen und neue Leute kennenzulernen, ist für mich ein Gewinn. Übrigens denkt die ganze Band so. Natürlich kennen wir größere Bühnen, aber wir spielen auch vor fünf oder zehn Leuten. Anders kann man als Künstler nicht an die Sache herangehen.
Neuer "Keimzeit"-Song handelt von altem DDR-Zug
"BLICK.de": Kennst Du die Stadt oder musstest Du erstmal schauen, wohin ihr demnächst fahrt?
Leisegang: Ich kenne Burgstädt als Zughalt auf der Bahnstrecke von Chemnitz nach Leipzig. Ich wusste also, wohin es geht. Auf den Zug kommen wir übrigens später noch zu sprechen.
"BLICK.de": "Keimzeit" gab es schon zu DDR-Zeiten. Da habt ihr aber eher zu den weniger bekannten Bands gezählt. Wie war das damals?
Leisegang: In der DDR sind wir durch die Dorfsäle getingelt. Wir hatten schon damals von der Ostsee bis ins Erzgebirge unsere treuen Fans. "Wenn ʼKeimzeitʼ spielt, gehen wir hin", haben die gesagt. Teilweise haben wir 120 Konzerte im Jahr gespielt, weit mehr als heute.
Durchbruch kam erst nach der Wende
"BLICK.de": Sprechen wir über die Zeit der Wende. Mit dem Album "Irrenhaus" kam der Erfolg. Kann man das als euren Durchbruch bezeichnen?
Leisegang: Erfolg liegt immer im Auge des Betrachters. Jede unserer Epochen hatte ihn auf ihre eigene Weise. Dreh- und Angelpunkt ist bei ,Keimzeitʻ nicht der Erfolg, sondern es sind gute Songs, die die Herzen der Zuhörer erreichen. Dann haben wir unser Ziel erreicht. "Irrenhaus" hatte ich schon zu DDR-Zeiten geschrieben. Ende der 1980er-Jahre konnten wir einige Lieder professionell aufnehmen, die dann im Radio gespielt wurden. Das hat unseren Bekanntheitsgrad natürlich gesteigert. Veröffentlicht haben wir das Album erst nach der Wende, weil wir mit den Verträgen, die uns Amiga anbot, nicht einverstanden waren.
"BLICK.de": Dann kamen neue Alben, unter anderem "Bunte Scherben" mit eurem größten Hit "Kling Klang". Wie war es, plötzlich als eine der populärsten DDR-Bands zu gelten?
Leisegang: Auch "Kling Klang" entstand schon zu DDR-Zeiten. Auf "Bunte Scherben" ist die Ur-Version enthalten, wie wir sie früher gespielt haben. Darum hat sich nur nie jemand gekümmert. Die spätere Popularität des Songs haben wir Ralf Böhme von "Jessica" zu verdanken. Er hat "Kling Klang" neu abgemischt. Der neue Sound ist sein Verdienst. Der Rest ist Geschichte. Unser Leben hat der Erfolg aber trotzdem nicht verändert. Viele bekannte DDR-Bands wie "City" oder die "Puhdys" hatten nach 1990 plötzlich nur noch wenige Auftritte. Sie hatten Privilegien, konnten in den Westen reisen und wurden als angepasste Ostbands wahrgenommen. Deshalb erschienen sie nicht mehr glaubwürdig. Das fiel auf und ging am Publikum nicht vorbei. Ganz anders bei uns. Für ein angefragtes Konzert bei Freunden in Frankfurt am Main haben wir von staatlicher Seite nicht mal ein Nein gehört. Die Anfrage rief nur sofort die Stasi auf den Plan. Später hat sich das Publikum auf seine Wurzeln besonnen und ist auch wieder zu den etablierten DDR-Bands gegangen.
Meet & Greet vor dem Konzert in Burgstädt
"BLICK.de": Die Burgstädter freuen sich auf "Irrenhaus" und "Kling Klang". Was wird beim Konzert noch zu hören sein?
Leisegang: Unsere aktuelle Tour "Von Singapur nach Feuerland" ist ein Querschnitt durch unser künstlerisches Schaffen. Wir haben alte und neue Lieder im Gepäck und natürlich auch die bekannten. Wir spielen auch zwei bisher unveröffentlichte Songs. Einer heißt "Bummelzug". Er handelt von einem DDR-Schnellzug, der heute restauriert und gemächlich durch die Lande fährt. Da haben wir den Bezug zum Burgstädter Bahnhof, an dem ja auch noch DDR-Züge halten.
"BLICK.de": Es wird vor dem Burgstädter Konzert ein Meet & Greet geben. Was plant ihr mit euren Fans?
Leisegang: Wir wollen mit den Leuten bei einem Gläschen Wein plaudern und sie hinter die Kulissen schauen lassen. Das ist auch für die Band interessant. In diesem kleinen Kreis erfahren wir, was sich die Menschen von uns wünschen.
Zur Person: Norbert Leisegang
Der Sänger wurde 1960 im brandenburgischen Bad Belzig geboren. Nach dem Abitur 1979 gründete er zusammen mit seinen Geschwistern Marion, Roland und Hartmut die Band "Jogger", die sich wenig später in "Keimzeit" umbenannte. Leisegang ist studierter Lehrer. Keimzeit tritt am 28. Juni, 21 Uhr auf der Freilichtbühne im Burgstädter Wettinhain auf. Karten gibt es im Vorverkauf bei Getränke-Jammer und im Sonnenstudio Sundream.