Freiberg/Region. Daten austauschen, Reserven dezentralisieren, Supermärkte ins Boot holen und einen gemeinsamen öffentlich-privaten Arbeitskreis einrichten: Ein Forschungsprojekt der Technischen Universitäten in Freiberg, Dresden und Karlsruhe sowie der Logistikberatung 4flow AG untersuchte, wie Behörden und Unternehmen in Krisenfällen effektiver zusammenarbeiten können, um die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sicherzustellen. Ihre Ergebnisse stellen die Forschenden nun als Leitfaden interessierten Behörden zur Verfügung.
Sichere und effiziente Logistik in Krisen
Stromausfall, Naturkatastrophe oder Pandemie: In einer akuten Krise kommt es bei der Versorgung der Bevölkerung mit Trinkwasser, Lebensmitteln und Medikamenten vor allem auf eine sichere und effiziente Logistik an. Das bisherige Konzept für die Ernährungsnotfallvorsorge stammt aus den 1960er Jahren und sieht zentrale staatlich verwaltete Lager für haltbare Grundnahrungsmittel vor. Eine Kooperation zwischen öffentlicher Hand und privaten Firmen ist darin bisher nicht vorgesehen.
Zusammenarbeit ist Schlüssel zu verbesserten Logistikketten
"Dabei könnte so eine Zusammenarbeit im Krisenfall der Schlüssel zu flexibleren und effektiveren Logistikketten sein", sagt Prof. Marcus Wiens von der TU Bergakademie Freiberg. "Teilen private Akteure, insbesondere Supermärkte, ihre tagesaktuellen Verkaufs- und Nachfrage-Statistiken mit den Behörden können diese schneller reagieren, Störungen frühzeitig erkennen und damit Bedarfe der Bevölkerung besser decken. Würde zur Verteilung der Lebensmittel außerdem das erprobte Lager- und Filialnetz genutzt werden, kämen die benötigten Güter näher an die Menschen", so der Professor für Innovations- und Risikomanagement.
Arbeitskreis aus öffentlichen und privaten Akteuren
"Über IT-Schnittstellen hätten Behörden im Notfall Zugang zu diesen Daten sowie zu privaten Supermarkt-Lagern." Zu den Ergebnissen gelangte das Team mithilfe der Spieltheorie, dem Ansatz der logistischen Optimierung, rechtswissenschaftlichen Analysen sowie Befragungen von interessierten Supermärkten und Behörden. Die Empfehlung der Forschenden: Ein ständiger Arbeitskreis aus öffentlichen und privaten Akteuren, in dem sie regelmäßig Know-how und Erfahrungen mit neuen Risikolagen austauschen und für die Weiterentwicklung der Ernährungsnotfallvorsorge nutzen.Die Ergebnisse stellt das Team nun Politik, Wirtschaft und Verwaltung in einem Leitfaden zur Verfügung.
erschienen am 08.11.2022