Eismann blockiert Autobahn A4 mit Bobbycar-Traktor

Streik Symbol des Bauernprotests und Kritiker staatlicher Maßnahmen

Mittelsachsen. 

Am sehr zeitigen Montagmorgen rollte Daniel Ivandic, Besitzer der Eismanufaktur Kolibri in Flöha, symbolisch mit einem Bobbycar-Traktor an. Bei Minus 7 Grad setzte er sich ein, um den Bauernprotest zu unterstützen. Im Interview mit BLICK.de erläuterte er seine Beweggründe für diesen ungewöhnlichen Protest. 

Warum steht ein Eismann für den Bauernprotest um 4 Uhr auf?

Daniel Ivandic sieht die Landwirte als eine Berufsgruppe mit bedeutendem Einfluss, wie das Beispiel im Ahrtal gezeigt habe. Die Macht der Landwirte definiert er nicht nur durch ihre Arbeitskraft, sondern auch durch ihre Intelligenz und die Fähigkeit, Dinge zu bewirken, die die Politik nicht erreicht. Für ihn steht fest: Was sie tun, kann grundsätzlich nicht falsch sein.

Staatsschulden: Unverständnis über die Lastenverteilung

Der selbstständige Eismann äußerte auch seinen Unmut über die Verschuldung des Staates und die ungleiche Lastenverteilung. "Ich bin weder links, noch rechts, noch hab ich irgendwas gegen Ausländer - das ist mir alles egal und das ist auch nicht meine Baustelle. Er betonte, dass die Regierung nicht einfach Fehler machen könne und dann die Bürger zur Kasse bitten sollte. Als Beispiel aus seinem eigenen Geschäftsbereich erklärte er, dass er persönlich für die Fehler der Regierung nicht aufkommen könne, genauso wenig wie der kleine Bürger: "Wenn ich mir zum Eis zubereiten Zubehör für 1000 Euro bestelle und aber nur 600 Euro habe, dann muss auch ich meine Privatschatulle aufmachen, und nicht andere damit belasten." 

Belastungen der Bürger

In Bezug auf die steigenden Kosten im privaten Bereich, wie die Erhöhung der Autoversicherung, unerklärliche Nachzahlungen für Miete und Wasser, machte Daniel Ivandic klar, dass er nicht bereit sei, für Entscheidungen, die außerhalb seines Einflussbereichs liegen, finanziell zu bluten. Ein weiterer Punkt seien die Strompreise, die sich verdreifacht hätten.

Daniel Ivandic sagt: "Ich habe weder Putin geärgert, noch kann ich was für den Ukrainekrieg, aber ich werde dafür zur Kasse gebeten. Meine Nebenkostennachzahlung (Heizkosten) betragen 1.500 Euro, wobei der Verbrauch bei mir jedoch um 27 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückging. Der Grund dafür ist der gestiegene Gas- und Strompreis. Welche Hausaufgabe habe ich -und die Bürger Deutschlands- nicht erledigt, dass der Bezug vom beidem teilweise das 4-fache beträgt."

Die Autobahngebühr

Der Eismann greift ein weiteres Thema auf: Wenn ich nach Italien zur Eismesse reise, fallen dabei 100 Euro Autobahngebühren an. Die geplante Einführung einer Maut für ausländische Fahrer wurde mit der Begründung, dass sie nicht mit dem EU-Recht vereinbar sei, verworfen. Vielleicht sollte man mit den Kollegen aus Italien, Polen und Griechenland sprechen, denn dort existiert bereits eine Straßenmaut."

Kritik an Auslandsspenden

Kritisch äußerte sich der Eismann auch zu den Auslandsspenden und der vermeintlichen Vernachlässigung Deutschlands. Er hinterfragte die Sinnhaftigkeit von Geldsendungen ins Ausland und betonte, dass er nichts gegen Hilfe für Bedürftige habe, solange es transparent und effektiv geschieht. 

Daniel Ivandic macht deutlich: "Das Geld, was Deutschland angeblich für andere Länder investiert, verschwindet doch sowieso nur in irgendeinen Sumpf." Deutschland investiert 350 Millionen Euro in Radwege und Infrastruktur in Peru. Von wem kommt der Auftrag, dass wir das machen (müssen)? 

Undurchsichtigen Gesetze und Vorschriften im Arbeitsalltag

Ein weiterer Kritikpunkt waren die undurchsichtigen Gesetze und Vorschriften in verschiedenen Branchen. Der Eismann bemängelt den ständigen Wandel und die Komplexität der Regelungen, die es für Unternehmer schwer machen, den Überblick zu behalten. Unabhängig von der Branche, in die man blickt, gebe es überall Probleme. Dies sei auch nicht überraschend.

Daniel Ivandic sagt: "Überspitzt dargestellt, sieht es doch so aus: Montags gibt es das neue Gesetz, Dienstag die Heizverordnung, Mittwoch dann die Gasbremse, die donnerstags wieder verkehrt ist, freitags darf man die Heizung nicht mehr einbauen und samstags nur noch den und nicht mehr den anderen Kamin. Da blickt keiner mehr durch. Und damit ist doch klar, dass man sich ständig im Kreis dreht oder gar komplett gegen die Wand fährt."

Abgabe-Schwindel

Als konkretes Beispiel für den als "Schwindel" bezeichneten Umgang der Regierung mit Abgabenlast führte Daniel Ivandic die Einführung einer 'Abgabe für Einwegplastik gegen Müllberge' an. Deren Gebühr soll den Gemeinden und Städten zugute kommen. Er enthüllte, dass die Preise bereits Monate im Voraus festgelegt wurden und dass die angebliche Entscheidung während der Pressekonferenz bereits bekannt war.

Der Flöhaer sagt: "Zwischen Weihnachten und Neujahr habe ich die Pressekonferenz verfolgt. Und das, was dort angeblich entschieden wurde, sei schon vor Monaten bekannt gewesen. Denn schon vor Wochen erhielt ich eine E-Mail mit bereits festgelegten Preisen - auf den Cent genau. Schon damals war klar, dass zum Beispiel 1000 Kaffeebecher sieben Euro mehr kosten würden."

Der Mann unter dem Eisanzug

In Mittelsachsen ist Daniel Ivandic nicht nur irgendein Eismann. Er ist bekannt für seine außergewöhnlichen Aktionen, die scheinbar Unmögliches möglich machen. An seinem Geburtstag im Dezember sorgte er dafür, dass die Pressnitztalbahn in Niederwiesa und Flöha Halt machte. Die Menschen schätzen sein großes Herz und seine Nächstenliebe. Ein beeindruckendes Beispiel ist seine Unterstützung einer Freundin, bei der er ihren letzten Willen erfüllte, indem er durch den Verkauf von Kuchen Spenden für ihre eigene Beisetzung sammelte. In seiner Familie kämpft sein zweijähriger Neffe gegen Leukämie, und Ivandic setzt sich engagiert für die Behandlung ein. Er verteilte Luftballons und öffnete seine Manufaktur, um Geldspenden zu sammeln. 

Update um 8:10 Uhr: Herzlicher Einsatz: Eismann ermöglicht krebskrankem Mädchen schnellen Zugang zur A4. Der Eismann warb gegen 5:30 Uhr per Whats-App damit, dass er am Einlass zur Auffahrt nach Dresden stehe. Wer dringend auf die Autobahn müsse, solle sich bei ihm melden. Kurz darauf schrieb ihn die Mutter eines schwerkranken Mädchens namens Michele an. Das Kind müsse aktuell jeden Tag nach Dresden zur Krebsbestrahlung. Sie fragte, ob der Eismann ihr helfen könne auf die A4 zu kommen. "Das war alles problemlos innerhalb kürzester Zeit geregelt", sagt Daniel Ivandic. "Die Mutter war beim Auffahren auf die A4 den Tränen nah."

Update 13 Uhr

Sachsens Landwirte stellen Protestaktion frühzeitig ein

Ein überwältigendes Verständnis. Am Mittag kündigten die Verbände Land schafft Verbindung Sachsen, Sächsischer Landesbauernverband sowie Familienbetriebe Land und Forst Sachsen und Thüringen an, die Proteste an den Autobahnauffahrten bereits um 15 Uhr zu beenden - zwei Stunden früher als ursprünglich geplant. In einer Pressemitteilung betonen sie, dass das Verständnis für die Proteste am heutigen Tag überwältigend war.

Reibungsloser Ablauf an 95 Standorten mit 10.000 Fahrzeugen

An keinem der 95 Standorte mit über 10.000 Traktoren, Lastern und Transportern gab es während der Protestaktion irgendwelche Probleme. Die reibungslose Durchführung wird als Erfolg verbucht.

Dank an Sachsens Bevölkerung: Feierabendverkehr bleibt unbeeinträchtigt

Als Dank an die Bevölkerung Sachsens kündigen die Verbände an, den Feierabendverkehr nicht weiter einzuschränken. Dies erfolgt als Anerkennung für das Verständnis und die Unterstützung der Bevölkerung während der Proteste.



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