Wie eine Erzgebirgerin und ihr blindes Pferd das Unmögliche möglich machen

HAUSTIERLIEBE Wallach Magnum hat ein besonderes Schicksal

Brünlos. 

Es ist eine ganz besondere Geschichte, die Steffi Lorenz aus Brünlos und ihr Pferd Magnum verbindet. Die 53-Jährige, die schon ihr ganzes Leben lang im Sattel sitzt, begegnete dem damals siebenjährigen Wallach eines Tages im Frühling 2021, als sie selbst eine schwere private Zeit durchlebte.

"Es war, als hätte er mich ausgesucht."

Zum damaligen Zeitpunkt stand Steffi ohnehin ohne Pferd da, da ihre Reitbeteiligung weggefallen war. Sie besuchte den Hof einer Freundin und sollte eigentlich ein bestimmtes Pferd von der Weide holen, als sie bemerkte, dass ihr jemand auf den Fersen war. "Da gehe ich raus auf die Wiese und da läuft mir einfach ein anderes Pferd die ganze Zeit hinterher. Es war, als hätte er mich ausgesucht." Das war Magnum, ein Aegidienberger. Was Steffi dann erfuhr: Magnum ist blind. Er hatte in der Vergangenheit eine periodische Augenentzündung, die meistens über Leptospiren-Bakterien von Ratten oder Mäusen übertragen wird und zur Erblindung führen kann, wie in Magnums Fall. Heute sieht er wahrscheinlich nur noch Hell und Dunkel und sonst nichts. "Er rennt einen manchmal um und findet auch sein Futter nicht, wenn man es ihm nicht direkt vor die Nase hält", erzählt Steffi.

Wie kann man ein blindes Pferd reittauglich machen?

Der blinde Magnum hatte es ihr angetan. Und so ging sie häufiger mit ihm spazieren und baute eine Beziehung zu dem Tier auf. Magnum kam gerade in einer schweren Zeit ins Leben der Lehrerin, als wäre es vorherbestimmt gewesen. Steffi bemerkte, dass Magnum sich sogar reiten ließ. Er war damals noch nicht eingeritten, aber das Potential war da. Doch wie sollte das gehen, ein blindes Pferd reittauglich machen? Steffi traf eine Entscheidung: "Ich habe ihn gekauft", und die beiden begannen mit dem Training. "Es war schon ein Risiko ein Pferd zu kaufen, das blind ist, aber er macht seine Sache super. Ich kann mein Glück gar nicht fassen."

Ein fast normales Reiter-Duo

Durch die spezielle Rasse, die eine Kreuzung aus Isländer und Paso Peruano ist, kann Magnum eine Gangart mehr als das typische Pferd: Schritt, Trapp, Galopp und den isländischen Tölt. "Dadurch, dass er töltet, nimmt er seine Hufe sowieso viel höher und hat eine geringere Stolpergefahr." Steffi erzählt im BLICK.de-Interview, dass sie ihn beim Reiten Zügelhilfe gibt und an verschiedene Begriffe wie "Pfütze", "Berg auf" oder "Berg runter" gewöhnt hat. Auch spezielle Berührungen helfen, sodass er weiß, was zu tun ist. "Ich bin seine Augen, er vertraut mir. Wenn ich ‚Aufpassen‘ sage, dann hebt er seine Beine." So gelingt es den beiden, fast wie ein normales Reiter-Duo, durchs Erzgebirge zu reiten. Magnum macht alles mit und Steffi kann sogar mit ihm galoppieren und über Baumstämme gehen. 

Durch dick und dünn

Durch die Blindheit seien seine anderen Sinne viel stärker ausgeprägt, sodass er auf der Koppel viel eher etwas wittere als die anderen Pferde, erklärt die 53-Jährige. Und unterbuttern von den Artgenossen lässt sich Magnum auch nicht. "Er ist sehr willensstark und kein Anfängerpferd." Es scheint, als hätten sich die beiden wie durch Schicksalshand gefunden, um sich gegenseitig Halt zu geben. "Wenn es mir nicht gut geht, muss ich nur auf den Pferderücken steigen", schwärmt die Mutter zweier Töchter. Und das macht sie mehrfach wöchentlich. Eine Geschichte, die zeigt, wie Vertrauen Mensch und Tier zueinander bringen kann.



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