Grünhainichen. In den normalen Alltag überzugehen, dürfte vielen Menschen in Grünhainichen und seinen Ortsteilen nicht leicht fallen. Hinter ihnen liegt ein außergewöhnliches Heimatfest, das erstmals zusammen mit Waldkirchen und Borstendorf gefeiert wurde. "Unsere Erwartungen wurden sogar noch übertroffen", sagt Bürgermeister Robert Arnold angesichts der Menschenmassen, die sich zum Abschluss beim stehenden Festumzug tummelten. Bei diesem krönenden Abschluss waren verteilt über alle drei Ortsteile zahlreiche Stationen vorbereitet worden, die Traditionen und Unternehmen von einst wieder lebendig werden ließen.
Großes Modell veranschaulicht die Historie
Während in Waldkirchen Tausende Besucher die Dorfstraße entlang schlenderten, um unter anderem das Hoffest auf einem alten Bauernhof zu besuchen oder in einer alten Korbmacherei vorbeizuschauen, drehte sich in Grünhainichen vieles um Volkskunst und Spielzeug. Borstendorf ist vor allem wegen seiner Schach-Tradition bekannt. Doch der stehende Festumzug hatte eine Station parat, die sogar die Einheimischen zum Staunen brachte. Denn bei dem, was da mitten im Dorf vor Anker gegangen war, handelte es sich um ein zehn Meter langes Luftschiff. Es erinnerte an den Georg Baumgarten - den "Fliegenden Oberförster von Grüna", der seine Wurzeln zur Überraschung vieler auch in Borstendorf hatte.
Heimatverein macht sich für vergessenen Helden stark
"Hier hat er angefangen zu arbeiten. Und hier hat er 1866 auch die Tochter des Oberförsters geheiratet", sagt Jens Bernhardt über den Luftfahrt-Pionier, der schon lange vor Graf Zeppelin ein lenkbares Luftschiff entwickelte und auch baute. Obwohl Baumgarten selbst Oberförster war und seine Heimat in Grüna fand, waren Luftschiffe seine große Leidenschaft. "Vor allem durch seine Patente zur Steuerung hat er viel zur Entwicklung beigetragen", erklärt Bernhardt. Allerdings gab es zu jener Zeit noch keinen Motor, sodass viele Versuche scheiterten und der psychisch angeschlagene Baumgarten 1883 letztlich in die Landes-Irrenanstalt Colditz eingewiesen worden sei. Sein Wirken sei vielen unbekannt, was Bernhardt und seine Mitstreiter ändern wollen. Deshalb kam der Vorsitzende des Grünaer Heimatvereins auch nach Borstendorf, wo der "Fliegende Oberförster" auch verwurzelt war.
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