Marienberg-Kühnhaide. Das zweite Mal wird nach 2020 auch dieses Jahr kurz vor Silvester gähnende Leere in Andreas Voigts Werksverkauf herrschen. Der Grund: Die aktuellen Bestimmungen verbieten den Verkauf.
Zünden auf eigenem Grundstück gestattet
Dass das Verkaufsverbot landläufig als "Böllerverbot" genannt wird, bringt den Erzgebirger schon fast in Rage. Schließlich dürfen auf dem eigenen Grundstück Feuerwerkskörper gezündet werden. Nur der Verkauf ist nicht gestattet, zumindest diesseits der sächsisch-böhmischen Grenze.
Politik muss Lösung finden
Für die "Blackboxx Fireworks" tun sich mittlerweile Liquiditätsengpässe auf. "Wunder ist das keins, denn uns wird ja nun schon zum zweiten Mal untersagt, unser Warenlager umzuschlagen. Die Betriebskosten und andere Verbindlichkeiten laufen aber weiter", so der Geschäftsführer Andreas Voigt. So sei etwa auch das Feuerwerk vorfinanziert. "Dafür muss die Politik eine Lösung finden", fordert der Unternehmer. Der immer wieder geäußerte Verweis auf die bestehenden Wirtschaftshilfen bringe das Unternehmen überhaupt nicht weiter und sei nach seiner Meinung völlig am Thema vorbei gegriffen.
Hoffnung stirbt zuletzt
Zehn Mitarbeitern sichern die Erzgebirger Lohn und Brot. Die Ware bleibt derweil ein weiteres Jahr stehen. Die Hoffnung, dass im nächsten Dezember alles anders wird, sterbe in Kühnhaide zuletzt. Bis dahin sei auch die mentale Belastung unter den zehn Mitarbeitern sehr groß. "Schließlich müssen wir damit rechnen, dass man das, was man zweimal getan hat, auch ein drittes Mal tut", gibt sich Andreas Voigt ein wenig skeptisch.
Entlastung des Gesundheitssystems durch Verbot?
Da es so nicht weiter gehen könne, suche er nun den Dialog mit der Politik. "Wir brauchen Lösungen, die sowohl für die Wirtschaft und unsere Branche sinnvoll sind und ebenso von der Bevölkerung verstanden werden", bringt er sein Ansinnen auf den Punkt. Beginnen müsse die Politik schon damit, die Verbote wenigstens infrage zu stellen. "Man will damit das Gesundheitssystem entlasten, indem man Unfälle mit Feuerwerkskörper vermeidet. Das findet ja gar nicht statt", weiß der 49-Jährige aus Erfahrung. Das Abbrennen sei ja weiterhin erlaubt und die Grenze nach Tschechien nur 500 Meter entfernt. Dort gäbe es alles, was das "Pyroherz" begehre.
Sichere Unterbringung immer schwieriger
Den Druck aus der Branche nehmen würde seiner Meinung nach ein geplanter Freedom-Day mit Feuerwerk. "So könnte man Silvester nachholen", so Andreas Voigt. Was ebenfalls nicht zu unterschätzen sei, sind fehlende Kapazitäten im Bereich der Gefahrgutlager. Das mache es der Branche immer schwerer, Feuerwerk entsprechend sicher unterzubringen. Feuerwerk wird zu 95 Prozent in China produziert. Fallen die Bestellungen aus Deutschland weg, werden diese Kapazitäten auch zukünftig anderweitig vergeben. "Es wird dann schwer, für uns wieder reinzukommen", ist sich der Unternehmer sicher.
Sichtweisen der Unternehmer in Politik vertreten
Auch über die angemessene Kompensierung des entstandenen Schadens müsse gesprochen werden. All das habe die Politik gar nicht auf dem Schirm. Deshalb müssten konstruktive Gespräche geführt werden, um den Niedergang einer ganzen Branche zu verhindern. Andreas Voigt arbeitet ehrenamtlich als Regionalkreisvorsitzender des Verbandes der Familienunternehmer. Auch darüber wird versucht, der Politik Sichtweisen der Unternehmer mit an die Hand zu geben.
Rechtzeitige Bekanntgabe von Einschränkungen
Innerhalb des Verbandes entstand die Forderung, dass es für den Fall eines unbedingt erforderlichen Lockdowns wenigstens einen geplanten Lockdown geben solle. "Man sollte rechtzeitig bekannt geben, wann dieser stattfinden soll, idealerweise vor Weihnachten, damit wir irgendwann wieder einmal ein normales Weihnachtsfest erleben können", erklärt Andreas Voigt. So könnten Wirtschaft und Handel für Weihnachten aktiv werden. Das sei auch für alle Familien von entscheidender Wichtigkeit.
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