Zschorlau. Mit Steve Baker feierte gestern ein ehemaliger Motorrad-Weltmeister seinen 70. Geburtstag, den nur eingefleischte ostdeutsche Rennfans in seiner aktiven Zeit im damals tschechoslowakischen Brno live und in Aktion gesehen haben. Den Jüngeren ist er aber auch ein Begriff, und zwar als Ehrengast bei den Klassik-Veranstaltungen Zschorlauer Dreieckrennen 2012 und/oder ADAC Sachsenring Classic 2017.
Die Sache mit der 750-ccm-Weltmeisterschaft
1977 wurde der Brillenträger aus den USA erster von nur deren drei Gesamtsiegern der 750-ccm-WM, an der sich die Geister scheiden. Fakt ist, dass die Formel 750 in den Jahren 1977, 1978 und 1979 den offiziellen FIM-Weltmeisterschaftsstatus hatte und in dieser vornehmlich Grand-Prix-Piloten an den Start gingen. Allen voran sogar Giacomo Agostini. Allerdings liefen die auch vom Austragungsmodus gänzlich anderen Rennen nicht zusammen mit den Grand Prix, sondern bei Einzelevents bzw. an andere Veranstaltungen angehangen.
Hinzu kommt, dass es schließlich pro Jahr nur einen Grand Prix von und in einem Land für (Straßen-)Motorräder gibt und diese beinhalten in der Regel mehrere Klassen. Eine Ausnahme war die MotoGP im ersten Corona-Jahr 2020 in Katar. Alle anderen sind Grand Prix von irgendwas.
Ebenso muss man darauf verweisen, dass die FIM die Formel-750-Weltmeisterschaft ebenso wenig mit den Grand-Prix-Statistiken vermischt wie die Superbike-WM. Die Formel 750 trug ebenfalls zwei Rennen pro Veranstaltung mit jedoch nur einem Gesamtsieger. Wie dem auch sei, Steve Baker war 1977 der erste 750er-Weltmeister, soviel muss man ihm zugestehen. Ebenso wurde Phil Read 1977 erster TT-Formel-1-Weltmeister und freut sich demzufolge über acht WM-Titel - sieben im Grand Prix und den einen in der "Sonderklasse".
Europa-Pionier der US-Rennfahrer
Geboren wurde Steve Baker am 5. September 1952 in Bellingham im US-Bundesstaat Washington.
1967 begann er seine Rennfahrerkarriere und zehn Jahre später war er als Weltmeister der monströsen 750er-Geschosse auf dem Motorsport-Olymp angelangt.
1977 fuhr Steve Baker bei zehn von elf dieser Rennen aufs Podest, gewann davon deren fünf und somit letztendlich die Weltmeisterschaft. Ebenso verbrieft sind seine sechs Podestplätze und damit einhergehend sein Vize-WM-Titel im gleichen Jahr in der Halbliterklasse.
Nach Pat Hennen war der dreimalige kanadische Champion und Daytona-200-Sieger (ebenfalls 1977) Steve Baker der zweite US-Boy, der im "Continental Circus" Fuß fassen konnte und der erste US-amerikanische Motorrad-Weltmeister. Als solcher wird Kenny Roberts oft genannt, doch gewann der erst 1978 seinen ersten von drei WM-Titeln, dafür aber in der Halbliterkategorie. Im gleichen Jahr hatte Steve Baker in Mopsport einen schlimmen Unfall mit zahlreichen Brüchen, woraufhin er seine Karriere beenden musste.
Der 1973 in Großbritannien ins Leben gerufenen Formula 750 wurde 1977 offiziell der WM-Status verliehen, und zwei Jahre später wurde diese Klasse bereits wieder eingestellt. Steve Bakers Nachfolger wurden 1978 der Venezolaner Johnny Cecotto und 1979 der ein Jahr später in Silverstone tödlich verunglückte Franzose Patrick Pons.
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