Olbernhau. Das Dach des Petersdoms in Rom wurde damit ebenso gedeckt wie die Dresdner Frauenkirche. Auch auf für den Bau der Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia und des Berliner Reichstagsgebäudes wurde es verwendet: Grünthaler Dachkupfer. Auf mehr als 400 Bauwerken weltweit war beziehungsweise ist dieses Material zu bestaunen, von dem zwischen 1537 und 1853 in der Saigerhütte Grünthal in Olbernhau rund 12.000 Tonnen entstanden. "Dabei war das nur das Nebenprodukt", erklärt Uwe Dewes, denn eigentlich sei es um die dabei gewonnenen 600 Tonnen Silber gegangen. Beides entstand durch das sogenannte Saigern, dessen Tradition nach langer Pause nun wiederbelebt wird.
Bergmannstag war der Anlass
Zusammen mit 26 weiteren ehrenamtlichen Mitgliedern gehört Uwe Dewes der Saigerhütten-Knappschaft Olbernhau-Grünthal an, die sich schon immer der Historie verschrieben hat. Neuerdings kann sie diese durch einen Saigerherd lebendig werden lassen, der im vergangenen Jahr anlässlich des 6. Sächsischen Bergmanns-, Hütten- und Kappentages in Olbernhau nachgebaut wurde. Der historischen Originalen nachempfundene Ofen wurde von der Saxonia Edelmetalle GmbH gefertigt und nun der Knappschaft überlassen, um auch künftig zu "saigern wie vor 400 Jahren".
Aus Frischestücken wird Silber, Kupfer und Blei
"Ein- bis zweimal pro Jahr wollen wir diese Aktion durchführen", erklärt René Maier. Der 53-jährige Olbernhauer ist der Vorsitzende der Saigerhütten-Knappschaft und sieht in dem Saigerherd "ein großes Aushängeschild". Für die Montanregion sei es wichtig, dass diese Tradition erhalten bleibe. Und so werfen nun Uwe Dewes und weitere Mitglieder, die zuvor eine fachmännische Einweisung erhielten, den Ofen wieder an. Am vergangenen Wochenende war es erstmals soweit. "Natürlich nicht mit Holzkohle wie früher, sondern mit Gas", sagt Dewes schmunzelnd. Doch ansonsten lief alles wie im Mittelalter ab. Oben wurden die sogenannten Frischestücke - Silberhaltiges Schwarzkuper unter der Zugabe von Blei - mit großen Zangen in die Hitze befördert. Unten tropfte die schillernde Flüssigkeit ab, aus der Silber gewonnen wurde. Während das direkt zum König ging, landete das oben im Ofen zurückbleibende Kupfer, das erst bei 1083 Grad Celsius schmelzen würde, unter anderem auf den Dächern vieler bekannter Bauwerke.
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