Zwönitz. Niedrige Entgelte sind in vielen Betrieben Realität. Sachsen braucht Tariflöhne statt Mindestlöhne, sagt die IG Metall Zwickau. Seitens der Siemens Energy in Zwönitz verweigert man einen Tarifvertrag.
Aufforderung zu Tarifverhandlungen bereits vor drei Monaten
Vor über drei Monaten hat die IG Metall die Geschäftsführung zu Tarifverhandlungen aufgefordert, doch passiert ist seitdem wenig. Es gab einen Sondierungstermin am 28. Juli und ein Treffen am 6. Oktober, doch auch das blieb ohne Ergebnis. Die Geschäftsführung ist nicht bereit, Tarifverhandlungen mit der IG Metall aufzunehmen. Daraus resultierend hat es heute im Rahmen der Aktionswoche zur laufenden Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie Protest gegeben - in der Mittagspause haben sich die Mitarbeiter vorm Werktor versammelt.
Alle anderen Produktionsstandorten haben deutlich besseres Entgelt-Niveau
Florian Hartmann, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall Zwickau betreut den Betrieb und ist Ansprechpartner seitens der IG Metall: "Wir müssen uns vor Augen führen, dass wir es mit einem Konzern-Standort von Siemens Energy zu tun haben. An allen anderen Produktionsstandorten gelten Tarifverträge mit einem deutlich besseren Entgelt-Niveau. Wenn wir uns in Zwönitz die Entgelt-Situation anschauen, liegen wir mit dem Einstiegslohn gerade einmal 12 Cent über dem Mindestlohn. Wenn mir Mitarbeiter berichten, was sie nach mehrjähriger Tätigkeit bei qualifizierter Facharbeit verdienen, dann stellt sich da schon die Frage, ob das noch existenzsichernd ist in den heutigen Zeiten und ob das angemessen ist für einen Konzern, wie Siemens Energy. Ist es gerechtfertigt, dass dieser Standort diese Entgelt-Bedingungen hat? Dazu sagen wir klar nein."
Man wolle verhandeln, um Lösungen zu finden. "Wir haben gefordert, dass das Entgelt-Niveau der sächsischen Fläche gelten soll. Wohl wissend, dass wir hier einen so großen Abstand haben, dass man über Schritte reden muss", sagt Hartmann: "Derzeit ist die Position des Unternehmens so, dass sie nicht mit uns sprechen wollen. Von daher gibt es auch keinen weiteren Verhandlungstermin."
Mit Aktion sollte Zeichen gesetzt werden
Mit der Aktion heute habe man ein Zeichen setzen wollen, dass die Belegschaft geschlossen hinter der Forderung steht. Zur Stunde läuft eine Betriebsversammlung, wo ein Vertreter vom Siemens-Management angereist ist. "Wir erwarten Antworten und fordern noch einmal, dass Siemens Energy sich zu Verhandlungen bekennt und wir diesen Monat in die Verhandlungen einsteigen", so Hartmann. Aktuell sind nach seinen Aussagen rund 50 Mitarbeiter am Standort Zwönitz beschäftigt - früher waren es knapp 100. Hartmann kennt sich Situation: "Es gibt eine hohe Personal-Fluktuation, die den Standort aus meiner Sicht gefährdet. Weil die Weggänge ein Niveau erreicht haben, wo jeder Weggang schmerzt und sich irgendwann die Frage stellt, ob man noch normal produktionsfähig ist."
Die Weggänge seien nicht damit zu erklären, dass die Mitarbeiter unzufrieden sind mit den Tätigkeiten und den Arbeitsbedingungen, sondern weil sich für viele einfach eine Notwenigkeit ergibt, sich einen anderen Job zu suchen hinsichtlich des Entgelt-Niveaus vor dem Hintergrund steigender Lebenshaltung- und Energiekosten. Am Lohnniveau müsse sich etwas ändern, so Hartmann: "Das kommt den Kollegen zugute und auch dem Standort, weil die Fachkräftesituation ist angespannt."
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