Am Donnerstagabend fand ab 18 Uhr die Stadtratssitzung der Stadt Annaberg-Buchholz im Neuen Ratssaal des Annabergers Rathauses statt. Verschiedene Themen, wie die Ehrungen des "Seniorenpreises 2024", der Jahresabschluss 2023 der Stadtwerke, die Festsetzung der Elternbeiträge 2025, die Hebesatzsatzung der Grundsteuern sowie Gewerbesteuern und die ESF-Projekte "Fabiana", "Jungsprojekt" und "Mobile Hilfe Bur" standen auf der Tagesordnung. Doch ein Thema beschäftigt ganz Sachsen bereits seit mehreren Wochen: der Vermisstenfall des 34-jährigen Oliver.
Rückblick
Seit Anfang Oktober wird im Erzgebirge nach dem 34-jährigen Oliver K. gesucht, der vermutlich in einem alten Bergwerksstollen bei Annaberg-Buchholz verschwand. Der passionierte Schatzsucher ließ sein Fahrrad und seinen Rucksack vor dem Stollen zurück. Trotz Suchaktionen, bei denen auch Spezialgeräte und Leichenspürhunde zum Einsatz kamen, gibt es bisher keine Spur von ihm. Die Behörden befürchten, dass er im Stollen verschüttet wurde, bislang fehlen Lebenszeichen oder Hinweise auf seinen Verbleib.
Vermisstenfall wird beleuchtet
Pünktlich um 18 Uhr startete die Stadtratssitzung. Vertreter der Bergbau- und Höhenrettung sind vor Ort. Bei der Begrüßung des Bürgermeisters wurde am Anfang der Konferenz bekanntgegeben, dass in der Sitzung ebenfalls Informationen zum Vermisstenfall in Frohnau behandelt werden, ohne jedoch einen Tagesordnungspunkt hinzuzufügen.
Einschätzung und Information durch Paul Reuter
Gegen 18.24 Uhr wurde durch Paul Reuter, Leiter des Höhen- und Rettungszugs, der Bergbau- und Höhenrettungszug vorgestellt. Er unterrichtete den Stadtrat, im Zuge der Suche nach dem vermissten Mann, zudem umfänglich über die bisher getroffenen Maßnahmen. Unter anderem sprach er über die Situation vor Ort, der Alarmierung und Anforderung, über die vermisste Person und erste getroffene Entschlüsse. Weiterhin gab er einen Überblick über die bisherigen Erkundungen und Suchen unter Tage, wobei er auf den Ausbau des Grubenbaus eingeht. Auch wurde die Auswertung des Seismografen präsentiert, ob es Explosionen oder einen Verbruch gegeben hat, jedoch konnten keinerlei Hinweise festgestellt werden.
Hoffnungsloses Ende
Entgegen der Aussagen der Polizei vom 13. Oktober erklärte der Bürgermeister der Stadt Annaberg-Buchholz Rolf Schmidt in der Stadtratssitzung, dass beide Leichenspürhunde eindeutig angeschlagen haben. Zudem wird ausgeschlossen, dass sich der Vermisste woanders aufhält. Wie Schmidt hinzufügt, gehe man davon aus, dass der 34-Jährige tot sei. "Man ist der Auffassung, dass es nicht möglich ist, den Bürger zu bergen.", so Rolf Schmidt. Nun müsse entschieden werden, auch in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt, ob der Stollen das Grab des 34-jährigen Vermissten werden kann. Durch die Stadtratssitzung wurde bekannt, dass die Kosten der Bergung 380.000 bis 400.000 Euro betragen. Abschließend bedankte sich Bürgermeister Rolf Schmidt für die Arbeit der Feuerwehr und bei Paul Reuter.
Update der Polizei am 24. Oktober um 20.07 Uhr
Am Dienstag, dem 22. Oktober, fand eine Besprechung zur aktuellen Lage der Vermisstensuche auf dem Baugelände Frohnau statt. Anwesend waren Vertreter der Kriminalpolizei, des Polizeireviers, des Oberbergamtes sowie der Stadt Annaberg-Buchholz. Im Rahmen dieser Besprechung stellte die Kriminalpolizei ihren schriftlichen Bericht über die bisherigen Ermittlungen vor.
Ermittlungsergebnisse und Suchmaßnahmen
Die Kriminalpolizei konnte aufgrund der vorhandenen Indizien, Zeugenaussagen sowie der Sichtung eigener Videoaufnahmen des Vermissten, der wiederholt illegale Befahrungen im Altbergbaugebiet von Frohnau dokumentiert hatte, feststellen, dass keinerlei Anhaltspunkte für einen anderen Aufenthaltsort, als im Stollensystem, vorliegen. Ebenso liegen keinerlei Hinweise vor, die ein strafbares Handeln Dritter darstellen oder auf einen Suizid hindeuten.
Am 9. und 10. Oktober erfolgten umfangreiche Suchaktionen im bekannten Altbergbaugebiet im Bereich der Sehmatalstraße im Ortsteil Frohnau. Dabei wurde insbesondere der Kippenhainer Stolln in Frohnau sowie allen anderen als Aufenthaltsort des Vermissten in Betracht zu ziehenden im unmittelbaren oder mittelbaren örtlichen Bereich zugänglichen Altbergbau- und Wismut-Hinterlassenschaften abgesucht. Im Ergebnis konnte ausgeschlossen werden, dass sich der Vermisste an einem anderen Ort als dem festgestellten Verbruchbereich eines früheren Schachtes zum Kippenhainer Stolln aufhält. Bereits am 9. Oktober konnten keine Lebenszeichen des Vermissten in diesem Bereich festgestellt werden. Eine Überprüfung des gesamten Bereichs durch Flächensuchhunde und eine Videobefahrung sowie Bodensonaruntersuchung am 10. Oktober hatte ebenfalls keinen Erfolg. Es konnten keine Lebenszeichen festgestellt werden; auch ein Leichnam konnte nicht geortet werden.
Deshalb fand am 15. Oktober auf Anforderung der Kriminalpolizei eine Begehung durch zwei Blut- und Leichenspürhunde statt.
In der Beratung am 22. Oktober stellte die Kriminalpolizei dazu fest, dass die Leichenspürhunde im Bereich des Verbruchs ein deutliches Anzeigeverhalten zeigten. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist davon auszugehen, dass sich die vermisste Person unter dem Geröll im Verbruchbereich befindet. In Bewertung aller Informationen und Feststellungen muss davon ausgegangen werden, dass der Vermisste im stillgelegten Bergwerksstollen verunglückt ist.
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Das Ausmaß des Grubenbaus wird beleuchtet. Foto: Daniel Unger
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Es erfolgte eine ausführliche Erklärung. Foto: Daniel Unger
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Paul Reuter informiert über die vergangenen Suchen. Foto: Daniel Unger
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Die Stadtratssitzung der Stadt Annaberg-Buchholz informierte über den Vermisstenfall des 34-jährigen Oliver K. Foto: Archiv/ BLICK.de
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Ein komplexes System. Foto: Daniel Unger
Einschätzung und weitere Maßnahmen
Die Kriminalpolizei konstatiert, dass die bisherigen polizeilichen Maßnahmen zur Vermisstensuche ausgeschöpft sind. Anhaltpunkte, dass sich der Vermisste noch lebend im Stollen befindet, liegen nicht vor. Es besteht keine Möglichkeit, die genaue Lage des Leichnams unter dem Geröllhaufen ohne aufwändige technische Maßnahmen zu bestimmen. Nach Einschätzung des Oberbergamts ist eine Bergung der Leiche nur durch das Anlegen einer bergmännischen Teufe möglich.
Die Hoffnung, dass professionelle Sonar- oder Georadaruntersuchungen oder Bohrungen Hohlräume im Geröllhaufen identifizieren könnten, wurde nach fachlicher Beratung verworfen. Diese Methoden sind in der konkreten Situation nicht praktikabel und würden keine weiteren Erkenntnisse über die genaue Lage des Leichnams liefern. Die weiteren Kosten für eine Bergung werden auf insgesamt 380.000 bis 400.000 Euro geschätzt.
Bewertung durch die Beteiligten
Mit Bedauern muss die Stadt Annaberg-Buchholz vor diesem Hintergrund feststellen, dass eine Bergung der verstorbenen Person in diesem besonderen Fall unverhältnismäßig ist. Umstände, die eine Bergung zwingend erforderlich machen würden, liegen nicht vor.
Die Stadt wird das Gesundheitsamt kontaktieren, um die grundsätzliche Ausnahme von der Bestattungspflicht abzustimmen. Sollten von dort keine Einwände bestehen, werden keine weiteren Bergungsmaßnahmen eingeleitet.
Abschließende Bemerkungen
Die Stadt Annaberg-Buchholz betont nochmals, dass alle relevanten Stollen und Schächte in der Umgebung im Rahmen der zweitägigen Suchaktion überprüft wurden. Weitere mögliche Aufenthaltsorte des Vermissten konnten ausgeschlossen werden. In Kombination mit den Indizien, die von der Kriminalpolizei zusammengetragen wurden, muss mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass von dem Vermissten das letzte Lebenszeichen vom Sonntag, dem 6. Oktober festgestellt wurde und er zu einem nicht genau bestimmbaren Zeitpunkt die illegale Befahrung des Kippenhainer Stollns über einen selbst eingerichteten und gegrabenen Zugang begonnen hatte und infolge eines mutmaßlich von ihm selbst ausgelösten Verbruchs des Schachts tödlich verunfallt und sich der Leichnam unter dem Geröll im Schacht des Stollens in etwa 25 Meter Tiefe befindet.
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Die Stadtratssitzung der Stadt Annaberg-Buchholz informierte über den Vermisstenfall des 34-jährigen Oliver K. Foto: Archiv/ BLICK.de
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