Der Körper von Madeleine Jannasch produzierte 2003 durch das Cushingsyndrom zu viel Cortison, wodurch kein Calcium mehr in ihren Knochen eingelagert wurde. Seitdem ist die heute 47-Jährige aus Lauter-Bernsbach auf den Rollstuhl angewiesen. Sie hat gemeinsam mit Birgit Kaiser aus Schneeberg Bilanz gezogen, wie behindertengerecht Aue mitlerweile ist. Die 41-Jährige ist von Geburt an sehbehindert und heute auf dem rechten Auge komplett blind, auf dem linken erkennt sie nur noch Umrisse sowie Hell und Dunkel.
Erste Verbesserungen bereits geglückt
Beide mussten schon, wie viele andere Menschen mit Handicap auch, erleben, dass der Alltag oft eine Herausforderung darstellt. Ob die Gemeinden ihrer Verantwortung nachkommen und dahingehend ausreichende Anstrengungen unternehmen, haben die beiden Frauen in Aue getestet. Madeleine Jannasch erkennt, dass sich durch den Umbau der Bahnhöfe in Aue und Schwarzenberg, des Auer Rathauses und des Areals um das Helios Klinikum sowie der Absenkung von vielen Bordsteinen schon einiges getan hat, um die Stadt behindertengerechter zu machen.
Aber auch Probleme sind ihr nur zu bekannt: So sind eben leider noch nicht alle Bordsteine abgesenkt, was teilweise große Umwege mit sich bringt. Außerdem müssen die Türen zu den Arztpraxen in der Nicoleipassage per Hand geöffnet werden, lassen sich nicht feststellen und machen so das notwendige Einfahren rückwärts unmöglich. So ist sie immer auf Hilfe angewiesen. Post, Kino, Bürgerhaus und die Galerie der anderen Art, sind für Madeleine Jannasch überhaupt nicht erreichbar. Und auch der Winterdienst, sowie die nötige Beantragung einer Rollstuhlrampe bei RVE zur Nutzung der Busse stellen Schwierigkeiten dar, die es noch zu überwinden gilt.
Freie Fußwege und Ampelsignale als Wunsch
Birgit Kaiser hingegen stellt fest: "In den vergangenen Jahren hat sich für Sehbehinderte in Aue schon vieles zum Positiven verändert." So wurden beispielsweise die Geldautomaten teilweise mit Sprachausgabe und Tasten versehen und an Haltestellen steht eine Ansage zur Verfügung. Problematisch schätzt sie allerdings die fehlende Leitlinie am Auer Postplatz ein. So ist sie beim Einsteig in den Bus immer auf fremde Hilfe angewiesen oder muss mit dem Blindenstock den Einstieg ertasten.
Der dringlichste Wunsch von Birgit Kaiser, die seit 2010 im Verein Blinder und Sehbehinderter Aue-Schwarzenberg Mitglied ist, ist es, dass Fußwege nicht zugestellt werden und Ampeln mit akustischen und taktilen Signalen ausgestattet werden. "Das würde Blinden und Sehbehinderten das Leben erleichtern und deutlich mehr Sicherheit geben."
Es lässt sich somit das Fazit ziehen, dass in Aue schon einiges getan wurde, um die Stadt behindertengerechter zu gestalten. Allerdings gibt es noch viele kleine und große Baustellen, die gilt es, in Zukunft in Angriff zu nehmen.
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