Aue. Nachdem im dritten Teil des Saisonrückblicks der "Rekord-Männel" im Fokus stand, dreht sich heute alles um die, die am meisten gefehlt haben in der abgelaufen Saison: Die Fans. Das neue Erzgebirgsstadion ist für viele das zweite Wohnzimmer. Dort werden selbst die coolsten Typen zu den emotionalsten Menschen. Dort wird gelacht, geweint, geschrien und gemeinsam gesungen - normalerweise! In der vergangenen Spielzeit war alles anders. Deshalb wird die Saison 2020/2021 kaum ein Fußballfan vergessen: Sie geht als die Corona-Spielzeit in die Geschichte ein.
Lediglich drei Partien vor Anhängern
Nur drei Heimspiele fanden in dieser mit Zuschauern statt. Die Begegnung gegen die Spielvereinigung Greuther Fürth endete vor 999 Fans 1:1. Gegen Kiel erlebten 500 Fans ebenfalls 1:1. Der einzige Sieg unter Zuschauern wurde gegen den 1. FC Heidenheim gefeiert. 2:1 - durch Tore von Malcolm Cacutalua und Pascal Testroet - stand nach 90 Minuten auf der Anzeigetafel. Danach wurde es ruhig im Stadion und manch einer musste erst einmal verkraften, dass man bei Übertragungen im Fernsehen, jedes Schimpfen und Meckern und sogar die Anweisungen der Trainer hört. Dabei konnte sich kein Spieler, keine Verantwortungsträger in den Vereinen und erst recht keine Fans im März des vergangenen Jahres vorstellen, dass Geisterspiele zur ungeliebten Normalität werden.
"Leo" hat genug von den Geisterspielen
Daran gewöhnen wird sich Veilchen-Boss Helge Leonhardt nicht: "Es ist ein Zwang, dem wir uns beugen müssen. Aber es ist extrem bescheiden." Ohne die Zuschauer sei Fußball einfach kein Fußball. Neben diesem rein emotionalen Problem sieht der Veilchen-Boss auch ein wirtschaftliches: "Uns gehen je Spiel etwa 200.000 Euro durch die Lappen." Bei 17 Heimspielen in der Saison sind das fast 3,5 Millionen Euro Verlust.
Hinzu kommt eine Viertelmillion Euro, die für verpflichtende Tests ausgegeben. Anders als andere Clubs hat sich der FC Erzgebirge Aue ganz bewusst dafür entschieden, während der Geisterspiele auf Sparflamme zu fahren. So verzichtet der Kumpelverein ganz bewusst auf die Hymne "Zwei gekreuzten Hämmer" vor jedem Spiel. Auch die Tormusik wird nicht eingespielt: "Für wen auch", fragt Stadionsprecher Mario Dörfler, der sich für diese konsequente Handhabung stark gemacht hat.
Auswechslungen und Torschützen gibt er nahezu emotionslos durch. Dass der Fußball Sympathiepunkte eingebüßt hat, glaubt er nicht. Er ist davon überzeugt, dass das Stadion sofort wieder sehr gut gefüllt wäre, wenn es keine Einschränkungen gäbe. Die sinkende Inzidenz und der Fortschritt bei den Impfungen machen Hoffnung, dass der Saisonstart mit Zuschauern über die Bühne gehen könnte.
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