Gelenau. Am liebsten wäre Steven Richter gerade in Kolumbien. Nicht etwa, um dort Urlaub zu machen, sondern um bei der Weltmeisterschaft der U-20-Leichtathleten in Cali um eine Medaille zu kämpfen. Als deutscher Vizemeister im Kugelstoßen hatte sich der Weitenjäger des LV 90 Erzgebirge eigentlich für den internationalen Saisonhöhepunkt qualifiziert. Doch Tizian Lauria vom VfL Sindelfingen, der bei den deutschen U-20-Titelkämpfen zu spät gekommen, außer Wertung gestartet und dann die beste Weite erreicht hatte, ist vom Bundesausschuss Leistungssport nachträglich für Kolumbien nominiert worden. Und zwar statt Richter, dem somit nur die Zuschauerrolle in der Heimat bleibt.
Neue Motivation gefunden
"Ich habe die Entscheidung zunächst nicht verstanden. Aber ich bin niemandem böse, wenn sie sagen, dass sie sich mit Regeln begründen lässt", erklärt der 19-jährige Gelenauer. Nach dem entscheidenden Anruf habe er etwas gebraucht, um sich zu sammeln. Schon bald richtete er den Blick aber wieder nach vorn. "Jetzt wollte ich erst recht zeigen, was ich wirklich kann", sagt Richter und spielt damit auf seinen Start bei der Deutschen U-23-Meisterschaft kurz nach der WM-Entscheidung an. In Wattenscheid bekam es der LV-90-Athlet mit älterer Konkurrenz zu tun - und siegte dennoch souverän.
Fokus auf die EM gerichtet
Mit Wut im Bauch ließ er den 2 Kilogramm schweren Männer-Diskus 61,13 Meter weit fliegen - eine neue persönliche Bestleistung. Damit hatte Richter auf seinen Vereinskollegen Matteo Maulana (56,66 m), der als Zweiter den Doppelerfolg des LV 90 perfekt machte, rund viereinhalb Meter Vorsprung. Somit stellte der nationale Titelgewinn zumindest einen kleinen Trost dar - genau wie der Länderkampf in München, bei dem der Gelenauer Mitte August für die deutsche Auswahl nominiert wurde. Vor allem aber richtet der 19-Jährige den Blick jetzt schon auf die U-23-Europameisterschaft im kommenden Jahr, die er dann endlich als große Bühne nutzen will.