Geyer/Zwönitz. Wilder Mann, eine Holzskulptur und Wanderziel im Erzgebirge, ist eigentlich seit 1600 die Bezeichnung für ein Flurstück im Geyrischen Wald. Die Bezeichnung stammt aus dem Bergbau und galt für Fundorte, die wegen großen Wassereinbruchs oder anderer Naturhindernisse nicht weiter abgebaut werden konnten. Die erste Figur entstand etwa 1850. Waldarbeiter versahen einen Baumstamm mit einem groben Mannskopf, der sich etwa 30 Jahre hielt. Danach wurde die Gestalt vom Schnitz- und Grippenverein in Geyer immer wieder erneuert. Heute steht bereits die siebte Figur an dieser Stelle und ist ca. 2,50 Meter hoch. Jährlich am Pfingstsonntag zieht der bärtige Alte hunderte Spaziergänger an. Die Gestaltung und Wartung des Wilden Mannes obliegt den Mitgliedern des Schnitzerheims in Geyer.
Hier geht es zur Webseite des Schnitzvereins in Geyer: https://schnitzerheim-geyer.mein-verein.de/
Wie kam es eigentlich zur Tradition am "Wilder Mann"?
Nähere Angaben finden wir dazu in der vermutlichen Urkunde vom zweiten "Wilden Mann": "Ich, der Wilde Mann, wurde von der Forstverwaltung zu Geyer... angeregt, vom Schnitzverein unter Gottlob Liebigs Leitung ausgeführt und vom Erzgebirgsverein durch seinen Vorsitzenden, Lehrer Max Liesche, am 15. August 1920 früh 7 Uhr - einem herrlichen Sonntagmorgen - im Beisein zahlreicher Vereine und unter Teilnahme der Schuljugend, aus der Taufe gehoben."
Das sagt der "Wilde Mann" über seine eigene Geschichte
Mein Vorgänger mag in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts verschwunden sein. Er war gleich mir aus einem Baumstumpf gefertigt, doch trug er einen Napoleonhut statt meiner Schirmmütze. Ob ich das Abbild eines einsamen Menschen bin, der als Einheimischer oder Landfremder in Kriegs- und Pestzeiten vor Jahrhunderten hier in diesem Waldteil dem Weltgetriebe entfloh, vermag niemand zu sagen. Nun besitzt der Jungbrunnen der Sagenbildung wieder ein äußeres Zeichen.
Fest steht, dass einst Bergleute auch mein Waldgebiet nach wertvollen Erzen absuchten, um so ihr tägliches Brot zu verdienen. Doch nicht immer war ihnen der Berggeist wohl gesonnen. Plötzlich stürzten ihre Grubenbaue zusammen, oder sie wurden von wilden Wassereinbrüchen und giftigen Schwaden überrascht. Wurde das Tagwerk der Bergleute so zunichte gemacht, blieben die Gruben oft liegen und wurden fortan als "Wilder Mann" bezeichnet.
Die fortgesetzte Tradition des "Wilden Mannes"
Dem 2. "Wilden Mann" folgten bis jetzt noch fünf weitere Gesellen seiner Art (1933, 1953, 1965, 1986 und 2006). Sie alle wurden stets von den Geyerschen Schnitzern angefertigt und aufgestellt. Der jetzige, inzwischen 7. "Wilde Mann", wurde am 04. Juni 2006 aufgestellt. Er ist ca. 2,50 Meter groß und aus einem Kiefernstamm gefertigt.
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